Landkreis Roth
Die U-Bahn nach Allersberg und Häuser höher bauen

Podiumsdiskussion mit sieben Landtagsabgeordneten zum Thema Energiewende - Viele Stimmen gegen 10H-Regelung

17.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:39 Uhr
Den begehrten Recall-Zettel gibt es trotz unterschiedlicher Positionen für alle sieben Landtagskandidaten, die sich beim Energietag in Kammerstein der Podiumsdiskussion stellen. Von links mit Schild: Tino Schwarz (Linke), Roland Wolkersdorfer (ÖDP), Andreas Hofmann (Grüne), Stefan Stromberger (FDP), Volker Bauer (CSU), Thomas Schneider (Freie Wähler) und Marcel Schneider (SPD), Moderiert hat die Runde de rFilmemacher und Solar-Preisträger Frank Farenski. (2. v. l.). −Foto: Schmitt

Kammerstein (HK) Ernstes Thema, unterhaltsame Darstellung: Zum Abschluss des Kammersteiner Energietags haben sich am Sonntag sieben Direktkandidaten aus dem Landkreis Roth für die Landtagswahl einer Podiumsdiskussion zum Thema "Energiewende in Bayern" gestellt.

Unter der humorvollen und zugleich kompetenten Leitung des Filmemachers und Solar-Preisträgers Frank Farenski waren es drei Hauptfelder, zu denen die Kandidaten Stellung nehmen sollte: Die Zukunft der 10H-Regelung für Windräder, die Fahrverbote für Autos und der Flächenverbrauch.

Die Antworten der Kandidaten wurden dabei auch bewertet. Denn die Diskussion war nach dem Vorbild einer Casting-Show gestaltet. "Deutschland sucht den Super-Energiewender" lautete das Motto. Andrea Dornisch, Hermann Lorenz und Werner Emmer vom Energiewendeverein Energiebündel Roth -Schwabach gingen als Jury mit Ampel-Bewertung zu Werke. Obwohl dabei mancher Kandidat durchaus Rot sah und die Jury mitunter einen "Eierkurs" kritisierte, erhielten am Ende alle Landtagskandidaten den begehrten Recall-Zettel. Ein Kunstgriff machte es möglich. "Alle müssen dabei bleiben", begründete Werner Emmer die Entscheidung, "weil wir die Energiewende ausschließlich gemeinsam schaffen werden".

Der amtierende Landtagsabgeordnete Volker Bauer (CSU) wollte sich in Sachen Abstandsregelung für Windräder nicht für eine Seite entscheiden. "Kommunen dürfen davon abweichen", sagte er zunächst zur Rechtslage. Eine Änderung auf Landesebene wollte er aber auch nicht völlig ausschließen. "Wenn es eine Koalition geben sollte, wird es zu einem Kompromiss kommen müssen", so Bauer. Fahrverbote für Dieselautos lehnte der CSU-Politiker ab. Und die Eindämmung des Flächenverbrauchs fand er angesichts des Zustroms nach Bayern schwierig. "Alle wollen wohnen, arbeiten, Auto fahren und Freizeit genießen", so Bauers Begründung. Zugleich wies er auf die Erfolge bayerischer Klimaschutzpolitik hin. "Der Freistaat hat den Anteil regenerativer Energien innerhalb von zehn Jahren auf 50 Prozent verdoppelt, bis 2050 wird er bei 100 Prozent liegen", so Bauer.

Für SPD-Kandidat Marcel Schneider muss die Abstandsregelung von der Wohnbebauung für Windräder auf jeden Fall reduziert werden. "10H ist nicht tragbar." In Sachen Diesel sieht der Rednitzhembacher die Autoindustrie in der Pflicht. Flächen neu zu versiegeln, findet er im ländlichen Raum jedenfalls dann nicht problematisch, wenn es um sozialen Wohnungsbau geht. Zugleich sprach er sich deutlich für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs aus und verurteilte Stromerzeugung aus Braunkohle. "Die Energiewende muss möglich sein, bis 2040 müssen wir einen Weg finden", sagt Schneider.

Für Thomas Schneider, Bürgermeister Röttenbachs und Landtagskandidat der Freien Wähler, ist die Energiewende ebenfalls ein Muss. "Dafür sollten wir unverzüglich an allen Schrauben drehen", erklärte er. Fahrverboten steht er kritisch gegenüber, wollte in Sachen Verkehr aber ohnehin mehr Güter auf die Schiene bringen. Flächenfresser sind für Thomas Schneider vor allem neue Gewerbegebiete. Als Gegenmaßnahme hält er kommunale Zusammenarbeit für sinnvoll wie sie Spalt, Georgensgmünd und Röttenbach praktizierten. "Dann entsteht kein Wettbewerb, sondern alle profitieren", sagte Schneider.

Am leichtesten in der Runde hatte es Andreas Hoffmann. Der Kandidat der Grünen will die 10H-Regelung für Windräder abschaffen, so schnell wie möglich zu 100 Prozent erneuerbare Energie erzeugen und er tritt entschieden für eine Mobilitätswende ein. Dazu denkt er in ganz großen Kreisen. "Warum nicht eine U-Bahn mit einem Ast nach Kornburg-Wendelstein-Allersberg und einem zweiten nach Leerstetten und Schwand", so Hofmanns Vorschlag. "Das kostet viel weniger als Buddeln in Nürnberg und bringt unmittelbar Autos von der Straße."

FDP-Mann Stefan Stromberger setzt auf Forschung und innovative Ideen. "Umweltschutz darf nicht ideologisch betrachtet werden", so lautet seine Hauptforderung. Er will die Bürger nicht belasten, sondern das Verursacherprinzip zur Geltung bringen. Fahrverbote lehnt er deshalb ab. Um Flächenversiegelung zu reduzieren, will er "in die Höhe bauen". Über allem stehen Stromberger zufolge jedoch Lösungen durch "Fortschritt und Innovation".

Timo Schwarz von der Linkspartei ist sich in einem Punkt mit dem FDP-Kandidaten einig. Auch er will höhere Häuser bauen, um den Flächenverbrauch nicht ausufern zu lassen. "Wir müssen aufhören Kohlendioxid zu produzieren", lautete sein Appell. Dazu brauche man den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die 10H-Relegung will Schwarz abschaffen. Zur Verringerung der Feinstaubbelastung in den Städten spricht er sich für er eine Hardware-Nachrüstung durch die Autobauer aus.

Roland Wolkersdorfer von der ÖDP erklärte, zentraler Punkt im Programm seiner Partei sei die Energiewende. Die ÖDP wolle die 10H-Regelung abschaffen und die E-Mobilität ausbauen. "Auch Fahrverbote stehen im Programm", sagte er", "denn Gesundheit geht vor". Gegen "übermäßige Flächenversiegelung" will er ebenfalls zu Felde ziehen. Denn sie sei in Verbindung mit Starkregenereignissen mittlerweile die Hauptursache für Überschwemmungen.

Schließlich sollte die Kandidaten noch erklären, wie sie zu einer Photovoltaik-Pflicht für die Dächer von Neubauten stehe. CSU, SPD, Freie Wähler und FDP lehnten das ab. Grüne, ÖDP und Linke befürworteten dies.