Hilpoltstein
Könner spielt auf prachtvollem Instrument

Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon zu Gast an der Orgel in der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche

03.02.2020 | Stand 02.12.2020, 12:03 Uhr
Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon in Hilpoltstein. −Foto: Klier

Hilpoltstein - Erneut hat die im Jahr 2017 eingeweihte Goll-Orgel der Stadtpfarrkirche Hilpoltstein ihre klanglichen Qualitäten am Sonntagabend beeindruckend unter Beweis stellen können.

Dazu bedurfte es natürlich auch eines adäquaten Organisten. Das war Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon aus dem schwäbischen Schopfheim. Er war Teilnehmer einer Werkwoche des Verbandes evangelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in Bayern, der in Pappenheim stattfand.

Präsident Klaus Wedel, ehemals Kirchenmusikdirektor und Stadtkantor in Roth, hatte dieses Konzert angeregt. Wie Wedel berichtete, war er vor über zehn Jahren zu einer Begutachtung der alten Hilpoltsteiner Orgel eingeladen gewesen. Statt einer Reparatur hatte er einen Neubau befürwortet, was sich als die richtige Entscheidung erwiesen hatte. Mit seinem Kammerchor hatte er ein Benefizkonzert veranstalten wollen, was dann aber nicht mehr möglich gewesen war. Das wollte er nun mit einem Benefiz-Orgelkonzert nachholen.

Nach der Begrüßung durch Stadtpfarrer Franz Josef Gerner äußerte Christoph Bogon seine Freude darüber, an einer so wundervollen Orgel spielen zu dürfen, auch wenn das am Ende eines anstrengenden Tages geschah. Er bat um Verständnis für die Pausen zwischen den einzelnen Titeln, da wegen der (noch) fehlenden Setzanlage die Registrierung nicht programmierbar ist, sondern manuell erfolgen muss. Und da hatte Registrant David Jochim auch wirklich alle Hände voll zu tun.

Eine Reminiszenz an unsere Gegend war die Wahl des Nürnberger Barockkomponisten Johann Pachelbel, dessen Toccata in C das Konzert feierlich eröffnete. Zart und melodiös erklang dann das Choralvorspiel zu "Allein Gott in der Höh sei Ehr". Drei "Verse" mit chromatischer Struktur von Matthias Weckmann folgten, zuerst mit aufbrausenden Bässen, dann verhalten und schließlich prägnant interpretiert. Eine "eindrucksvolle Sprache des Glaubens" hatte der Lübecker Dietrich Buxtehude mit seiner Großen Toccata in d geschrieben. Fundamentale Bässe und häufig wechselnde Registrierungen mit entsprechend unterschiedlichen Klangfarben kennzeichneten das virtuose Spiel des Organisten. Der "Großmeister der Orgel", nämlich Johann Sebastian Bach, durfte nicht fehlen. Auch er hat das Kirchenlied "Allein Gott in der Höh sei Ehr" auf geniale Weise bearbeitet. Als "Vivaldis 5. Jahreszeit" hatte Christoph Bogon Bachs Präludium und Fuge in G-Dur bezeichnet, denn Bach hatte bei dieser Komposition auf Noten aus Italien zurückgegriffen. Dementsprechend erklang sie rhythmisch und lebhaft. Stiller und romantischer war der Hirtenpsalm des Schwedischen Komponisten Oskar Lindberg. Der zeitgenössische Komponist Malcolm Archer ist für "liturgische Gebrauchsmusik" bekannt. Seinem feierlichen "Festivo Scherzo" folgte die melodiöse Weise "Greensleaves".

Felix Mendelssohn Bartholdy hatte das kontrapunktische Orgelspiel Bachs, also das Organisieren mehrstimmiger Musik, wiederentdeckt und zur Aufführung gebracht. Trotzdem wurde seine Musik vom NS-Regime geächtet, da Mendelssohn jüdischer Abstammung war. Majestätisch begann seine viersätzige Sonate IV in B-Dur. Zart, verhalten und verspielt folgten zwei weitere Sätze. Das machtvolle "Allegro maestoso e vivace" bildete den krönenden Abschluss des Konzerts. Dafür hatte der Registrant nicht weniger als 26 Register gezogen und der Organist holte noch einmal alles aus dem königlichen Instrument heraus.

Tosender Applaus belohnte schließlich Christoph Bogon für sein meisterliches Spiel. Er äußerte sich begeistert über die neue Orgel, die sowohl in klanglicher und handwerklicher als auch in optischer Hinsicht ein prachtvolles Instrument darstelle, zu der man der Stadt Hilpoltstein nur gratulieren könne.

mkl