Freystadt
"Helfen ist für mich selbstverständlich"

Der 21-jährige Student Tobias Emmerling aus Neumarkt will für die Linkspartei in den Landtag

21.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:37 Uhr
Jung und hoffnungsvoll: Tobias Emmerling zieht für die Neumarkter Linke in die Landtagswahl. −Foto: Die Linke

Freystadt/Neumarkt (HK) Zehn Jahre alt ist der Kreisverband Neumarkt der Linkspartei und damit nur ein Jahr jünger als die Partei selbst. Jetzt schicken die Linken mit Tobias Emmerling aus Neumarkt einen sehr jungen Direktkandidaten ins Rennen um einen Sitz im Maximilianeum.

Der 21-jährige Neumarkter studiert aktuell Politikwissenschaft an der Universität in Regensburg und ab dem Wintersemester Philosophie. Nach dem Abitur vor drei Jahren am Willibald-Gluck-Gymnasium in Neumarkt hatte Emmerling zunächst für ein Jahr eine Vollzeitstelle als Mitarbeiter der Theaterleitung im Cineplex-Kino in Neumarkt angetreten. Von November 2016 bis Mai 2017 folgte ein Working-Holiday-Aufenthalt in Japan , wo Emmerling in Teilzeit als Servicekraft in einem Tokioter Nachtclub arbeitete.

Dann unterstützte er nach eigenen Angaben "intensivst" bis September den Bundestagswahlkampf der Linken im Wahlkreis Amberg-Neumarkt. Vor einem Jahr begann er dann im Oktober 2017 mit dem Studium der Politikwissenschaft. Nebenbei arbeitet er als Servicekraft im Cinemaxx-Kino in Regenburg. Im Dezember hatte sich die Linkspartei im Stimmkreis Neumarkt auf Tobias Emmerling als Landtagsdirektkandidat geeinigt, seit Januar ist er Kreissprecher.

"Die Flüchtlingskrise 2015 hat mich dazu bewegt, mich politisch zu engagieren", beschreibt er seine Motivation. "Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen, ist für mich selbstverständlich." Politisiert worden sei er schon recht früh durch die Erfahrungen seiner Kindheit. "Meine Mutter war alleinerziehend. Ich habe mitbekommen, wie schwer das Leben in so einer Situation als Opfer der Agenda 2010 ist", sagte er.

Für die Linke habe er sich entschieden, weil diese "wichtige Themen als einzige Partei ernsthaft anspricht". Emmerling nennt hier Fragen der sozialen Gerechtigkeit - Mieten, Altersarmut, Pflegenotstand und Umweltpolitik. "Die Linke kämpft für die Schwachen in der Gesellschaft und das glaubwürdig und seit über zehn Jahren", sagt er.

Mit seiner Kandidatur will der Neumarkter andere junge Menschen dazu motivieren, politisch aktiv zu werden und bedauert "das Desinteresse in weiten Teilen der Gesellschaft" an der Politik. "Das ist verheerend, da die Entscheidungen in der Politik alle betreffen, auch die ohne Interesse." Gibt es bezahlbaren Wohnraum? Werden die Menschen im Krankheitsfall gut umsorgt? Reicht im Alter das Geld zum Leben? Wie kommt man ohne Auto in den nächsten Ort? Diese Fragen würden auch vor dem Landkreis Neumarkt nicht Halt machen. Die damit verbundenen Missstände will er im Landtag "anprangern und für Lösungen werben".

Auch kommt ihm zufolge "in einem ländlich geprägtem Landkreis wie Neumarkt dem Ausbau der Infrastruktur und des Öffentlichen Personennahverkehrs große Bedeutung bei". "Wir brauchen auf lange Sicht einen kostenlosen ÖPNV - zum Wohle der Menschen und der Umwelt." Darüber werde in Großstädten bereits diskutiert, aber auch auf dem Land müsse man darüber diskutieren.

Seine persönlichen Schwerpunkte sieht Emmerling in der Innenpolitik. "Die CSU schränkt in den letzten Monaten immer mehr die Freiheit des Einzelnen ein." Die Novellierung des Polizeiaufgabengesetzes nennt er "ein Desaster". Damit werde die Mehrheit der Menschen unter Generalverdacht gestellt und die Polizei erhalte Befugnisse, die ihr nicht zustehen. Auch bezichtigt Emmerling die CSU "immer mehr gegen Minderheiten zu hetzen". Die Linke werde im Landtag das Bollwerk gegen jeden Rassismus sein.

Dafür sieht Emmerling derzeit auch gute Chancen. "Der aktuelle Bayerntrend sieht uns bei fünf Prozent. Damit wären wir im Landtag." Wenn es den Linken gelänge, gerade im konservativen Bayern und zu Zeiten des Rechtsrucks in den Landtag einzuziehen, wäre das ein Zeichen für ganz Europa.