Kammerstein
Von Wackersdorf ins Maximilianeum

Volker Bauer will mit grünen Themen in den Landtag einziehen – aber für die CSU

17.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:54 Uhr

 

Kammerstein (HK) Volker Bauer, 42, aus Kammerstein will die politische Tradition seiner Familie fortsetzen und am 15. September für die CSU in den Landtag einziehen. Dabei setzt er vor allem auf Umweltthemen.

Volker Bauer wohnt idyllisch. Sein großes Haus mit roten Fensterläden liegt am Ortsrand von Kammerstein mit unverbaubarem Blick auf Wälder, Wiesen und Felder. Für seine beiden Kinder hat er extra einen Schlittenhügel aufbaggern lassen. Das Grundstück hat seine Mutter eingebracht, die aus einem Bauernhof am Ort stammt, nebenan wohnen seine Eltern. In Bauers Garderobe liegen Feuerwehrhelm und -handschuhe, neben der Feuerwehrjacke hängt ein Trachtenjanker. „Wer im Dorf ist, ist bei der Feuerwehr dabei“, sagt Bauer.

Er ist nicht nur in der Feuerwehr, sondern auch beim Landesbund für Vogelschutz, im Gemeinderat, er ist im Arbeitskreis Sagenweg, war Vorsitzender des Jugendtreffs und Vorsitzender der Landjugend in Kammerstein. „Vorpolitischer Raum“, nennt Bauer das. Und wer dort auffällt, werde schnell von den Parteien angesprochen. Zuerst sei die SPD an ihn herangetreten, dann die Freien Wähler. „Walter Schnell ist bei mir auf der Matte gestanden“, erzählt Bauer. Schnell ist Bürgermeister von Kammerstein und pikanterweise Bauers Patenonkel. Doch alles Werben half nichts, Bauer entschied sich für die CSU. „Bewusst“, sagt er, „weil ich etwas bewegen wollte. In der CSU hat man mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten.“ Um Macht oder Posten sei es ihm nicht gegangen.

Dabei wundert sich Bauer manchmal selbst, wieso er ausgerechnet bei der CSU gelandet ist. „Das ist eine spannende Frage für mich als ehemaligen Wackersdorf-Demonstranten.“ Schlüssig beantworten kann er sie nicht. Er sei damals, als er gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage demonstrierte, schwer irritiert gewesen von dem „Hebel, den der Staat da gegen die Bürger angesetzt hat“. Heute betont Bauer seine guten Kontakte zu Innenminister Joachim Herrmann, sogar einen Ausflug seines Kreisverbandes zum Sondereinsatzkommando der Polizei hat Bauer organisiert.

Auch der Donau-Ausbau mit Staustufen und der Ausstieg vom Atomausstieg durch die CDU/ FDP-Regierung nach der letzten Bundestagswahl hätten ihn „richtig geärgert“. Trotzdem ist Bauer in der CSU geblieben. Er wurde 2002 Geschäftsführer des Kreisverbandes Roth und trat 2009 die Nachfolge des langjährigen Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Manfred Weiß an. „Hast du Lust darauf“ sei er vom Kreisvorstand um Udo Weingart, Michael Kreichauf, Manfred Weiß und Dorle Schäfer gefragt worden. „Ich war fast etwas überrascht und überfordert“, erinnert sich Volker Bauer. „Ich habe mir vor 2009 nicht vorstellen können, politisch Fuß zu fassen.“ Er habe ja seit 2004 eine Firma für Eletronikarbeiten und eine Eventagentur, die viel Zeit kosten würden. Angetreten ist er aber dann doch.

Jetzt möchte er in den Landtag. Schon sein Urgroßvater sei als Zentrumsabgeordneter im Maximilianeum gesessen und 1945 von den Amerikanern als Kammersteiner Bürgermeister eingesetzt worden. Auch Bauers Großvater war bis in die 1980er Jahre Kammersteiner Bürgermeister, sein Amtszimmer war im Bauernhof. „Erste politische Berührungspunkte“ habe es da gegeben. Die Bürgermeistertradition der Familie wollte Bauer aber nicht fortsetzen. „Ich bin schon gefragt worden, aber da hätte ich ja gegen meinen Patenonkel antreten müssen.“ Das wollte er nicht.

Auch als Landrat hätte er nach Ansicht einiger in der CSU antreten sollen, bei der Wahl 2011. „Ein totales No Go“, schüttelt Bauer den Kopf. „Es würde nicht an Visionen scheitern, aber als Landrat muss man Führungsstärke zeigen und Managerqualitäten haben. Ich glaube nicht, dass ich die mitbringen kann.“

Aber er sei ein guter Projektarbeiter, so Bauer. Wenn er in den Landtag gewählt werde, möchte er unbedingt in den Umweltausschuss. „Das wäre mir ganz wichtig.“ Über seinen Urgroßvater habe er gegoogelt und gelesen, dass er gegen Hitler aufgestanden sei. Über sich würde Bauer später gerne einmal lesen: „Er setzte sich für die Energiewende im Freistaat Bayern ein und für die Stärkung des ländlichen Raums.“

Als Beisitzer im CSU-Arbeitskreis Energiewende auf Landesebene unterstütze er ja schon jetzt die Staatsregierung beratend, sagt Bauer. Als „blondes Fallbeil“ in Sachen Umweltpolitik habe ihn Markus Söder einmal bezeichnet, erzählt Bauer nicht ohne Stolz. Als Söder im Bezirksvorstand „Prügel“ bekommen habe, weil er nach der Katastrophe von Fukushima sofort den Atomausstieg propagiert habe, sei er ihm zur Seite gesprungen, erzählt Volker Bauer. Kurze Zeit später war Söders Position allerdings gängige Regierungsmeinung. „Dann klopfen dir die auf die Schulter, die dich vorher beschimpft haben“, sagt Bauer.

Sauer ist der CSU-Kandidat über die Verwandtenafffäre seiner Partei im Landtag. „Mich hat das geärgert.“ Allerdings, schränkt Bauer ein, habe die CSU eben sechs Mal so viele Abgeordnete gehabt wie die SPD, „da sind halt auch mehr Schlitzohren dabei.“ Dass Manfred Weiß lange Jahre seine Frau Margit angestellt habe, sei rechtlich in Ordnung, „moralisch muss das der Manfred selbst wissen. Ich hätte es nicht gemacht“.

Dass sein Vorgänger als Kreis-vorsitzender sich nicht mehr voll für den Landkreis einsetze, bestreitet Bauer. Wenn ein Bürgermeister ein Anliegen habe, trage das Weiß in München vor. Auch wenn er selbst ein Anliegen habe, bekomme er immer Antwort. „Ansprechbar war er immer, selbst in Kroatien“, sagt Bauer. „Wenn ich eine Mail geschickt habe, hat Margit sie weitergeleitet und zwölf Stunden später kam eine Antwort.“ Aber sicher schöpfe Weiß nicht mehr das volle Potenzial ab, da würde er sich als junger Landtagsabgeordneter mehr engagieren und aktiv nach Fördertöpfen suchen, sagt Bauer. Und wenn es nicht klappen sollte? „Werde ich weitermachen mit meinen Firmen. Was ich dann politisch mache, weiß ich nicht.“