Rittersbach
Kulinarische Praktika in der ganzen Welt

Julia Böbel aus Rittersbach sammelt im Ausland Berufserfahrung und macht ein duales Studium

20.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:02 Uhr
Arbeiten in Irland: Julia Böbel macht ein Praktikum bei Tim McCarthy (rechts) in Kanturk. Ihr Vater Claus Böbel (Mitte) besucht sie. −Foto: Foto: privat

Rittersbach (HK) Was haben Porterhouse-Steak, Fleischfondue in Brühe, mit Hackfleisch gefüllte Krautwickel und Lammprodukte gemeinsam?

Sie alle begleiteten Julia Böbel auf ihrer Reise durch vier Nationen. Nachdem die junge Frau aus dem Landkreis Roth vergangenes Jahr ihr Abitur in der Tasche hatte, wollte sie die Welt bereisen. Aber nicht einfach nur am Strand liegen und Cocktails schlürfen, sondern etwas Sinnvolles tun. Ihr Vater Claus Böbel, Inhaber der gleichnamigen Metzgerei in Rittersbach, brachte sie schließlich auf die Idee, Praktika in verschiedenen Ländern zu absolvieren.

Nach Google-Recherchen, etlichen Bewerbungsmails und einer logistischen Herausforderung standen dann jeweils dreimonatige Praktika in den USA, Rumänien, Irland und der französischsprachigen Schweiz auf dem Plan. Während ihrer Arbeit in Metzgereien, Gaststätten und Food Trucks konnte Julia nicht nur tolle Rezepte und Techniken mit nach Hause bringen. Ganz nebenbei hat sie ihre Englisch- und Französischkenntnisse aufgebessert sowie interkulturelle Erfahrungen gesammelt.

Dazu kommt, dass Julia nach ihrer Reise nicht einfach nur ein Studium beginnt. Vielmehr kombiniert sie eine Metzgerausbildung in Hannover mit einem Studium zur Lebensmittelmanagerin in Triesdorf. Dieser Mix aus handwerklicher Ausbildung und Studium ist - zumindest was das Fleischerhandwerk angeht - in Deutschland einzigartig. "Der bürokratische Aufwand war aber auch immens", weiß Claus Böbel, der selbst ausbildet und auch immer wieder internationale Praktikanten bei sich im Betrieb beherbergt. Nach viereinhalb Jahren hat die ambitionierte junge Frau dann einen Bachelor und ist gleichzeitig Fleischergesellin.

Kulinarische Highlights waren für Julia unter anderem ein Grund, die Praktika zu absolvieren und auf Reisen zu gehen. t.

Seit ein paar Jahren entscheiden sich immer mehr junge Menschen für ein Studium und damit gegen eine betriebliche Ausbildung. Felix Lehnhoff von der Unternehmerfabrik ist der Ansicht, dass diese Entwicklung die Nachwuchssorgen im Handwerk noch verschärft. Der Wirtschaftsförderer könnte sich deshalb gut vorstellen, dass das Modell duales Studium auch für Handwerksbetriebe Schule macht. Stefan Forster vom Regionalmanagement Landkreis Roth hat zum Thema eine Web-App erstellt, um Betrieben im Landkreis, die ein duales Studium anbieten, eine Plattform zu geben (www. landkreis-roth. de/duales-studium).