Heideck
Kirchenkonzert zum Mitsingen

Alte Kirchenlieder neu entdeckt - Jubiläumsreihe 600 Jahre Heidecker Kappel

21.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:05 Uhr
Mit alten Liedern in neuem Gewand setzt sich die Reihe der Jubiläumskonzerte in der Kappel fort. Die begeisterten Besucher dürfen dabei auch mitsingen. −Foto: Klier

Heideck (HK) "Alte Kirchenlieder neu entdecken", war das Mitsingkonzert in der Heidecker Kappel überschrieben.

Dieses Gotteshaus, das offiziell den Namen Frauenkirche trägt, wurde vor 600 Jahren geweiht und dieses Konzert fügte sich harmonisch in den Reigen der Feierveranstaltungen ein.

Mit "Quand tu me vois" von Felix Godefroid eröffnete die Harfenistin Francesca Manzetti den Abend. Zarte Harfenklänge, perfekt intoniert, erfüllten das gotische Gotteshaus, das vor allem wegen seiner Fresken ein Kleinod darstellt. Die dritte Bürgermeisterin Maria Brunner dankte dem Arbeitskreis Tourismus für die Organisation, allen voran Monika Kauderer.

Noch einmal ließ Francesca Manzetti ihre Harfe erklingen, als sie mit dem "Chanson dans la nuit", einem instrumentalen Nachtgesang, mal dezent, mal voluminös, mit dynamischem Spiel erfreute. Elke Scheuerlein, die Leiterin der Band der evangelischen Kirchengemeinde, die diesen Abend musikalisch gestaltete, berichtete, dass ihr Ensemble normalerweise neuere Lieder im Programm habe. Aber es gebe auch viele alte, manchmal unbekannte Lieder, die durchaus auch heute noch gesungen werden könnten. Außerdem habe man für diese Veranstaltung leicht veränderte Rhythmen und kurze Zwischenspiele eingefügt.

"Geh aus, mein Herz, und suche Freud", passte bestens für diesen vorsommerlichen Abend. Den kräftigen Gesang der Besucher unterstützte die Band instrumental. Mit Miriam Schlerf (Cello), Sandra Scheuerlein (Gitarre), Doreen Pichler (E-Piano), sowie Maria Assenbaum, Julia Fabera und Claudia Sorgatz (Querflöten) waren lauter jugendliche Musikerinnen am Werk. Johannes Scheuerlein war für die Technik zuständig.

Tanya Heumann sprach die verbindenden Texte. Sie berichtete über Paul Gerhardt (1607 bis 1676), einen evangelisch-lutherischen Theologen und Kirchenliederdichter, dessen Texte sich auch in katholischen Gesangbüchern finden. Vom Schicksal war er schwer getroffen, denn vier seiner fünf Kinder und schließlich auch seine Frau, waren gestorben. Dazu kamen die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges. Dennoch war er in seinem Glauben gefestigt und hat eine Vielzahl tiefgläubiger Texte verfasst, von denen allein 26 in das evangelische Gesangbuch aufgenommen worden sind. Vielleicht habe ihm auch die aufgehende Sonne immer wieder Kraft und Mut gegeben. Das Lied "Die güldne Sonne, voll Freud und Wonne" unterstrich diese Vermutung. Erst recht "Befiehl du deine Wege" kündete vom tiefen Glauben Gerhardts.

Der evangelische Theologe und Journalist Daniel Schneider hatte einen fiktiven Brief an Paul Gerhardt geschrieben und gefragt, was ihn zu seinen Liedern veranlasst habe. Gerhardt, den man heute wohl als Querdenker bezeichnen würde, war als Pfarrer an der Berliner Nikolaikirche tätig. Er vertrat vehement den lutherischen Standpunkt, auch wenn der Kurfürst anderer Auffassung gewesen war. Das führte schließlich zu Gerhardts endgültiger Amtsenthebung. "Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust", entstand in dieser Zeit. Das waren keine bloßen Lippenbekenntnisse, sondern der Text entsprang der tiefsten Überzeugung im Glauben.

Auch wenn man Streit hatte, ist immer wieder Versöhnung angesagt. Das innige, von der Gemeinde angestimmte Lied "So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich", unterstrich diese Empfehlung. Die ökumenische Fassung von "Lobe den Herren" und "Oh, dass ich tausend Zungen hätte", beendeten das beeindruckende Konzert, für das die Ausführenden mit stehenden Ovationen belohnt wurden.

Der katholische Stadtpfarrer Josef Schierl war voll des Lobes über das Gebotene. Es sei eine klasse Idee gewesen, alte Lieder in einem neuen Gewand zu singen. Der Abend sei ein hervorragendes Beispiel für die Ökumene gewesen.

Die Einnahmen aus der Hutsammlung sind für Projekte in Papua-Neuguinea bestimmt. Die Cellistin Miriam Schlerf wird in Zusammenarbeit mit dem Dekanat Weißenburg diese Spende überbringen.

Die Veranstaltungsreihe "600 Jahre Kapell" wird am Donnerstag, 6. Juni, mit einem Konzert für Orgel und Posaune fortgesetzt. Regionalkantor Willi Baumeister und Pfarrer Langmann sind die Interpreten.

Manfred Klier