Hilpoltstein
Kunst im öffentlichen Raum als Nahrung für die Seele

Sonderausstellung der Finalisten des Hilpoltsteiner Kunstwettbewerbs in der Residenz eröffnet

14.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:12 Uhr
Freuen sich bei der Vernissage über den gelungenen Kunstwettbewerb in Hilpoltstein: Die stellvertretende Bürgermeisterin Ulla Dietzel, der Sieger des Kunstwettbewerbs Robert Kessler, Michael von Brentano, Bernd Wagenhäuser, Gregor Passens und Kulturamtsleiterin Kathrin Blomeier (v.l.). −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) Die Stadt Hilpoltstein hatte jüngst ihren ersten, bayernweiten Kunstwettbewerb für bildhauerische Kunst im öffentlichen Raum ausgelobt.

Bei einer Vernissage in der Residenz haben die vier Finalisten des Wettbewerbs ihre Werke vorgestellt.

Das erstplatzierte Kunstwerk, das aus dem Wettbewerb hervorging, wird an exponierter Stelle vor der Residenz ein markanter Teil des Stadtbildes werden. Es heißt "Mutes Flügel". Der renommierte Künstler Robert Kessler aus Aschaffenburg verwirklicht es bis zum Sommer.

Vier Finalisten reichten bei dem Kunstwettbewerb ihre Entwürfe ein, die sie eigens für Hilpoltstein erarbeitet haben. In einer gemeinsamen Kunstausstellung in der Residenz, die noch bis zum 20. Juli zu sehen ist, stellen sich die vier Künstler und ihre Werke vor und geben einen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen. Musikalisch umrahmten die Ausstellungseröffnung die beiden Violinistinnen Laura Dotzer und Thalia Hellfritsch sowie Burkhardt Freimuth, der Leiter der Musikschule Hilpoltstein, am elektrischen Klavier.

Stellvertretende Bürgermeisterin Ulla Dietzel wies darauf hin, dass aus 61 Bewerbungen vier Finalisten von einer fünfköpfigen Fachjury ausgewählt worden waren: Gregor Passens, Robert Kessler, Michael von Brentano und Bernd Wagenhäuser. Die Entscheidung für den Entwurf "Mutes Flügel" sei nicht einfach gewesen. "Am liebsten hätten wir vier Preise vergeben, denn alle Finalisten sind hochkarätige Künstler, die hervorragende Entwürfe abgegeben haben", versicherte Ulla Dietzel. "Wir haben uns deshalb entschlossen, dass die Finalisten in einer Sonderausstellung einen Einblick in ihre Werke geben können. "

In einigen Wochen werde die Skulptur "Mutes Flügel" von Robert Kessler der Stadt Hilpoltstein ein neues Bild geben, sagte Dietzel. Das Kunstwerk stehe dann schräg gegenüber dem Brunnenmännlein. "Kunst im öffentlichen Raum ist ein Stück Identität, Unverwechselbarkeit und Nahrung für die Seele", hob Ulla Dietzel hervor, "sie begegnet uns im Alltag, bereichert uns und unsere Gäste. "

"Vor zwei Jahren kam Kathrin Blomeier auf uns zu und informierte sich über Kunst im öffentlichen Raum", sagte Helge Wütscher, Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) Nürnberg, der als beratender Partner und Jurymitglied tätig war. "Wir sagten ihr: Lassen Sie sich auf das Abenteuer eines Wettbewerbs ein, um auch unbekannten Künstlern eine Chance zu geben. "

Der Erfolg habe diesem Wunsch recht gegeben. "Es sind großartige Kunstwerke ausgestellt", sagte Wütscher erfreut. "Wir sind alle sehr glücklich mit diesen Kunstwerken. " Sie enthielten "viele tolle Ansätze und Anregungen". Vielleicht gebe es in der Zukunft noch weitere ähnliche Wettbewerbe in der Burgstadt. Ulla Dietzel zeigte sich offen für diesen Wunsch: "Wir hoffen, dass wir noch das eine oder andere Kunstwerk im öffentlichen Raum aufstellen können. "

Abschließend hatten die vier Finalisten Gelegenheit, sich und ihre Kunst vorzustellen. Unter dem Titel "Geheimpfade der Natur" fasst Gregor Passens eine Reihe von jüngeren Arbeiten zusammen, die sich um die ambivalente Ausgestaltung des Bären - furchterregender Grizzly versus kuscheliger Teddybär - drehen. Gregor Passens, geboren 1974, lebt und arbeitet in München.

Die Bewegung spielt in der Kunst von Robert Kessler eine bedeutende Rolle. In seinen Werken begreift er sie als soziale Plastik der Interaktion. Für Hilpoltstein erschuf er die interaktive Großplastik "Mutes Flügel": Mitten aus dem Platz vor der Residenz heraus erwachsen zwei aufstrebende Flügelschwingen aus Edelstahl, die zu einzelnen Federn stilisiert mehr als dreieinhalb Meter in den Himmel ragen.

Die Federn sind farbig lackiert und simulieren die Spiegelung des Himmelsblau in ihnen. Damit bilden sie einen starken Kontrast zu den warmen Sandsteintönen ihrer Umgebung. Die Schwingen formen eine Schlaufe, die bodenbündig zusammenläuft. In sie kann sich der Betrachter hineinstellen, sich im polierten Edelstahl selbst reflektieren, Mut fassen oder Zuversicht schöpfen. Das Gewinnerkunstwerk "Mutes Flügel" stellt den Mut als positive, gestaltende Kraft dar. Robert Kessler, geboren 1956, lebt und arbeitet in Aschaffenburg.

Unter dem Motto "Mythos und Idylle" stellt Michael von Brentano heimische Wildtiere wie Gämse, Steinböcke und Hirsche als Symbole für ein ungezügeltes und freies Leben in der Wildnis dar und präsentiert sie in einer Retro-Vitrine aus den 1950er Jahren. Als pseudobarocke Schnitzwerke arrivierten sie in den 1950er Jahren zu beliebten Kleinskulpturen in den Wohnzimmerschränken der Republik. Ihr Anblick befriedigte die Sehnsucht nach einer heilen Welt, in der das wilde Tier trotz alpiner Gefahren frei und ungebunden umherstreift. Michael von Brentano, geboren 1960, lebt und arbeitet in Seeshaupt.

Bernd Wagenhäuser zeigt in seiner mit "Eisen und Bütten" betitelten Ausstellung von Atelierwerken einen Querschnitt aus drei Arbeitsserien. Im Residenzgarten stehen unter freiem Himmel die "Scheiben" aus einer Serie der 1990er Jahre. In der Landschaft wirken diese Scheiben, als ob sie im Moment der Betrachtung in rollender Bewegung wären. Bernd Wagenhäuser, geboren 1953, lebt und arbeitet in Bamberg.

Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr, Freitag von 9 bis 15 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr, Pfingstmarktsonntag, 2. Juni, von 13 bis 17 Uhr.