Hilpoltstein
Know-how trifft Kreativität

Gut besuchter Repair-Day am Historischen Eisenhammer - Fast allen wird geholfen

17.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:21 Uhr
Ob nun klassische Reparatur wie beim kaputten Spielzeugbully... −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Zum internationale "Repair-Day" hat am Samstag am Historischen Eisenhammer in Eckersmühlen erstmals eine gemeinsame Veranstaltung der Kontaktstelle "Für einander" des Rother Landratsamts mit den Repair-Cafés Hilpoltstein und Georgensgmünd sowie dem Näh-Repair-Cafe der Landwirtschaftsschule Roth stattgefunden.

Den ganzen Nachmittag über konnte man defekte Gerätschaften kostenlos reparieren lassen. Darüber hinaus informierten die ehrenamtlichen Reparateure über nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, die Verlängerung der Lebensdauer von Geräten und vieles mehr.

"Nicht allen, aber den meisten konnte geholfen werden", so Sonja Winkler von "Für einander". Über 30 Anmeldung gab es zum Reparieren von defekten Gerätschaften wie Laubbläser, Heckenschere, Kofferradio oder Kaffeemaschine. "Einer berichtete von seiner defekten Jukebox aus den 50ern, die jedoch zu groß war, um sie mitzubringen. Das wäre ein Fall für unsere geplanten mobilen Repair-Cafés, die Anfang 2020 ihren Dienst aufnehmen sollen", so Winkler.

Am Repair-Day war das Repair-Café Hilpoltstein nicht nur mit drei Reparateuren vertreten (so viele wie auch die Kollegen aus Georgensgmünd), sondern stand auch als Ansprechpartner rund um Reparieren und Schadensvermeidung zur Verfügung. So informierten sie zum Beispiel über Möglichkeiten zur Verlängerung der Nutzungszeit von Tintenstrahldrucker durch einfache Reinigung der Permanent-Druckköpfe.

Die Reparateure stellten am Samstag sowohl technisches Know-How als auch Kreativität unter Beweis. Dem vierjährigen Julian konnte schnell geholfen werden. Bei seinem Spielzeugauto war nur ein Rad locker. Bei Susanne Schüberl aus Schwabach war es komplizierter. Bei ihrem rund 30 Jahre alter Plattenspieler stellte Reparateur Martin Kaiser vom Gmünder Repair-Café fest, dass der Magnet kaputt sei. "Dass lässt sich leider nicht reparieren", so Kaiser. "Immerhin weiß ich jetzt, woran es liegt, und vielleicht kann ich irgendwo ein passendes Ersatzteil auftreiben", freute sich Schüberl.

Aufgrund des fortgeschrittenen Alters des Plattenspieler machte Kaiser der Besitzerin allerdings wenig Hoffnung. Ein Problem, vor dem Repair-Cafés öfters stehen. "Gerne würden wir auf Recycling-Höfen nach Ersatzteilen suchen, aber aus rechtlichen Gründen geht das nicht, denn die Geräte gehen nach der Abgabe in den Besitz des jeweiligen Entsorgers über." Er und seine Kollegen würden sich wünschen, dass man da eine flexible Lösung findet, mit der alle Beteiligten zufrieden sind.

Ein eher ungewöhnlichen Reparaturfall hatte Thomas Seefried aus Schwabach mitgebracht: Einen Spielzeug-Hund, der nicht mehr pinkeln kann. Um den "Pipi-Max" von Sohn Noah zu reparieren, brauchte es fachübergreifenden Austausch zwischen Repair-Café und Näh-Repair-Café. Während sich dort Ute Mahl meist mit Brandlöchern oder anderen Schäden an Kleidung beschäftigt, stand sie nun vor der Herausforderung, dem Beagle das Fell so aufzuschneiden, damit der Reparateur an die technischen "Innereien" des Hundes kam.

Während im Gebäude operiert und repariert wird, gab es draußen eine Schmiede-Aktion unter dem Motto "Aus Alt mach Neu!". Eisenhammer-Schmied Robert Mullee bot an, Dinge aus Eisen nach Wunsch umzugestalten. Anne Thümmler von "Für einander" nutzte die Gelegenheit, um sich ihre siebenzinkige Kartoffelgabel zu einem Meisenknödelhalter mit integrierten Vogeltränke umgestalten zu lassen. Kreativ wurde auch der Staufer Künstler Tevauha, der vor den Augen seines Publikums an einer Skulptur arbeitete: Eine Stele aus Eimern, Gießkannen, Pfannen und alten Töpfen, die allesamt überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammen. Ganz oben an der Spitze befand sich eine alte Kaffeemühle.

"Ich will demonstrieren, wie man aus alten Sachen was Neues machen, und ihnen so eine ganz neue Wertigkeit verleihen kann", bringt er nicht nur sein Kunstwerk, sondern auch den Nachhaltigkeits-Gedanken dieses ersten offiziellen Repair-Days des Landkreises Roth am Eisenhammer auf den Punkt, der von rund 130 Menschen - mit oder ohne kaputtem Gerät - besucht wurde.

HK

Tobias Tschapka