Heideck
"Kapell" erstrahlt in zwei Farben

Heidecks Nachtwächter gibt zum Jubiläum der Frauenkirche eine besondere Führung

27.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:45 Uhr
Die Baugeschichte der Kapell veranschaulichen die Farben der Strahler. Rot erleuchtet ist die vor 600 Jahren geweihte Kirche, der Turm (gelb) kam erst 100 Jahre später dazu, wie Nachtwächter Markus Steib bei der Jubiläumsführung erklärt. −Foto: Schultheiß

Heideck (HK) Nach Trommelwirbeln und Fanfarenklängen hat Heidecks Nachtwächter Markus Steib viele Gäste am Marktplatz zu seiner besonderen Führung im Rahmen des Jubiläumsprogramms 600 Jahre Frauenkirche begrüßt.

Dem Jubiläum gerecht wurde Steib in jeder Hinsicht. Nach Stationen am Marktplatz, vor der KiD-Scheune, am Dr. Max-Ring-Platz und am Almosenhaus, an denen er auf die Besonderheiten der Altstadt aufmerksam machte, war das Ziel die "Kapell". Der Heidecker Trommlerhaufen und die Edlen Fanfarenbläser aus Hilpoltstein zogen jeweils voraus und leiteten mit Trommeln und Fanfaren an den Stationen jeweils den Vortrag des Nachtwächters ein.

Höhepunkt war natürlich die Kapell, deren Chorfenster von außen bläulich-mystisch schimmerten, denn sie waren von innen mit kaltweißen LEDs beleuchtet. Nachtwächter Steib erläuterte, dass die Kapell zur Zeit der Kirchenweihe vor 600 Jahren noch keinen Turm besaß. Dies veranschaulichte er, indem seine Helfer nun die Scheinwerfer einschalteten, die nur die Kirche selbst orangerot beleuchteten. Weiß gestrichen und mit rot aufgemalten Fugen wirkte sie einst ganz anders als heute. Erst als Markus Steib vom Anbau des Kirchturms gut 100 Jahre später erzählte, wurde auch dieser angestrahlt - in gelb, so dass jedem vor Augen geführt wurde, dass die Kapell vor 600 Jahren nicht so erbaut worden war, wie sie heute dasteht. Im Innern der Kirche zeigte die Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß eine Rekonstruktionszeichnung des Aussehens der Kapell im Jahr 1419. Oliver Lindauer hatte es aus Begeisterung für dieses Gotteshaus gemalt, als er es als Vorbereitung für die Restaurierung aufmaß. Eingearbeitet sind die Erkenntnisse, die bei der archäologischen Grabung gewonnen worden waren.

Die Heimatpflegerin zeigte auch die Spuren des Vorgängerbaus wie den einstigen Eingang, der sich durch kleine Risse zeigt. "Warum Friedrich II. von Heideck die Grablege in der Heidecker Kapelle der Zisterzienser-Klosterkirche von Heilsbronn vorzog, ist nicht bekannt", erklärte Schultheiß. 1416 habe er mit dem Umbau eines herrschaftlichen Gebäudes zur Grablege begonnen, wie der Dachstuhl über dem Kirchenschiff verrät, 1417 wurde der Dachstuhl des neu erbauten Chores aufgerichtet, 1418 ließ der die Kirche komplett ausmalen. "Und am 13. August 1419 weihte sie dann der Weihbischof Albert ein. " Vier Jahre später wurde Friedrich II. , der im Alter von mehr als 80 Jahren gestorben war, mittig im Chor mit Blick zu Altar und aufgehendem Licht (des Jüngsten Tags) bestattet, erzählte Eva Schultheiß. Und auch, dass sein großer Hund mit im Sarg begraben wurde.

Verabschiedet wurden die Teilnehmer der besonderen Führung von den Edlen Fanfarenbläsern, die von der Empore herunter bliesen.

Eva Schultheiß