Hilpoltstein/Roth (ub) Mit einer Festveranstaltung feierte der Kreisverband Roth-Schwabach der Industriegewerkschaft "Bauen-Agrar-Umwelt" sein 20-jähriges Bestehen in Hilpoltstein.
Kreisvorsitzender Wilhelm Rubick erinnerte an die Gründung des Kreisverbands Roth-Schwabach am 25. September 1998 in Nürnberg. Mit dieser Gründung sei ein entscheidender Schritt zur Neugestaltung der Gewerkschaftsarbeit in Mittelfranken eingeleitet worden. "Ihr habt euch in all den Jahren für die Verwirklichung der Gewerkschaftsziele eingesetzt", würdigte Wilhelm Rubick, "damit habt ihr euch immer für die Würde des Menschen engagiert". Die Wurzeln der IG Bau Roth-Schwabach lägen in Offenbau, sagte Landrat Herbert Eckstein. Wilhelm Rubick habe eine Chronik über "25 Jahre Ortsverband Offenbau" zusammengestellt.
"Unsere Bundesrepublik macht zurzeit einen politischen Wandel durch, dessen Folgen noch nicht abzusehen sind", sagte der frühere DGB-Kreisvorsitzende Ioann-Detlef Sohr. "Wenn die mächtigen Wirtschaftsverbände die Hartz-IV-Reformen immer noch loben und daran noch festhalten wollen, so dient dies allein ihren Interessen und eben nicht dem Allgemeinwohl", unterstrich Sohr. "Durch die Hartz-IV-Gesetzgebung ist Deutschland innerhalb der westeuropäischen Staaten zum Niedriglohn-Land Nummer eins geworden." Es sei zwar offiziell die Arbeitslosigkeit gesunken, aber Millionen Beschäftigte seien "Aufstocker", arbeiteten in prekären, zeitlich befristeten Beschäftigungsverhätnissen oder als Leiharbeiter. "Viele Familien in unserem Land leben am Existenzminimum, über zwei Millionen Kinder und Jugendliche leben in Armut oder drohender Armut", kristierte Sohr.
Eine wesentliche Ursache der gesellschaftlichen Schieflage sei die Enteignung der Sparer durch die Niedrigzinspolitik der Banken. "Die Kleinsparer wurden ihrer Zinsen beraubt und damit wird ein Ansparen für das Alter zumindest sehr erschwert", schimpfte Sohr, "das Absenken des Rentenniveaus ist doch nichts anderes als eine Enteignung der Arbeitnehmerschaft, die Erhöhung des Renteneinstiegsalters nicht anderes als ein Rentenkürzungsprogramm - wie lange wollen wir uns diese Verteilungspolitik noch gefallen lassen?"
Dafür verantwortlich sei einzig und allein "eine hervorragende Interessenpolitik der Konzernvertreter, der Großaktionäre und anderer Interessengruppen, die nur ein Ziel verfolgen, nämlich noch mehr Gewinne zu erwirtschaften und dem Allgemeinwohl zu entziehen". Mit Wissen der politisch Verantwortlichen würden jährlich viele Milliarden Steuern hinterzogen, ohne dass von politisch verantwortlicher Seite auch nur ansatzweise versucht werde, Steuerschlupflöcher zu schließen.
"Befristet Beschäftigte in den Betrieben zu haben - die sogenannte 'Generation Praktikum' bei Schulabgängern - ist asozial und unmenschlich", kritisierte Betriebsseelsorger Kurt Reinelt. "Wenn alle Leiharbeiter in die IG Bauen-Agrar-Umwelt eintreten würden, dann hätten wir andere Tarifverträge!", rief Reinelt unter dem Beifall der Zuhörer.
"Aufgrund der ehrenamtlichen Struktur taten wir uns leicht, die Kreisverbände der IG Bauen-Agrar-Umwelt zu installieren", erklärte Hans Beer, der Regionalleiter Franken. Und: "Hätten wir lauter so gute Kreisverbände in Mittelfranken, dann könnten sich andere eine Scheibe davon abschneiden." Hohes Lob gab es für Wilhelm Rubick, der den Kreisverband Roth-Schwabach seit 20 Jahren leitet. "Du darfst mich noch weitere 20 Jahre nerven", scherzte Hans Beer. Er erinnerte daran, dass Wilhelm Rubick einer der beiden mittelfränkischen Träger der Konrad-Carl-Urkunde sei - die höchste IG-Bau-Auszeichnung, die es in Franken gibt.
Kreisvorsitzender Wilhelm Rubick und Regionalleiter Hans Beer ehrten eine Reihe langjähriger Mitglieder der Industriegewerkschaft "Bauen-Agrar-Umwelt". Für 70-jährige Mitgliedschaft wurde Georg Ruff aus Rohr geehrt. Hermann Meyer aus Georgensgmünd wurde für 60-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.
Drei Persönlichkeiten halten der IG Bauen - Agrar - Umwelt schon seit einem halben Jahrhundert die Treue: Rupert Rupp aus Heuberg, Xaver Lutter aus Altenheideck und Anton Graf aus Schwanstetten. Helmut Munique aus Abenberg ist seit 40 Jahren Gewerkschaftsmitglied. Für 25-jährige Mitgliedschaft wurde Joachim Keller aus Aue geehrt.
