Georgensgmünd
"Ich lasse mich nicht unterkriegen"

Marcel Schneider von der SPD hofft, noch über die Liste ins Maximilianeum einzuziehen

14.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr
"Ich bin ein Optimist", sagt Marcel Schneider über sich selbst und gibt sich - hier mit Geschäftsstellenleiterin Christine Appelt - zuversichtlich, noch über die Liste einen Platz im Landtag zu ergattern. −Foto: Steimle

Georgensgmünd (tsl) Keine Frage, es ist ein Debakel für die SPD: Nur noch fünftstärkste Kraft im Landtag, die ersten Prognosen dümpeln um die zehn Prozent.

Dennoch betritt Marcel Schneider den Saal im Bürgerhaus Krone in Georgensgmünd mit einem Lächeln im Gesicht. "Das Ergebnis ist desaströs", sagt er gleich zu Beginn, aber im Hinblick auf das Direktmandat, das er gewinnen will, "ist noch alles offen".

"Maßlose Enttäuschung", "Schockstarre", "schwerer Schlag für die Bayern-SPD" - die Sätze, die in der Live-Übertragung des Bayerischen Rundfunks fallen, spiegeln sich in den Gesichtern der SPD-Mitglieder wider, die zur Wahlveranstaltung gekommen sind. Überall fassungslose Gesichter, Kopfschütteln und Galgenhumor: "Lasst euch den Appetit nicht verderben", sagt ein Mann im roten Trachtenjanker zum Rother SPD-Stadtratsmitglied Andreas Buckreus und seiner Frau, denen gerade ihr Essen serviert wird. Die schütteln den Kopf. "Ein Jammer ist es trotzdem. "

Ben Schwarz, Bürgermeister von Georgensgmünd, überlegt derweil mit einem Augenzwinkern, ob er das SPD-Banner überhaupt entrollen soll. Denn die Hochrechnungen verheißen nichts Gutes und auch die ersten Ergebnisse, etwa aus dem Ortsteil Rittersbach, die er im Rathaus ausgedruckt hat, "bestätigen leider den bisherigen Trend" - es ist das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der bayerischen SPD. Man setze nun die Hoffnung darauf, dass die Landkreis-Kandidaten besser abschneiden als der bayerische Durchschnitt, sagt Schwarz, "das war in den vergangenen Jahren auch so", sagt er und hängt das Banner ins Fenster.

"Immerhin nicht einstellig", heißt es angesichts der zehn Prozent, die die Genossen zu diesem Zeitpunkt bayernweit noch auf sich vereinen können, aus dem Fernseher, was in der Krone mit ungläubigem Gelächter quittiert wird. "Immerhin sind wir drin", sagt jemand lakonisch.

Die Stimmung bessert sich, als Schneider um halb acht den Saal betritt. Der 48-Jährige macht zwar keinen Hehl daraus, "dass es ein desaströses Ergebnis ist, auch für den Landkreis Roth", gibt sich aber kämpferisch, als er den Bezirkstagskandidaten Sven Erhardt am Handy hat: 16 Prozent der Georgensgmünder Briefwähler haben für ihn gestimmt, "und alles Weitere warten wir jetzt mal ab". Die mittelfränkischen Genossen werden nurmehr vier Mandatsträger nach München schicken - und Schneider "bleibt positiv", dass er einer von ihnen sein wird.

Viele schöne Begegnungen habe er während des Wahlkampfs gehabt. Das bestätigt auch Schwarz, der sich bei Schneider für den engagierten Wahlkampf bedankt. "Es gelingt dir, die Menschen zu erreichen, du triffst den Ton. " Das gelingt Schneider auch an diesem Abend: "Schmerzhaft" sei das Ergebnis, er wolle es aber "mit Würde tragen". Vielleicht brauchen "wir diesen Klaps", um stärker wieder zurückzukommen.

Schockiert zeigt sich Schneider angesichts der Ergebnisse, die die AfD eingefahren hat. "Das erschreckt mich zutiefst. " In vielen der Gemeinden, in der die Partei hohe Gewinne verzeichnen kann, "gibt es gar keine Asylbewerber, ich frage mich, warum sie sich so abgehängt fühlen". Die AfD sei eine Gefahr für die Demokratie und für "Respekt und Toleranz", Werte für die er weiter einstehen wolle.

Egal wie die Ergebnisse, die aufgrund der Besonderheiten des bayerischen Wahlrechts erst heute bekanntgegeben werden, für Schneider letztlich ausfallen, er will der Landkreis-SPD treu bleiben. "Wir haben großartige Mitglieder. " Die Chancen seien noch da, auch im Bezirk für Sven Erhardt. "Ich lasse mich nicht unterkriegen. "