Greding
Krippe schließt Tür zum sozialen Leben auf

Kirchlicher Segen für die neue Einrichtung - Erzieherinnen als Gärtnerinnen der kleinen Seelen

15.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
  −Foto: Karch

Greding (HK) Die Sonne hat mit den Kindern um die Wette gelacht: Bei strahlendem Sonnenschein ist die neue katholische Kinderkrippe in Greding eingeweiht worden. Da trübte auch ein Gewitter die Stimmung nicht. Aber auch die Verantwortlichen haben gestrahlt, ist mit dem Bau der Krippe für 36 Kinder doch ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen.

"Die Kinder stehen heute im Mittelpunkt", macht Generalvikar Isidor Vollnhals gleich zu Beginn des Gottesdienstes deutlich. Und die Kinder verhalten sich während des Gottesdienstes mit Segnung der Krippe auch mustergültig, hören zu, singen voll Inbrunst ihre Lieder und gestalten den Gottesdienst mit. Das Freigelände zwischen Kindergarten St. Martin und neuer Kinderkrippe bietet sich für das große Fest geradezu an.

Felicitas und Patricia bringen einen großen Schlüssel nach vorne: Dieses Symbol zieht sich wie ein roter Faden durch Predigt und Grußworte. An die Worte Jesu "Ich bin die Tür, wer durch mich hineingeht, hat die Tür zum Leben" knüpft Generalvikar Isidor Vollnhals in seiner Predigt an. Mit diesem Schlüssel sollen die Herzen der Kinder aufgeschlossen und sie fürs soziale Leben vorbereitet werden. Die Kinder könnten hier lernen, ihre eigene Bedürfnisse auch einmal hintenan zu stellen.

In der Kindertagesstätte begegneten sie zudem der christlichen Botschaft, Martinsfeiern zum Beispiel seien wichtige Schlüsselerlebnisse für die Kinder. "Die Kirche muss wie der heilige Martin einen Mantel bereitstellen." Der Schlüssel lädt laut Vollnhals auch zu einer neuen Wertschätzung für die Erziehung ein. Das Urvertrauen, das die Eltern vermittelten, setze sich in den Kindertagesstätten fort. Deshalb sei die Tätigkeit der Erzieher so wichtig. Und deshalb sei es auch gut, dass deren Berufsprofil verstärkt in den Blick genommen werde. "Hier muss investiert werden, damit Kinder Prägung erfahren", unterstreicht der Generalvikar. Er hebt die gute Zusammenarbeit zwischen Kommune und Kirche beim Bau der neuen Krippe hervor. "Man muss wertschätzen, was Kommune und Kirche für die Erziehung aufwenden."

Zusammen mit Generalvikar Isidor Vollnhals und Diakon Bernhard Bäumler machen sich Dorothea, Julian und Gabriel auf den Weg. Sie haben drei Kreuze dabei, für jeden Gruppenraum eines. Diese Kreuze werden vom Generalvikar beim Rundgang durch das Gebäude gesegnet.

Viel Mühe haben die Architekten und Planer aufgewendet, beteuert Architekt Elmar Greiner. Während bei anderen Aufträgen Nutzer und Auftraggeber genau sagen würden, was sie haben wollen, sei das bei einer Kinderkrippe schwierig. Um dennoch die passende Planung zu entwickeln "durften wir uns in sie hinein versetzen". Das Team habe sich bemüht, etwas zu planen, das benutzbar wird und Freude macht. Geschaffen wurde ein klarer Baukörper, der viel Licht in die Räume lässt. In der Kinderkrippe würden die Kinder an die Gesellschaft herangeführt. "Dafür braucht es gute Bedingungen." Deshalb wurde viel Holz verwendet, Lehmbauplatten und Linoleum für den Boden, "lauter natürliche und gute Materialien". Greiner zeigt sich überzeugt: "Hier haben die Kinder die Möglichkeit, sich zu entfalten."

Der Architekt gibt den überdimensionalen Schlüssel an Bürgermeister Manfred Preischl weiter. "Als Kommune können wir sagen ,endlich geschafft'." Preischl blendet bis ins Jahr 2008 zurück, als man sich erste Gedanken über die Notwendigkeit einer Krippe gemacht habe. Damals habe es noch Zweifel gegeben, ob in einer ländlichen Gegend eine Krippe gebraucht werde. "Die 36 Plätze sind voll, jetzt können wir uns schon Gedanken über das nächste Bauwerk machen."

Der Stadtrat habe in dieser Zeit viel gelernt, sagt Preischl. "Über die Finanzierung reden wir nicht." Er tut es trotzdem. Dass die Ausführung sich verzögert habe, weil die Stadt vergeblich auf eine finanzielle Beteiligung der Diözese gewartet habe, habe es für die Eltern schwierig gemacht, räumt er ein. Denn die wollten ja den beruflichen Wiedereinstieg planen. Umso positiver sei es, dass vom Baubeginn im März 2017 bis zur Fertigstellung im November 2017 nur wenig Zeit verstrichen sei. Im November konnten die Kinder einziehen, auch wenn die Außenanlagen noch nicht fertig waren. Der Bürgermeister weiß auch genau, warum der Bau so gut geklappt hat: Weil die Kinder beim Spatenstich versprochen haben, sich jeden Tag auf der Baustelle umzusehen.

Für den 1,6 Millionen Euro teuren Bau hat die Stadt 970000 Euro Fördergelder bekommen. den Rest muss die Kommune als Bauherr selbst tragen. Auch Manfred Preischl gibt den Schlüssel weiter: Als Trägervertreter bekommt ihn Markus Schweizer überreicht. Der verwaltet im Namen der katholischen Kirchenstiftung, die die Betriebsträgerschaft übernommen hat, die Krippe. Auch Pfarrer Richard Herrmann als Vorsitzender der Kirchenverwaltung meldet sich zu Wort und überbringt die Glückwünsche der Pfarrei. Er fordert die Kinder auf, das Gebäude zu erobern und auszuschmücken. Von Seiten der Pfarrei gibt es auch Geschenke. Eines für die Kinder und eines für das Team um Leiterin Manuela Feichtmeier. In diesem Korb ist "Energieschub für die Teamsitzungen", wie Markus Schweizer erklärt. An die Eltern gewandt versichert er: "Es ist uns eine Freude, dass Sie uns Ihre Kinder anvertrauen." Auch er gibt den Schlüssel weiter: Bei Leiterin Manuela Feichtmeier ist er an der richtigen Stelle angelangt.

Melanie von Claparède als Vorsitzende des Pfarrgemeinderats erinnert daran, dass es jetzt 200 Jahre her ist, dass Heinrich Fröbel den Kindergarten erfunden hat. Der sei ein "Garten für Kinder", in dem die Erzieherinnen die Gärtnerinnen seien. Ihre Aufgabe sei es, die kleinen Pflänzchen zu hüten. "Sie sind Gärtnerinnen für die kleinen Seelen", sagt sie zu den Erzieherinnen.

Dass die Kinder sehr zufrieden mit der Krippe sind, ist nicht zu überhören. Sie stimmen nämlich das Lied an: "Bei uns in unserer Kinderkrippe ist es wunderschön."

Andrea Karch