Hilpoltstein
Stacheliger Überlebenskünstler

"Igel in Bayern": Bürgerforscher-Projekt des Landesbundes für Vogelschutz geht in die vierte Runde

03.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:37 Uhr
Der Winterschlaf ist zu Ende: Die ersten Igel sind jetzt in der Natur zu entdecken. −Foto: LBV

Hilpoltstein (HK) Die wärmeren Temperaturen locken zur Zeit die ersten Igelmännchen aus ihren Winterquartieren. Alle bayerischen Naturfreunde sind deshalb aufgerufen, ab sofort jeden beobachteten Igel dem Landesbund für Vogelschutz zu melden.

Schon seit 2015 versuchen die Naturschützer mit dem erfolgreichen Bürgerforscher-Projekt "Igel in Bayern" mehr über die Gartenbewohner herauszufinden. In den ersten drei Projektjahren haben bereits über 62000 Teilnehmer insgesamt mehr als 80000 Igel gemeldet. Dabei zeigte sich: "Igel sind flexibel, anpassungsfähig und wahre Überlebenskünstler, aber ihre Gesamtsituation ist bedenklich, was die Aufnahme in die Rote Liste bedrohter Säugetiere zeigt", sagt LBV-Igelexpertin Martina Gehret. Auch im vierten Projektjahr sollen weitere wertvolle Daten mit Hilfe der Bevölkerung gesammelt werden. Deshalb sind ab jetzt bis Ende Herbst wieder alle Bayern dazu aufgerufen, lebendige und aber tote Igel im Internet unter www.igel-in-bayern.de melden.

Die steigenden Temperaturen und die länger werdenden Tage lassen die bayerischen Igel in den kommenden Wochen aus dem Winterschlaf erwachen. Wann genau die Tiere aufwachen, hängt neben dem Wetter auch mit dem Standort ihres Schlafplatzes zusammen. "Uns haben bereits mehrere Meldungen von umherwandernden Igeln erreicht", berichtet Gehret. "Einige Igel wachen bei den milden Temperaturen auf und suchen sich nur ein anderes Quartier, in dem sie dann bis in den April weiterschlafen". Igelweibchen schlafen dabei länger als Igelmännchen. Es kann jedoch vorkommen, dass einzelne Igelmännchen ihren Winterschlaf bereits jetzt beenden und aktiv bleiben.

"Das Erste, was Igel nach dem Winterschlaf haben, ist Durst", sagt die LBV-Expertin. Allen Überwinterungshelfern empfiehlt sie deshalb, eine Wasserstelle für die Igel bereit zu stellen. "Und solange sie in der Natur noch nicht genug Nahrung finden, ist es unproblematisch, die Überlebenskünstler mit etwas Futter zu unterstützen, bis sie je nach Wetter gegen Ende April wieder genügend Insekten finden", so Gehret weiter. Die Auswertungen der ersten drei Projektjahre zeigen, dass der Igel in Bayern vor allem im Siedlungsbereich und in unseren Gärten vorkommt. "Dazu hat der Igel eine ganz neue Überlebensstrategie entwickelt ? und die heißt Müll", sagt Gehret. Dieses Nahrungsangebot ist zwar ungesund für den Igel, dafür aber schier unerschöpflich. Trotz solcher Strategien ist die Situation für den Igel in Bayern insgesamt bedenklich. Als Insektenfresser leidet er laut Landesbund für Vogelschutz nicht nur unter dem extremen Rückgang von Insekten auf den intensiv bewirtschafteten Flächen der bayerischen Kulturlandschaft. "Großflächige Baumaßnahmen, Versiegelung, erhöhter Straßenverkehr, Gifteinsatz und eine vermehrte Parasitenbelastung machen dem Igel schwer zu schaffen", so lauten weitere Ergebnisse des Bürgerforscher-Projekts. Die Aufnahme des Igels in die Vorwarnliste der Roten Liste bayerischer Säugetiere unterstreicht seine bedenkliche Gesamtsituation.