Hilpoltstein
"Jung hilft Alt"

Erfolgreiches Senioren-Schüler-Projekt in der Realschule Hilpoltstein

26.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:34 Uhr

Hilpoltstein - Sechs Jahre lang hat Joachim Winnekens, Mathematik-, Physik- und IT-Lehrer an der Realschule Hilpoltstein, zusammen mit dem Seniorenbeirat der Stadt Hilpoltstein das Senioren-Schüler-Projekt "Jung hilft Alt - eine Fragewerkstatt für PC, Tablet und Handy" organisiert.

Am Ende dieses Schuljahrs verabschiedet er sich in den Ruhestand, was alle Beteiligten zu einen Rückblick auf diese generationenübergreifende Erfolgsgeschichte veranlasste, die auch in Zukunft fortgesetzt werden soll.

Bei "Jung hilft alt" geht es darum, dass die Neunt- und Zehntklässler der Realschule, die mit Smartphone und Computer praktisch aufgewachsen sind, älteren Menschen die vermeintlichen Geheimnisse im Umgang mit den modernen Geräten und Medien näherbringen. "Digital natives" helfen "digital immigrants", wenn man so will. Das Ganze fand blockweise für eineinhalb Stunden immer Freitagnachmittag statt. "Und ich war sehr überrascht, wie viele Schülerinnen und Schüler sich ausgerechnet so kurz vor dem Wochenende bereiterklärt haben mitzumachen", freut sich Schulleiter Stefan Bindner. "Es war phänomenal zu beobachten, wie gut Jung und Alt dabei zusammengearbeitet haben. "

Dem konnte Joachim Winnekens nur zustimmen. "Manche der Schüler, von denen man das gar nicht erwartet hätte, blühten richtig auf und erklärten den Senioren höflich, kompetent und geduldig die digitale Welt, so dass ich sie fast nicht wiedererkannt habe. "

Zu Beginn befassten sich die Teilnehmer, die einen Kostenbeitrag von fünf Euro leisteten, mit leichten Dingen. Wie schreibe ich eine E-Mail, wie funktioniert eine Suchmaschine und wie gestalte ich ein Fotobuch? "Speziell Senioren, die gerne wandern, wollten alles über die vielfältigen Funktionen von Google-Maps wissen", erinnert sich Monika Bergauer, die Vorsitzende des Seniorenbeirats.

Mit fortschreitenden Fähigkeiten wurden dann auch komplexere Themen behandelt, wie zum Beispiel das Kalkulationsprogramm Excel. "Das Interesse seitens der Senioren war riesengroß", betont Fanny Seitz vom Seniorenbeirat. "Die Leute kamen nicht nur aus Hilpoltstein, sondern auch aus Roth, Schwabach, Weißenburg, Allersberg - und einer kam sogar aus Fürth. "

Viele Fragen drehten sich auch um die Sicherheit, und wie man sich im Internet bewegt, ohne Opfer von Betrügern zu werden. "Manche wussten nicht, was sich hinter dem Begriff Cookies verbirgt, deren Verwendung praktisch auf jeder Internetseite abgefragt wird", so Seitz. "Die Senioren fragten sich: Darf ich da jetzt draufklicken oder nicht? "

Laut Schulleiter Bindner stellt das Projekt eine echte Win-Win-Situation für alle Beteiligten dar. "Die Schüler fanden es toll, selbst in die Lehrerrolle zu schlüpfen, was zu einem größeren Selbstbewusstsein führte. Und das galt auch für die Senioren, die daran wuchsen, je mehr sie von der digitalen Welt begriffen", sagt Bindner. Außerdem sei dabei das Verständnis zwischen junger und älterer Generation größer geworden.

Für Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl spielt bei dem Projekt nicht zuletzt das Erwerben von sozialen Fähigkeiten eine große Rolle. "Deswegen ist es für uns als Stadt eine Selbstverständlichkeit, dass wir nach der erfolgreichen Teilnahme bei ?Jung hilft Alt' auch den jugendlichen Teilnehmern ein Zertifikat ausstellen, was ihnen vielleicht in ihrer Bewerbungsmappe hilft. Denn sogenannte Soft Skills stehen bei den Arbeitgebern hoch im Kurs. "

Angst, sich bei "Jung hilft Alt" blamieren zu können, musste niemand haben. Alle Fragen waren erlaubt und stießen auf viel Verständnis. "Und man darf nicht vergessen, dass die Senioren gerade in der Zeit des Corona-bedingten Shutdowns, bei denen mehrere Wochen kein persönlicher Kontakt zu den Angehörigen möglich war, von ihren digitalen Fähigkeiten profitierten", sagt Monika Bergauer. "Denn wenngleich kein direkter Besuch möglich war, konnte man sich seine Familie dann doch mittels Video-Chat oder anderer digitaler Kommunikationsmöglichkeiten in seine Wohnung holen. "

Es sei "überzeugt, dass auch zukünftig das Interesse der älteren Generation an Workshops dieser Art groß bleiben wird", glaubt Schulleiter Bindner. "Daher hoffe ich, dass wir das Ganze im nächsten Schuljahr fortführen können, auch wenn uns Herr Winnekens bald verlässt, für den wir hoffentlich bald einen Nachfolger finden. " An der Motivation seiner Schüler werde eine Fortsetzung sicher nicht scheitern, zeigt sich Stefan Bindner überzeugt.

HK

Tobias Tschapka