Röttenbach
Röttenbacher Stichwahl-Krimi

Thomas Schneider siegt mit 939 zu 935 Stimmen - Abenberg wählt Susanne König zur dritten Bürgermeisterin im Landkreis Roth

29.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:38 Uhr
Nur für einen Moment näher als eineinhalb Meter: Der knapp unterlegene Herausforderer Christian Riedl (CSU, rechts) gratuliert Amtsinhaber Thomas Schneider (FW) im Sitzungssaal des Röttenbacher Rathauses nach der dramatischen Stichwahl. −Foto: Schrenk

Röttenbach/Abenberg/Kam- merstein/Schwabach - Es herrschte eine gespenstische Ruhe gestern Abend im neuen Sitzungssaal des Röttenbacher Rathauses.

Ohne die aktuellen Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie wären sicher viele Bürgerinnen und Bürger gekommen, um gemeinsam auf die Bekanntgabe der Wahlergebnisse zu warten. So aber erlebten nur wenige den Röttenbacher Stichwahl-Krimi mit, an dessen Ende der 55-jährige Bürgermeister Thomas Schneider (FW) denkbar knapp wiedergewählt wurde.

Bei einer sehr hohen Wahlbeteiligung von über 80 Prozent erhielt der Amtsinhaber 939 Stimmen, das entspricht 50,1 Prozent. Nur vier Stimmen weniger (935) und damit 49,9 Prozent bekam der 31-jährige Herausforderer Christian Riedl (CSU), der im Gegensatz zum Amtsinhaber die Präsentation der Wahlergebnisse im Sitzungssaal mitverfolgte. Thomas Schneider war zu diesem Zeitpunkt noch mit seiner Familie bei der Vesper in der Bruder-Klaus-Kapelle und kam erst später ins Rathaus.

Innerhalb einer knappen Viertelstunde kamen dort die Ergebnisse der drei Briefwahlbezirke herein und der Röttenbacher Wahlkrimi nahm seinen Lauf. Der erste Bezirk brachte Riedl mit 50,2 Prozent knapp in Führung. 312 zu 310 Stimmen lautete hier das Ergebnis. Nur drei Minuten später wurden die Resultate aus dem zweiten Bezirk veröffentlicht und plötzlich führte Schneider - mit einer einzigen Stimme Vorsprung. In diesem Bezirk war es der amtierende Bürgermeister, der auf 50,2 Prozent kam. 308 zu 305 lautete hier das exakte Ergebnis. Nach einer knapp zehnminütigen Phase des bangen Wartens konnte der Amtsinhaber dann erleichtert aufatmen. Auch im dritten Bezirk lag er mit 50,2 Prozent und drei Stimmen vorn (321 zu 318).

Mit diesen Ergebnissen wurde die Wahl vor zwei Wochen sogar noch getoppt, als Christian Riedl auf 15 Stimmen mehr als Thomas Schneider gekommen war. Dass es jetzt noch enger werden würde, damit hatten beide Kandidaten nicht gerechnet. Ihre Reaktionen auf das Ergebnis fielen erwartungsgemäß sehr unterschiedlich aus. Der unterlegene Christian Riedl ließ aber keine Anzeichen von Verzagtheit erkennen - ganz im Gegenteil: Er sei stolz auf sein Ergebnis, erklärte er, und ließ nur kurz seine Enttäuschung erkennen: "Verdammt, wo sind diese vier Stimmen nur liegen geblieben? "

Wahlsieger Thomas Schneider zeigte sich vor allem darüber erleichtert, dass "jetzt alles vorbei sei". Er hätte es nicht länger ertragen können, in der Öffentlichkeit von der politischen Konkurrenz derart demontiert zu werden. Und damit meinte Schneider neben der Röttenbacher CSU auch die SPD. "Aber eine knappe Mehrheit ist auch eine Mehrheit", sagte der wiedergewählte Bürgermeister. Das Ergebnis zeige ihm jedoch, dass es Änderungswünsche in der Bevölkerung hinsichtlich der Gemeindepolitik gebe und er diesen Wünschen in seiner definitiv letzten Amtsperiode gerne gerecht werden wolle.

Jeweils neu ins Amt des Bürgermeisters beziehungsweise der Bürgermeisterin wurden gestern Wolfram Göll in Kammerstein und Susanne König in Abenberg gewählt. CSU-Kandidat Göll gewann mit 52,5 Prozent der Stimmen die Stichwahl gegen den stellvertretenden Bürgermeister Richard Götz von der Kammersteiner Bürgerliste. SPD-Kandidatin König setzte sich in der Stichwahl klar mit 62,8 Prozent gegen den CSU-Mann Jens Meyer durch.

In der 48-jährigen Geschichte des Landkreises Roth ist Susanne König erst die dritte Frau, die an die Spitze einer Kommune gewählt wurde. Anneliese Seubert war Bürgermeisterin von Büchenbach in den Jahren 1996 bis 2002. Evi Loch regierte in Georgensgmünd von 2008 bis zu ihrem Tod im Jahr 2011. Besonders bemerkenswert an der Wahl von Susanne König ist, dass sie erst seit zweieinhalb Jahren in Abenberg lebt.

Nicht aus dem Landkreis Roth, sondern aus dem benachbarten Schwabach ist der neue Bürgermeister von Kammerstein: Der 49-jährige Wolfram Göll arbeitete zuletzt als Redakteur des CSU-Parteiorgans "Bayernkurier", das im vergangenen Jahr eingestellt wurde. Jetzt verstärkt er die übersichtlich gewordene Riege der CSU-Bürgermeister im Landkreis Roth. Neben Roth (Ralph Edelhäußer) Spalt (Udo Weingart) und Wendelstein (Werner Langhans) ist Kammerstein nun die vierte Landkreiskommune mit einem Rathauschef von den Christsozialen.

Keinen CSU-Triumph gab es derweil bei der Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters in Schwabach. Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas hatte mit 46,4 Prozent das Nachsehen gegen SPD-Mann Peter Reiß (53,6).

HK