Hausen
Kombination von Ackerbau und Forst

Junglandwirt Matthias Maile aus Hausen wirbt bei CSU-Delegation für altes System im modernen Gewand

28.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:28 Uhr
  −Foto: Schmitt

Hausen - Die Landwirtschaft steht unter Druck.

Nicht nur durch die gesellschaftliche Kritik an ihren Produktionsmethoden. Klimawandel, Artensterben und Bodenerosion sind die handfest spürbaren Probleme, die den Bauern nicht nur im Landkreis Roth schwer zu schaffen machen. Der 27-jährige Matthias Maile aus dem Gredinger Gemeindeteil Hausen will dem entgegenwirken.

Agroforstwirtschaft: So nennt sich sein Ansatz, den er einer Abordnung der CSU mit dem Landtagsabgeordneten Volker Bauer an der Spitze jetzt vorgestellt hat. Dieser zeigte sich begeistert. "Hier sollten Bauern, Jäger und Naturschützer gemeinsam handeln", brachte Bauer einen Runden Tisch zu dem Thema ins Spiel. Dort könne man einerseits Vor- und Nachteile abwägen, andererseits aber auch einen Antrag zur politischen Unterstützung einer Weiterentwicklung erarbeiten.

Auf zwei Flächen zwischen Hausen und Kraftsbuch hat Matthias Maile das Konzept bereits verwirklicht. Dabei werden Bäume oder Sträucher so mit Ackerkulturen kombiniert, dass zwischen den einzelnen Komponenten ökologische und ökonomische Vorteile entstehen. Konkret hat Maile auf den beiden insgesamt etwa 3,5 Hektar großen Flächen 58 Edellaub- und Obstbäume in fünf Reihen gepflanzt und zwei jeweils knapp 200 Meter lange Hecken angelegt. Maile verspricht sich davon langfristig eine höhere Flächenproduktivität durch eine verbesserte Wasser- und Nährstoffversorgung sowie eine Steigerung der Bodenfruchtbarkeit. Grundwasserschutz, Erhalt der Biodiversität und eine Erweiterung seiner Produktpalette, nennt Maile als weitere Vorteile.

Dem stünden als Nachteile allerdings höhere Bewirtschaftungskosten, eine langfristige Kapital- und Flächenbindung sowie ein erhöhter Arbeitsaufwand gegenüber. Maile hat außerdem in Hausen 1,6 Hektar mit 29 Hochstämmen Streuobst angepflanzt. Während der kommenden beiden Winter will der Nebenerwerbslandwirt noch einmal auf sechs Hektar 200 Walnussbäume pflanzen.

Maile trug einige Wünsche in Richtung Politik vor, welche die Agroforstwirtschaft für die gesamte Landwirtschaft attraktiver machen könnten. An oberster Stelle steht dabei eine verbesserte Förderung bei der Anlage solcher Flächen. Problematisch sei hierbei eine auf 3000 Quadratmeter begrenzte Mindestschlaggröße. "Auch wenn Agroforst-Strukturen lang sind, werden diese Mindestgrößen bei zwei bis drei Meter Breite oft verfehlt", sagt der Junglandwirt.

Weiter gelte es, den Status der Flächen als Acker auch dann zu sichern, wenn fünf und mehr Jahre Streuobst, Hecken oder ähnliches darauf stehen. Dies ist notwendig, um den Ausfall von Förderzahlungen zu vermeiden. "Wenn die Bauern hier Rechtssicherheit haben, dürften deutlich mehr mitmachen", sprang ihm der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Thomas Schmidt, in der Argumentation zur Seite.

Dabei ist eine derartige Kombination von Ackerbau und Forstteilen ist nicht neu. Es handelt sich dabei um eine der weltweit ältesten Landnutzungsformen, die heute noch in Spanien, Portugal und Finnland zu finden ist. In Frankreich werden moderne Systeme bereits seit knapp über zehn Jahren aus dem EU-Haushalt gefördert. In Deutschland waren Agroforstsysteme in Form von Streuobstwiesen, Schneitelbaum-, Kopfweiden- und Allee-Systemen bereits im Mittelalter und teils bis in die 1960er-Jahre weit verbreitet. Sie sind Teil des kulturellen Erbes und Prägen das Landschaftsbild. Moderne Systeme sind hinsichtlich Anlageschema, Pflanzenauswahl und Bewirtschaftung an heute gängige landwirtschaftliche Praktiken angepasst.

Von besonderem Interesse sind neuerdings die Vorteile der Agroforstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels. "Die Windreduktion auf exponierten Ackerflächen trägt maßgeblich zur Verminderung der Verdunstung und damit geringerer Austrocknung der Böden bei", urteilt der promovierte Agrarökonom Rico Hübner vom Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung der TU München. Neben der Anpassung an den Klimawandel könne mit Agroforstwirtschaft durch die gesteigerte Humusbildung im Boden und die Speicherung von Kohlenstoff in der Biomasse sogar ein Beitrag zur Verminderung der Treibhausgase geleistet werden. Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft setzt sich für die Verbesserung der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen in Deutschland ein, wobei dieser sich an wissenschaftlichen Fakten orientiert und an wissenschaftlichen Versuchen beteiligt ist. Dort leitet Hübner den Fachbereich Internationales. Die Europäische Agroforstföderation ist der europäische Dachverband und arbeitet vor allem im Bereich der europäischen Forschung. Die Organisation ist ist Ansprechpartner für die EU-Kommission und das EU-Parlament. Dort ist Hübner Vize-Sekretär.

HK