Hilpoltstein
Große Diskrepanz zwischen Erst- und Zweitstimmen

Direktkandidaten im Landkreis Roth können vor allem in ihren Heimatorten punkten

15.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:40 Uhr

Hilpoltstein (HK) Der Landkreis Roth hat anders gewählt als der Durchschnitt der Bayern. CSU, SPD und Freie Wähler erreichten hier im Gesamtergebnis mehr Stimmen. Vor allem die Christsozialen dürfen sich freuen. Denn bei ihnen steht eine 40 vor dem Komma, während es bayernweit nur für - gemessen an den Ansprüchen der Partei - desaströse 37,5 Prozent gereicht hat.

40,8 Prozent der Wähler im Landkreis haben ihr Kreuzchen bei der CSU gemacht. Vor fünf Jahren waren es zwar noch 4,2 Prozent mehr, doch in der Region ist der Stimmenverlust nicht einmal halb so groß wie auf der bayernweiten Ebene.

Die SPD bleibt im Landkreis 0,7 Prozent über dem landesweiten Ergebnis. Das wird aber kaum ein Trost sein, denn 10,3 Prozent sind im Vergleich zu den 24,1 Prozent vor fünf Jahren ein bitterer Verlust. Die Freien Wähler haben im Landkreis 12,8 Prozent erreicht, das sind 1,8 mehr als 2013 und 1,3 Prozent mehr als in ganz Bayern. Bei den Grünen, der FDP und den Linken zeigt der Ausschlag im bayernweiten Vergleich nach unten. Am größten ist der Abstand bei den Grünen mit 14,9 zu bayernweiten 17,7 Prozent. Aber das dürfte angesichts des Wahlerfolgs eher nebensächlich sein. Die AfD bleibt im Landkreis nur ein halbes Prozent unter dem Bayernergebnis.

Schaut man sich die einzelnen Gemeinden und Städte an, gibt es klare Unterschiede zwischen den Erststimmen, mit denen der Direktkandidat gewählt wird, und den Zweitstimmen. Durch alle 16 Kommunen zieht sich die niedrigere Zahl für den Direktkandidaten Volker Bauer aus Kammerstein wie ein roter Faden.

Teilweise sind die Unterschiede sogar eklatant, wie beispielsweise in Röttenbach, wo der Unterschied von Erst- zu Zweitstimme sogar 17,8 Prozent beträgt. Aber das lässt sich sicherlich damit erklären, dass dort Thomas Schneider, Bürgermeister von den Freien Wählern, ebenfalls als Direktkandidat angetreten ist. Schneider brachte es hier auf 37,6 Prozent. Auch in Heideck und Hilpoltstein gehen die Erst- und Zweitstimmenergebnisse der CSU um jeweils mehr als zehn Prozentpunkte auseinander.

Teilweise deutlich lassen sich an der Ergebnistabelle die Wohnorte der Direktkandidaten ablesen, in der Regel haben sie dort am meisten Unterstützung erhalten. Allerdings gilt das nicht für den CSU-Mann Volker Bauer, der in Kammerstein zwar 40,7 Prozent erhielt, aber noch mehr konnte er in Rohr (44,9), in Greding (43,7) und in Abenberg (42,4) einheimsen. Das schlechteste Ergebnis gab es für Bauer eben in der FW-Hochburg Röttenbach, der Heimatgemeinde seines FW-Konkurrenten Thomas Schneider. Hier erhielt er nur 27,8 Prozent.

Obwohl Thomas Schneider in Röttenbach sehr stark war, hat er trotz seiner Bekanntheit insgesamt nur 15 Prozent der Stimmen sammeln können. Vor fünf Jahren hatte es der damalige Direktkandidat Hermann Kratzer aus Greding, der weit weniger bekannt war, auf 12,5 Prozent der Erststimmen gebracht.

Der Heimatort von Marcel Schneider (SPD) lässt sich ebenfalls klar aus der Tabelle herauslesen. In Rednitzhembach erhielt er 20,7 Prozent der Stimmen, während dort das Zweitstimmenergebnis auf weniger als zehn Prozent rutschte. Andere Gemeinden hingegen wussten anscheinend nur wenig mit dem Promifrisör anzufangen. In Thalmässing brachte er es gerade einmal auf 7,3 Prozent, in Spalt auf 6,9 und in Greding auf 4,7. Selbst in vermeintlichen SPD-Hochburgen wie Hilpoltstein kratzte die SPD nicht einmal an der Zehn-Prozent-Marke.

Der Wendelsteiner FDP-Mann Stefan Stromberger konnte nur in seinem Heimatort ein ordentliches Ergebnis einfahren, nämlich 7,3 Prozent, in allen anderen Gemeinden erreichte er maximal vier Prozent, in Spalt und Büchenbach sogar nur zwei.

Beim Grünen-Kandidaten Andreas Hofmann waren es nicht die Wählerinnen und Wähler seiner Heimatstadt Roth - er stammt aus dem Ortsteil Pruppach - die ihm das höchste Votum bescherten, sondern diejenigen aus Wendelstein (18,5 Prozent) und Hilpoltstein (17,2), in Roth waren es 15,7 Prozent der Erststimmen. Auch für ihn gab es, gemessen am bayernweiten Ergebnis von 17,7 Prozent, etliche Ausreißer nach unten: in Greding, Heideck und Röttenbach blieb Hofmann unter 9 Prozent. Das Gesamtergebnis von 14,3 Prozent ist allerdings hervorragend, denn für Hofmann ist es der zweite Anlauf als Direktkandidat, vor fünf Jahren bekam er nur 6,9 Prozent der Erststimmen.

Der AfD-Mann Ferdinand Mang, der insgesamt 10 Prozent einfuhr, steigerte dieses Ergebnis in seinem Heimatort Allersberg auf 11,9 Prozent, die gleiche Zahl erhielt er auch in Roth. Am wenigsten beliebt scheint er in Hilpoltstein, dort erhielt Mang nur 7 Prozent der Stimmen.

Die Wahlbeteiligung im Landkreis Roth lag am Sonntag bei 75,4 Prozent, bayernweit waren es 3,4 Prozent weniger. Auch hier lassen sich im Landkreis Gegensätze erkennen, denn in Roth gingen nur 68,3 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne, in Kammerstein waren es 82,2 Prozent.
 

Monika Meyer