"Eigentlich sowieso immer eine Grüne"

16.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:36 Uhr

"Ich sage, was ich mache und mache, was ich sage." Ursula Burkhardt steht für eine authentische und glaubwürdige grüne Politik. - Foto: Harms

Hilpoltstein/Spalt (mlh) Wie ein Relikt aus besseren politischen Zeiten wirkt sie. Kein Relikt das veraltet und nicht mehr aktuell ist, im Gegenteil, eher wie ein Symbol für Kontinuität und Authentizität. Ursula Burkhardt kandidiert als Direktkandidatin der Grünen für den Landtag.

Die 60-Jährige ist in Nürnberg geboren, die Eltern sind Flüchtlinge aus Ostpreußen. "Anfangs waren wir sehr isoliert", beschreibt sie die Situation und macht damit auch gleich einen ihrer politischen Standpunkte klar: Der menschenwürdige Umgang mit Asylbewerbern liegt ihr sehr am Herzen.

Das spiegelt sich auch in ihrer Arbeit wider, denn tätig ist Burkhardt in der Erwachsenenbildung und lehrt in Nürnberg Deutsch als Fremdsprache. Außerdem gibt sie ehrenamtlich Flüchtlingskindern Sprachkurse.

Nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte in Tübingen promovierte sie. Seit 26 Jahren lebt Burkhardt in Spalt, seit 39 Jahren ist sie verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Ihr Sohn war früher bei den Grünen aktiv. "Ich trete in seine Fußstapfen", scherzt sie.

"Zu Willy-Brandt-Zeiten bin ich der SPD beigetreten", schildert sie ihre politische Karriere. 1992 trat sie wegen des umstrittenen Asylrechts wieder aus. "Ich habe ja am eigenen Leib erfahren, wie wichtig eine anständige Asylpolitik ist." In dieser Zeit hätten sich die Sozialdemokraten "sehr schäbig" verhalten, kritisiert sie.

"Und eigentlich war ich sowieso immer eine Grüne", begründet sie ihren Parteieintritt im Jahr 2002. Sobald er auf dem Markt war, habe sie atomstromfreien Strom bezogen, Recycling-Papier gekauft und fair gehandelten Kaffee. "Der letzte Schritt war dann der Parteieintritt."

Seit zwei Jahren ist Ursula Burkhardt nun im Kreisvorstand und seit März im Kreistag. Im Landtag will sie sich vor allem um die Integrations- und Flüchtlingspolitik kümmern, als zweiten Schwerpunkt nennt sie die Kultur. "Das ist ein sehr wichtiger – und oft unterschätzter – sozialer Faktor."

"Am Schlimmsten" sei für sie, "wenn anders geredet wird, als gehandelt." Als Beispiel nennt sie bei Angela Merkel die Klimaschutzpolitik. Und auch die Haltung zum Terrorismus kritisiert sie: "Hier werden die Grundrechte im Namen der Sicherheit massiv beschränkt. Die Freiheit stirbt mit der Sicherheit".

In Bayern wünsche sie sich ein Gentechnikverbot und eine gesetzliche Grenze beim CO2-Ausstoß von Autos. Der Verkehr sei schließlich zu einem großen Teil Ländersache.

Wie die Bildungspolitik. Hier sollten nach Burkhardts Ansicht die Schulen mehr Freiheit haben. "Hier gibt es ja schon das Paradebeispiel der Thalmässinger Grund- und Volksschule". Dort werden die Schüler in Lerngruppen, entsprechend ihren Fähigkeiten, unterrichtet und können ihren qualifizierenden Hauptschulabschluss und ihren Realschulabschluss machen. "Hier sieht man, dass Lernen noch Spaß machen kann."

Die Hauptaussage der Grünen-Kandidatin wirkt ebenfalls wie ein Relikt im heutigen Politikbetrieb: "Ich sage, was ich mache und mache, was ich sage." Zwar beschreiben sich so die meisten Politiker, doch Ursula Burkhardt glaubt man es sogar.