"Königlich" war bald gestrichen

08.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:17 Uhr

In Eichstätt und in den Gemeinden sind die Tage und ersten Wochen der Revolution in Bayern wie überall voller Aufregung verlaufen.

Bald verschwanden von den Hausaufschriften und den Briefbögen das "K. " oder "Kgl. " für "königlich". Umgehend reagiert hat zum Beispiel das Forstamt Eichstätt: Hieß es in einer Bekanntmachung am 8. November noch "K. Forstamt", war das "K" zwei Tage später schon gestrichen. In der Stadt sind allerdings heute noch ein paar Erinnerungen an die Monarchie vorhanden: die goldene Krone über dem Eingang zur Post, die Luitpoldstraße - der Prinzregent regierte von 1886 bis 1912 - und der Wittelsbacher Brunnen.
Einen glimpflichen Ausgang nahm eine "Besetzung der Polizeiwache" im Rathaus im November 1918. Der damalige Polizeisergeant Hans Kraus hat die Begebenheit, allerdings erst 1968, aus der Erinnerung zu Papier gebracht. Dabei ist zu lesen "von einem Marsch auf das Rathaus schreienden auswärtigen Gesindels, unter das sich auch Eichstätter gemischt hatten". Ein junger "Revoluzzer" wollte ihm die Dienstmütze vom Kopf reißen. Kraus hielt ihn mit einem Boxhieb von sich fern. Weiter heißt es: "Eine Gruppe von Männern mit Gewehren und eine Menge meist junger Leute drangen ins Rathaus und in die Polizeiwache ein. " Sie hatten rote Fahnen bei sich und wurden von einem Eichstätter Vizefeldwebel angeführt. Der Anführer fragte die Polizisten: "Wollt ihr euch der neuen Revolutionsregierung anschließen und den Dienst weiter verrichten? " Das wurde bejaht und die Gruppe zog ab.
Am 12. November 1918 ordnete das Justizministerium an, dass bei Gerichtsurteilen die Formel "Im Namen seiner Majestät des Königs" wegzulassen ist. Weiter wurde bestimmt, dass auf Briefbögen und Formularen "die Bezeichnung ,königlich' handschriftlich richtig zu stellen ist".
Zu einer Mitteilung des Arbeiter- und Soldatenrats vom 2. Dezember fehlen weitere Informationen. Danach wurde eine Kommission gebildet, die aus dem Arbeitshaus Rebdorf 22 Soldaten und Kriegsgefangene befreite, die Arreststrafen absaßen.
Eine Forderung der neuen Machthaber lautete: "Heraus mit der Religion aus der Schule! " Die geistliche Schulaufsicht sollte durch eine fachliche ersetzt werden. In der Versammlung der Katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine wurde vor "italienischen Verhältnissen gewarnt, wobei Leute mit dreißig Jahren nicht einmal das Kreuzzeichen machen können. " Es wurde eine sittliche Verwahrlosung der Jugend befürchtet. Am 1. Januar 1919 wurden weltliche Schulbehörden eingerichtet.

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