Greding
Kolpingfamilie organisiert den heißen Stuhl

Podiumsdiskussion am kommenden Mittwoch fühlt hiesigen Direktkandidaten auf den Zahn - AfD und Linke fehlen

19.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:08 Uhr
  −Foto: Luff, Taibler/pde

Greding (HK) Die Migration ist derzeit das bestimmende Thema in Deutschland. Obwohl es vor allem die Bundespolitik bestimmt, überlagert es auch den bayerischen Landtagswahlkampf. Der Kolpingfamilie Greding ist das zu kurz gegriffen: Sie legt den Schwerpunkt ihrer Podiumsdiskussion am kommenden Mittwoch auf das Soziale.

Seine Feuertaufe als Ort der politischen Debatte hat das Heim der Faschingsgesellschaft Gredonia in Greding im Februar 2014 im Vorfeld der jüngsten Kommunalwahlen bestanden. Weil die Zahl der Zuschauerplätze seinerzeit nicht ausreichte, gab es eine Liveübertragung ins benachbarte Sportheim des TSV, als Bürgermeister Manfred Preischl und sein Herausforderer Stefan Greiner sich verbal duellierten. Die Organisationsform hat sich die Gredinger Kolpingfamilie zum Vorbild genommen: Sie stellt eine Podiumsdiskussion auf die Beine - im Gredoniaheim; mit Liveübertragung ins Sportheim. Über die Bühne gehen wird das Ganze am Mittwoch, 26. September, ab 19 Uhr. Auf der Bühne versammelt sind dann nicht weniger als fünf Direktkandidaten, die den Einzug in den 18. bayerischen Landtag schaffen wollen.

Die wahrscheinlich spannendste Landtagswahl in Bayern seit Jahrzehnten steht kurz bevor: Am Sonntag, 14 Oktober, macht der Souverän - das Volk - sein Kreuzchen und bestimmt damit, wie sich der Landtag in den nächsten fünf Jahren zusammensetzt. In der laufenden Periode ist er ein Vier-Fraktionen-Parlament, neben der CSU, die die absolute Mehrheit der Sitze innehält, sind auch SPD, Freie Wähler (FW) und Bündnis90/Die Grünen vertreten. Die FDP hat es 2013 nach ihrer Regierungsbeteiligung zuvor nicht geschafft.

Dass der exklusive Vierer-Zirkel unter sich bleibt, ist kaum anzunehmen. Im Gegenteil: Der jüngste "Bayerntrend" des Bayerischen Rundfunks hält es sogar für möglich, dass sich demnächst gleich sieben Parteien im Maximilianeum drängeln. Der Einzug der AfD erscheint ziemlich sicher, auch Die Linke und die FDP haben laut jüngeren Umfragen Chancen, den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen. Viele Wähler sind bis zum Gang an die Urne jedoch unentschlossen - weshalb die Kolpingfamilie Greding Licht in den Dschungel der politischen Parteien und ihre Programme bringen will - in Kooperation mit der Gredonia und der Katholischen Erwachsenenbildung Roth-Schwabach.

Ob die Kandidaten und ihre Parteien "wählbar " seien, fragt die Kolpingfamilie; und zwar in einem engeren Sinn, nämlich "gemäß den Leitlinien des Kolpingwerks Deutschland". Auf den Zahn fühlt den Kandidaten kein Geringerer als Bernhard Löhlein. Dieser ist nicht nur Redakteur bei der Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Eichstätt, wo er unter anderem für das Hörfunkprogramm der Diözese verantwortlich zeichnet. Sondern er ist heuer auch zum dritten Mal in Folge von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien für einen Hörfunkbeitrag ausgezeichnet worden. Reden kann der Mann.

Wie gut sich die Kandidaten auf der Bühne schlagen, werden sie im Gespräch mit Löhlein unter Beweis stellen müssen. Im Einzelnen sind dies: der amtierende Stimmkreisabgeordnete Volker Bauer (CSU), Marcel Schneider (SPD), Thomas Schneider (FW), Andreas Hofmann (Die Grünen) und Stefan Stromberger (FDP). Auffallend: Die AfD ist ebenso wenig dabei wie die Linkspartei.

"Wir haben uns auf eine Höchstzahl von fünf Parteien festgelegt", erklärt dazu der stellvertretende Vorsitzende Herbert Nuber - ohne das Gebaren der Rechtspopulisten in jüngerer Zeit, vor allem wegen der Vorfälle in Chemnitz zu bewerten. Die aktuelle Besetzung im Gredinger Stadtrat und auch im derzeitigen Landtag hätten den Ausschlag gegeben. Als man im Frühjahr an die Planung der Diskussion gegangen ist, seien die derzeitigen Trends noch nicht in diesem Maße absehbar gewesen. Außerdem: "Wir versprechen uns von diesen Parteien die besten Antworten zu unseren Themen."

Besonderes Augenmerk wird in der Diskussion auf Themen gelegt, die der Kolpingfamilie am Herzen liegen: Familie und das Miteinander der Generationen zählen ebenso dazu wie gesellschaftliches Engagement und Bildung. Vor einer Pause werden somit unter anderem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Chancengleichheit aller Jugendlichen und bezahlbarer Wohnraum beleuchtet, außerdem unter welchen Bedingungen ehrenamtliches Engagement weiterhin funktionieren kann. Später geht es dann um die Förderung der Bildungsbereitschaft, um den Personnennahverkehr im ländlichen Raum und die medizinische Versorgung. Auch die zunehmend unterschiedliche Einkommensentwicklung wird thematisiert.

Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Nach einem Kurzauftritt von "Adolph Kolping" und der Vorstellung der Kandidaten beginnt die eigentliche Diskussion um 19.30 Uhr. In der Pause - von 20.40 bis 21 Uhr - verteilt die Kolpingfamilie Zettel für eine Meinungsumfrage: Welcher Kandidat hat am meisten überzeugt, welche Partei würde der Besucher jetzt wählen? Nach dem Ende der Diskussion um 22 Uhr haben die Gäste noch die Möglichkeit, selbst Fragen an die Landtagskandidaten zu richten.

Die Podiumsdiskussion richtet sich laut Nuber an alle politisch Interessierten, jedoch hofft er, auch Jungwähler zu gewinnen. Denn "politisches Engagement in demokratischen Parteien und Parlamenten ist für uns ein unverzichtbarer Beitrag zur verantwortungsvollen Mitgestaltung der Gesellschaft".
 

Volker Luff