Roth
Keine Angst vor den sanften Riesen

Hornissen sind erstaunlich tolerante und friedfertige Tiere - Wirklich gefährlich nur für andere Insekten

18.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:29 Uhr
Nicht vergessen: Die Hornisse zählt zu den besonders geschützten Arten. Sie darf nicht getötet und ihr Nest darf nicht eigenmächtig entfernt oder zerstört werden. −Foto: Karmann/dpa

Roth (HK) Sommerzeit, Hornissenzeit: Bei vielen lösen Hornissen instinktiv Unbehagen aus.

Doch sind Hornissen wie Hummeln erstaunlich tolerante und friedfertige Tiere. Und allen gruseligen Legenden zum Trotz: Ihr Stich ist nicht gefährlicher als ein Bienen- oder Wespenstich.  

"Wirklich gefährlich sind Hornissen nur für andere Insekten", erklärt Richard Radle, Geschäftsführer der Bund Naturschutz Kreisgruppe Roth. Oft fangen sie ihre Beute im Flug: Wespen, Fliegen oder Motten. In Sekunden zerlegt, werden meist nur Brust und Hinterleib der Beute in das Nest getragen. Tag und Nacht auf Beutezug, fängt ein großes Volk täglich ein halbes Kilo Insekten, so viel wie fünf bis sechs Meisenfamilien.

Hornissen besitzen wie Bienen und Wespen einen Giftstachel, den sie zum Töten ihrer Beute, und wenn es nicht anders geht zur Verteidigung einsetzen. Hornissengift ist jedoch nicht gefährlicher als Bienen- oder Wespengift. Nicht einmal die Giftmenge eines gesamten Hornissenvolkes mit mehreren Hundert Tieren könnte einen Menschen töten. Selbst Kleinkinder haben nichts Ernsthaftes zu befürchten.  Hornissenstiche sind zwar lästig und durchaus schmerzend, aber kein ärztliches Problem. Es kommt zu einer Schwellung und Rötung, die bald wieder abklingt. Aufpassen müssen wie bei vielen anderen Insektenstichen Allergiker: Sie reagieren auf bestimmte Eiweißkörper, die im Gift von Hornissen enthalten sind, mit heftigen allergischen Reaktionen. Personen mit einer häufiger auftretenden Bienengiftallergie sind dabei nicht automatisch gegen Wespen oder Hornissen allergisch.

Ein Hornissennest am Haus? Befindet sich die prachtvolle, bis 50 Zentimeter hohe Hornissenburg an einer Stelle, die nicht stört, gilt: "Sie können es getrost hängen lassen bis der gesamte Hornissenstaat im Herbst bei den ersten Nachtfrösten abstirbt. Da Hornissen niemals ein Nest nochmals beziehen, ist nicht zu befürchten, dass im nächsten Jahr an der gleichen Stelle ein Nest gebaut wird", sagt Richard Radle.

Hornissen sind sanfte Riesen. Sie bleiben ohne vorausgegangene Störung friedlich. Sie sind wesentlich scheuer und berechenbarer als Honigbienen oder Wespen. Und im Gegensatz zu ihren kleineren Verwandten wollen sie am kuchengedeckten Kaffeetisch nicht naschen - höchstens Wespen jagen. Also: Nur die Ruhe bewahren. In der unmittelbaren Nähe des Nestes sind Hornissen aber bereit, ihren Staat bei Störungen zu verteidigen. Im Umkreis von drei bis vier Metern um das Nest gilt grundsätzlich: Bitte nicht stören! Hängt das Nest an einer problematischen Stelle, hilft oft eine einfache Absicherung, etwa ein Fliegengitter oder Perlenschnüre zur Wohnung hin.

Besonders bei der nächtlichen Jagd verfliegen sich manche Hornissen in ein helles Zimmer. Jetzt nicht einschüchtern lassen. Sie wollen sich nicht im Zimmer niederlassen, sondern suchen verzweifelt nach einem Ausweg. Also Fenster weit öffnen, dann wird das Tier durch die Zugluft nach außen geleitet.

Es kann Fälle geben, wo sich Mensch und Tier unbeabsichtigt und zum beiderseitigen Schaden ständig in die Quere kommen. Etwa wenn das Nest an einer überhaupt nicht tolerierbaren Stelle hängt oder man nachgewiesene Allergien hat. Dann braucht man einen Hornissenspezialisten. Auskunft geben die Unteren Naturschutzbehörden bei den Landratsämtern und der Bund Naturschutz-Kreisgruppe Roth, Telefon (09171) 63886, Email: bund. naturschutz. roth@t-online. de).

Also nicht gleich die Feuerwehr rufen, was meist kostenpflichtig ist, denn zuerst muss der Artenschutz bedacht werden. Die Hornisse zählt wegen ihrer abnehmenden Bestände und wegen ihres Nutzens in der Natur zu den besonders geschützten Arten. Sie darf nicht getötet und ihr Nest darf nicht eigenmächtig entfernt oder zerstört werden.