Eichstätt
Kreative Seelsorge

In der Diözese Eichstätt gibt es viele Beispiele, wie das Kirchenleben trotz Corona weitergeht

20.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:30 Uhr
Eingescannt, ausgedruckt, aufgestellt: Die Jugend der Pfarrei St. Elisabeth in Postbauer-Heng hat eine Fotoaktion auf die Beine gestellt und 290 Porträt-Fotos in den Kirchenbänken verteilt. Sie konnten so in gewisser Weise zusammen mit Pfarrer Markus Fiedler den Gottesdienst feiern. −Foto: Thiel, pde

Eichstätt - Ob Gebetsbox, Live-Übertragung, Fotoaktion oder "geistliche Hausapotheke" - die Pfarrgemeinden im Bistum Eichstätt versuchen mit kreativen Ideen der Corona-Krise zu begegnen.

Pastoralteams und ehrenamtliche Mitarbeiter zeigen dabei, wie vielfältig Kirche sein kann.

An Ostern blieben die Gotteshäuser auch in der Diözese Eichstätt leer, doch vielerorts waren Hunderte Gläubige mittendrin - bei den Gottesdienstübertragungen aus ihrer Heimatkirche. Sie beteiligten sich an der Messfeier mit Fürbitten per SMS oder sangen die am Bildschirm eingeblendeten Lieder mit. Gleichzeitig konnten sie unter den Livestreams auf Facebook oder Youtube unmittelbar ihre Rückmeldung geben. Aus Kirchgängern wurden kurzerhand Follower. Live über soziale Medien zugeschaltet waren in Einzelfällen mehr Menschen als in normalen Tagen in der Kirche sitzen.

Die Livestreams sind nur ein Beispiel dafür, wie Kirchengemeinden die Krise als Chance nutzen, um neue Wege in der Seelsorge zu gehen. Zahlreiche Pfarreien und Pfarrverbände haben ihr Online-Angebot in den vergangenen Wochen ausgebaut. Zu den neuen Inhalten gehören unter anderem Gebetshilfen und Vorlagen für Wortgottesdienste daheim. Geistliche Impulse werden zum Teil im Tagesrhythmus auf den Internetseiten veröffentlicht. Der Pfarrverband Nürnberg-Südwest/Stein hat dafür eine "geistliche Hausapotheke" eingerichtet.

In der Pfarrei St. Willibald in Weißenburg werden Sonn- und Feiertagspredigten als Videos veröffentlicht. Begleitend sind die Texte auch auf der Website und auf den Social-Media-Kanälen der Pfarrei abrufbar. In kopierter Form werden sie in den Weißenburger Gotteshäusern ausgelegt.

In der Pfarrei St. Pius in Ingolstadt können die Gläubigen Gebetsanliegen auf Zettel schreiben und in eine Gebetsbox in der Kirche werfen. Die Hauptamtlichen nehmen die Anliegen in ihr Gebet auf. Jeweils am Sonntag um 10 Uhr werden in St. Johannes und St. Pius die Glocken geläutet. Das Glockengeläut zu einer bestimmten Zeit am Tag ist in vielen Pfarreien das Startzeichen für das gemeinsame Gebet.

Die Pfarrjugend Postbauer-Heng hat eine Fotoaktion gestartet, damit die Gläubigen ihrer Gemeinde im Gebet verbunden bleiben. In Gestalt von eingescannten Bildern konnten so rund 290 Menschen Ostern gemeinsam mit Pfarrer Markus Fiedler in der Kirche St. Elisabeth feiern.

In Stopfenheim hat sich Jugendpfarrer Martin Seefried Fürbitten der Kommunionkinder als Audiodateien zuschicken lassen und sie in den Live-stream des Pfarrgottesdienstes integriert. In Neumarkt hat das Pastoralteam der Hofkirche einen Gebetsweg mit fünf Stationen aufgebaut, der Impulse zum persönlichen Beten gibt. In der Schwabacher Pfarrei St. Sebald findet montags, mittwochs und freitags um 19.30 Uhr ein gemeinsames Vespergebet per Telefonkonferenz statt.

Besonders ältere Menschen greifen in Zeiten des Abstandhaltens auch häufig zum Telefon für "ein persönliches Gespräch mit ihrem Pfarrer", berichten mehrere Seelsorger.

Werke der Nächstenliebe nehmen in Krisenzeiten neue Gestalt an. Einkaufs- und Besorgungsdienste für ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen werden in mehreren Pfarreien geleistet.

Generalvikar Pater Michael Huber lobt die Kreativität, mit der die Mitarbeiter in der Pastoral in der Krise zu den Menschen kommen: "Ich sehe viel Energie, die entfacht worden ist und die hoffentlich weitergetragen wird. " Es seien Kräfte frei geworden und die neuen Ansätze, wie zum Beispiel die Gottesdienstübertragungen würden gut angenommen. Er könne sich gut vorstellen, dass einzelne dieser Elemente auch nach der Corona-Krise beibehalten werden.

Eine Übersicht der Initiativen einzelner Pfarreien und Pfarrverbände im Umgang mit der Coronakrise findet sich unter www. bistum-eichstaett. de/coronavirus.

HK