Roth
Kampf gegen den Pflegenotstand

Rother Klinik bietet erstmals Ausbildung zum Krankenpflegehelfer - Weiterbildung möglich

08.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:54 Uhr
Eine Ausbildung zum Krankenpfleger machen derzeit Anna-Lena Gerstner, Dalibor Petrovic, Jonas Beierlein und Jamal Teshome Rahma (von links). Wer sich jetzt in Roth zum Krankenpflegehelfer ausbilden lässt, kann diese Ausbildung zur Fachkraft anschließen. −Foto: Rudolph

Roth (HK) Zwanzig neue Plätze für die einjährige Ausbildung zum Krankenpflegehelfer bietet die Berufsfachschule für Krankenpflege an der Kreisklinik Roth ab September an. Damit gibt es dort erstmals eine Ausbildung, die auch Bewerbern mit einem geringeren Schulabschluss als der Mittleren Reife offen steht. Diese ist nämlich für die bisherige dreijährige Ausbildung zum Krankenpfleger nötig, die natürlich weiterhin angeboten wird.

"Das Qualitätsniveau der Pflege wird dadurch jedoch nicht gesenkt, im Gegenteil", versichert Werner Rupp, der Vorstand der Rother Kreisklinik. "Wir wollen den Standort Roth als Bildungszentrum für Pflegeberufe ausbauen und auch den Absolventen der Mittelschule eine Art Sprungbrett für die Ausbildung zur Fachkraft in der Pflege bieten." Rupp verweist damit auf die Möglichkeit, nach dem Abschluss der Ausbildung zum Pflegehelfer die dreijährige Ausbildung zur vollwertigen Pflegefachkraft anzuschließen. "Der Weg dorthin ist nur ein bisschen länger - statt drei Jahren sind es eben eins mehr", stellt Pflegedienstleiter Dieter Debus fest.

Ziel sei es laut Debus, die besten Absolventen der Krankenpflegehelferausbildung in die dreijährige BFS-Ausbildung zu übernehmen. Derzeit gehe man von etwa fünf Absolventen pro Jahr aus. Dadurch wolle man nicht nur für das Krankenhaus geeigneten Nachwuchs gewinnen, sondern auch alle anderen kleineren Pflegeeinrichtungen in der Region unterstützen, von denen viele selbst nicht ausbilden. "Sie alle können davon profitieren, und dem bestehenden Pflegenotstand im Landkreis würde etwas schlagkräftiges entgegengesetzt", ist Debus überzeugt.

Die Idee für die Krankenpflegehelfer-Ausbildung hatte man mit Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen im Landkreis bereits im Jahr 2017. Denen zufolge würden immer mehr Realschüler weiterführende Schulen besuchen und somit für die Krankenpflegeschule verloren gehen.

Der Leiter der Schule, Gesundheits- und Pflegepädagoge Markus Hanekamp, entwickelte zusammen mit Klinikchef Rupp und Pflegedienstleiter Debus die Idee. "Die Finanzierung steht nach Rücksprache mit den Krankenkassen und der Regierung von Mittelfranken, und wenn wir jetzt noch die nötige Anzahl von Bewerbern bekommen, können wir im September loslegen", sagte Rupp.

Die Voraussetzungen für den Standort Roth sind günstig: "Zum einen verfügen wir dank der bestehenden Berufsfachschule über die nötigen Räumlichkeiten, und südlich von Nürnberg gibt es auch keine weitere Krankenpflegehelfer-Ausbildung", so Hanekamp. Dabei sei auch die gute S-Bahn-Anbindung ein klarer Vorteil.

Neben Absolventen der Mittelschule sei der neue Ausbildungskurs auch für Bewerber mit Migrationshintergrund interessant, die im Lauf des Jahres die erforderlichen Sprachkenntnisse für die dreijährige Ausbildung erlangen können", findet Hanekamp. Unterstützung dafür gebe es auch vom Landkreis-Projekt "Wegbegleiter", bei dem erfahrene "Seniortrainer" ehrenamtlich Schülerinnen und Schülern der Rother Altenpflegefachschule betreuen, und was auf die angehenden Krankenpflegehelfer ausgeweitet werden könnte. Ein großer Vorteil für den Standort Roth sei schließlich das bestehende Personalwohnheim, welches auch den angehenden Pflegehelfer-Schülern offenstehen würde.

Im Gegensatz zur Ausbildung zum Altenpflegehelfer bietet die Ausbildung zum Krankenpflegehelfer den Anreiz einer besseren Vergütung. Das Einstiegsgehalt mit tariflicher Bindung liegt mit knapp tausend Euro brutto im Monat über dem Durchschnitt anderer sozialer Bereiche. "Da ist die Krankenpflege weit voraus, zumal für Berufseinsteiger", findet Rupp. Dass man in der Pflege nicht schlecht verdient sei ein Punkt, der in der Öffentlichkeit kaum bekannt wäre. "Die Debatte wird dominiert von Negativbeispielen, die es zwar auch gibt, aber überwiegend in der Privatwirtschaft zu finden sind", so Debus.

Für Debus ist die Gründung der Krankenpflegehelferausbildung ein Zukunftsprojekt, mit dem man gar nicht bald genug anfangen kann. "Wer weiß, wie sehr sich die Situation in der Pflege in den nächsten zehn oder 15 Jahren zuspitzen wird", gibt er zu bedenken. Laut Hanekamp steht auch der Träger der Schule, die Diakonie Neuendettelsau, voll hinter der Idee. "Wir ziehen alle an einem Strang, Mittelschülern und anderen Interessierten eine gute Möglichkeit zu geben, um den Schritt in die Pflege schaffen zu können".

Bewerbungen für den am ersten September beginnenden Kurs sind bereits eingegangen, und können nach wie vor eingereicht werden.

Tobias Tschapka