Hilpoltstein
In wenigen Tagen schweigen die Glocken

Der Dachstuhl des Zwiebelturms und der Glockenstuhl der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche werden saniert

25.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:21 Uhr
Der Turm der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche wird derzeit bis zur Spitze eingerüstet (oben). Der Dachstuhl des Zwiebelturms ist von Holzwürmern und Nässe geschädigt (links). Hier müssen etliche Balken ausgetauscht werden. Der Glockenstuhl stößt beim Läuten immer wieder gegen die Wand des Kirchturms. Er muss komplett neu gebaut werden. −Foto: Fotos: Bader

Hilpoltstein (HK) Der Turm der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche wird saniert. Die Balken des Zwiebelturms sind von Würmern zerfressen und teilweise verschimmelt, der Glockenstuhl schlägt beim Läuten immer wieder gegen die Turmmauern. Zusammen mit Ausbesserungen am Putz und einem neuen Anstrich kostet die Maßnahme deutlich über 500000 Euro.

Der Aufstieg bis zum Zwiebelturm der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche ist mühsam: Von der Eingangstür gleich neben der Sakristei geht es erst einmal über ausgetretende Backsteinstufen, knarzende Holztreppen und knackende Bretter bis hinauf zum Glockenstuhl. Hier erhellen noch eine einzelne Glühbirne und etwas Tageslicht, das durch ein schmales Fenster fällt, den Weg.

An den Glocken selbst führt nur eine schmale Holzstiege vorbei. Wer sich hier geduckt unter Eisenträgern hindurchzwängt, kommt schließlich in das Wohn- und Schlafzimmer des ehemaligen Türmers.

Doch damit ist der Aufstieg noch nicht zu Ende. Wer bis in Turmspitze will, muss sich mit der Taschenlampe den Weg über eine weitere Holzstiege ausleuchten und sich Schritt für Schritt bis zum achteckigen Gebälk hocharbeiten. Dort enden die Stufen förmlich im Nichts: Bodenbretter gibt es keine. Ab hier findet der Fuß nur noch auf den Balken selbst halt.

Und genau diese Balken sind es, die Kirchenpfleger Erich Bergauer die meisten Sorgen machen. "Das Holzwerk des Turms ist an etlichen Stellen von Würmern zerfressen und wir haben zudem einige Schimmelstellen entdeckt", sagt er. Zwar wollen er und die Handwerker so viele alte Balken als irgend möglich erhalten, aber "trotzdem werden wir wohl rund die Hälfte austauschen müssen". Und auch wenn man in der Spitze kaum Platz zum Umdrehen hat, wird der Zwiebelturm für die Arbeiten nicht abgedeckt oder geöffnet.

Um hier bis an die oberste Spitze zu kommen, wird derzeit ein Gerüst aufgebaut. "Und erst wenn wir hier in wenigen Tagen bis ganz nach oben gehen können, bekommen wir auch einen Eindruck vom wirklichen Umfang der Schäden", so der Kirchenpfleger. Sicher ist bereits, dass auch die Außenhaut des Zwiebelturms ausgebessert werden muss. "Es fehlen an der Schiefereindeckung bereits einige Ziegel, andere sitzen nicht mehr richtig oder sind gebrochen", sagt Bergauer. "Und die Schimmelstellen am Gebälk zeigen uns, dass bereits Wasser eingedrungen ist."

Neben den Arbeiten am Zwiebelturm wartet eine weitere große Aufgabe: Der Glockenstuhl ist nach dem Krieg nur provisorisch wieder aufgebaut worden und bewegt sich innerhalb der Turmwände. "Wenn dann die Glocken in die gleiche Richtung schlagen, hämmert der Glockenstuhl immer wieder gegen die Mauern des Turms - das müssen wir künftig verhindern."

Hier haben die Arbeiter das Problem, dass die vier Glocken zwar ausgebaut, aber im Turm bleiben müssen. Die Lösung klingt verwegen: "Wir werden die Glocken an vorher verstärkten Balken fünf oder sechs Meter weiter nach oben ziehen, um den Glockenstuhl darunter ausbauen zu können." Dann werden die Glocken über Monate hinweg schweigen. Beim Glockenstuhl ist eine Sanierung durch den Tausch einiger Elemente allerdings nicht möglich. "Wir werden ihn deshalb komplett neu bauen", sagt Bergauer. Die Balken dafür werden über das Gerüst nach oben gezogen und dann vorsichtig durch die Schalllöcher bugsiert. Den selben Wegen nehmen übrigens auch die Balken für den Zwiebelturm.

Die Arbeiten am Glockenstuhl und dem Zwiebelturm werden die meiste Zeit in Anspruch nehmen, doch es werden auch noch einige Schönheitsreparaturen durchgeführt. So wird beispielsweise das Eisengitter, das in Höhe der Wohnung des Türmers um den Turm läuft, ausgebessert. Hier müssen unter anderem einige Nieten neu eingepresst werden. "Außerdem bessern wir den Putz aus und streichen den Turm neu."

Die Kosten für die Sanierung wurden jüngst auf immerhin rund 455000 Euro geschätzt. "Aber das reicht mit Sicherheit nicht aus", sagte Bergauer. "Ich wäre schon froh, wenn wir unter 600000 Euro bleiben. Wenn die Arbeiten zügig vorangehen, könnte der Turm schon im Oktober in neuem Glanz erstrahlen.

Kai Bader