Roth
Frühschoppen mit Ude

Münchens Ex-Oberbürgermeister kritisiert auf dem Rother Marktplatz Söders Kreuzerlass

09.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:36 Uhr
SPD-Frühschoppen mit prominentem Gast: Münchens Ex-Oberbürgermeister Christian Ude (rechts) auf dem Rother Marktplatz im Gespräch mit Marcel Schneider, Sven Ehrhardt und Andreas Buckreus (von links). −Foto: Tschapka

Roth (HK) Am Samstagvormittag war der Rother Marktplatz voll mit Ständen der Parteien, die um die Stimmen für die Wahlen am 14. Oktober kämpften. Mit dem ehemaligen Münchner Oberbürgermeister Christian Ude hatte sich dabei die SPD das wohl prominenteste Wahlkampf-Zugpferd des Tages eingeladen.

Ude, bei der Landtagswahl 2013 Spitzenkandidat der bayerischen Sozialdemokraten, traf sich mit dem SPD-Landtagskandidaten Marcel Schneider und dem Bezirkstagskandidaten Sven Ehrhardt zu einem politischen Frühschoppen im "Goldenen Schwan". Und obwohl in der Landeshauptstadt gerade das Oktoberfest gefeiert wurde, reiste der politische Unruheständler jedoch aus Nürnberg mit der Bahn an. Wenngleich mit Verspätung, denn die komplette Strecke zwischen Nürnberg und Schwabach war eine gute Stunde lang gesperrt. Aber gegen Mittag konnte der Polit-Talk mit Weißwurstfrühstück endlich losgehen.

Der Sprecher der Rother SPD-Stadtratsfraktion, Andreas Buckreus, begrüßte Ude und alle politisch Interessierten auf dem "schönen Rother Marktplatz, der ohne die Rother SPD ein einziger großer Parkplatz wäre", wie Buckreus erklärte. Und Sven Ehrhard zitierte zu Beginn aus Udes neuesten Buch "Die Alternative oder: Macht endlich Politik!". Dass er das Wettern gegen die CSU nicht verlernt hat, zeigte Ude auch in Roth. Auf die Frage, wie Bayern denn aussehen würde, wäre er 2013 zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt worden und nicht Horst Seehofer. Ude holte tief Luft und legte los: "Wir hätten auf alle Fälle ein angenehmeres und offeneres politisches Klima im Freistaat geschafften als die CSU." Man hätte sich mehr mit Sachfragen beschäftigt, und nicht mit so albernen Ideen wie dem Kreuzerlass, der vielen Christen in ganz Bayern vor den Kopf gestoßen habe. Immerhin hätte es Söder geschafft, innerhalb weniger Monate zum unbeliebtesten Ministerpräsident in ganz Deutschland zu werden. "Diese Leistung kann man wirklich als Bavaria One bezeichnen", spottete Ude.

Zu seiner aktiven Zeit wäre es unvorstellbar gewesen, die CSU in Bayern unter 40 Prozent zu sehen. Dass diese jetzt nur noch bei knapp 35 Prozent liegen würde, sei kein Wunder, wenn man den Ton in der politischen Debatte so vergifte und beispielsweise von "Asyltourismus" spreche. "Menschenverachtend", sei das, schimpfte Ude. Die SPD würde für einen humanen und toleranten Umgang mit Minderheiten stehen und nicht für so einen aggressiven und feindseligen wie die CSU.

Klar sei aber auch, dass man als SPD derzeit "nicht im Glashaus sitzt, aus dem man unbeschwert Steine werfen kann", meinte der ehemalige Oberbürgermeister. Da hat Ude recht, denn die bayerischen Sozialdemokraten kommen in Umfragen derzeit auf gerade einmal zwölf Prozent, was, sollte sich dies bei der Wahl bewahrheiten, ihr historisch schlechtestes Ergebnis darstellen würde. Unter Ude lag die SPD noch bei 20,6 Prozent.

Tobias Tschapka