Schwabach - Der neue starke Mann ist ein paar Minuten früher dran, wuselt sich mit Fragen an Sabine Maier und Brigitte Schindler, die engen OB-Mitarbeiterinnen durch. Kurz vor zehn Uhr am Donnerstag erscheint dann der Noch-Chef entspannt - war schon Einkaufen und hat schon Urlaub.
Ein netter Plausch und dann geht es zum Abschieds- beziehungsweise Begrüßungsfoto ins Amtszimmer. Ein weibliche Holzfigur von Bildhauer Clemens Heinl erstellt, begrüßt Matthias Thürauf (CSU) und Peter Reiß (SPD). Machtwechsel in Schwabach der entspannten Art.
Nach zwölf Jahren nimmt der 46-jährige Matthias Thürauf Abschied und geht als Richter im Herbst ans Amtsgericht Hersbruck. Er lässt die Politik sprichwörtlich links liegen.
Peter Reiß ist aktuell schon als Corona-Krisen-Manager gefragt,Telefon-Konferenzen stehen für ihn vordergründig auf dem Plan. Der 30-jährige Oberbürgermeister, ebenfalls Jurist, ist schon am Tag vor dem 1. Mai im Element. Das von der Stadt betriebene Amtsblatt "Der Stadtblick" ist ein Thema, OB-Bürgersprechstunden ein anderes, sein Mai-Ausflug wird wohl oder übel im Rathaus enden. Der Tag der Arbeit wird dafür für Thürauf gemütlicher und eine Umstellung.
"Ja klar kann mich Peter Reiß auch privat telefonisch erreichen", sagt Club-Fan Thürauf. Bezweifelt aber im gleichem Atemzug, ob das notwendig sei. Reiß nimmt schon mal probeweise Platz am Schreibtisch, dabei fällt ein Schildchen besonders ins Auge: Genius at work. Das gehört Thürauf, er wird das mitnehmen, wird vielleicht in seinem Raum im Amtsgericht Verwendung finden.
Dort will er im Herbst einsteigen. Ein Zwetschgermo in Schwarz und Rot gekleidet, ziert eine Kommode. "Ein Geschenk von Hersbrucker Kollegen", erklärt Thürauf. Und dass er das Geschenk hie und da zwecks längerer Haltbarkeit in den Kühleschrank stelle. Thürauf verlässt einen der schönsten Arbeitsplätze der Region mit dem wundervollen Marktplatz und bedankt sich noch bei den Journalisten für die gute Zusammenarbeit.
Thüraufs aktuelle Tätigkeit ist etwas, was so ziemlich jeder macht: "meine Steuererklärung", erwidert er galant. Ähnliches hat aber auch der Nachfolger schon im Visier beziehungsweise ist drüber.
Dann doch noch ein wenig Politik: Die Grünen und die CSU haben ihre Bürgermeisterkandidaten bereits namentlich platziert. "Was macht die SPD?", lautet die Frage an Reiß. "Ich kann jetzt schlecht für die SPD-Fraktion sprechen. Es wäre aber eine recht günstige Fügung und ein gute Möglichkeit, Partei und Fraktion einzubinden." Die Wahl der Bürgermeister ist dann schon einmal eine erste Klima-Bewährungsprobe für die neue Konstellation im Schwabacher Rathaus.
HK
Matthias Hertlein
