Laibstadt
In Laibstadt sind Passanten nun "auf der Hut"

Infotafel am Geschichtsweg verweist auf die Geschichte der Weidehaltung im Dorf - Heimatverein hat sie aufgestellt

30.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:04 Uhr
Die neue Tafel "Auf der Hut" am Laibstädter Geschichtsweg informiert über die frühere Gemeindeweide. Auf dem Bild rechts zu sehen sind Schäfer am unteren Kuhtrieb, von wo es dann auf den Kuhespan ging, nachdem die Schafe in den 1920er-Jahren die Weideflächen von den Kühen übernommen hatten. −Foto: Herler

Laibstadt - Eine Infotafel bereichert seit kurzem den Laibstädter Geschichtsweg.

Aufgestellt worden ist sie vom Heimatverein Laibstadt. Die Tafel informiert Passanten über die ehemalige Gemeindeweide in der Nähe der Keltenschanze. Hier standen bis in die 1960er-Jahre mächtige, alte Eichen. Durch die Pflanzung von einigen jungen Eichen auf dieser Ökoausgleichsfläche durch die Stadt Heideck soll an die ehemalige Hutung von Laibstadt erinnert werden.

Mit Hutung wird eine baumbestandene Weide bezeichnet. Im Wort steckt auch das noch heute gebräuchliche Verb "behüten", aber auch der Hut ist damit verwandt. Der Laibstädter Flurname dieser Fläche ist allerdings "Kuhespan". Espan ist ein in Süddeutschland häufig vorkommender Flurname. Er bezeichnete ursprünglich ein freies, nicht eingezäuntes Stück Weideland, das der Gemeinde gehörte und meistens in der Nähe des Dorfes lag. Hier wurde früher vor allem das Einspannvieh - daher der Name -, also Kühe und Ochsen, während ihrer Ruhezeit gehütet, wenn es nicht gerade zu Zugzwecken gebraucht wurde. Die Dorfnähe erklärt sich dadurch, dass so das Vieh schnell griffbereit für einen möglichen Einsatz war. Später benutzte man den Begriff für alle gemeindlichen Weideflächen, auf denen sich verschiedene Tiere unter Aufsicht ihr Futter selbst suchen konnten. Darauf weisen noch heute in Laibstadt gebräuchliche Flurnamen wie Kuhespan, Ochsenespan und Gänsespan hin. Aber auch andere Flurnamen wie Goisacker, Saufleck und Gaaz - hier wurden die Schweine mit Eicheln gemästet, wobei diese ein entsprechendes Geräusch, althochdeutsch "geatz" genannt, von sich gaben - rühren von einer ehemaligen Nutzung als Weideflächen her.

Über Jahrhunderte hinweg lief die Weidehaltung gleich ab: Der Kuhhirte blies gegen 10 Uhr, sobald das Gras trocken war, ins Horn, so dass alle im Dorf wussten, dass sie die Kühe losbinden und die Stalltüren öffnen konnten. Die Kühe folgten dann von selbst dem Hirten zum unteren Kuhtrieb, wo sie sich für einen langen Tag an einem kleinen Weiher vollsaufen konnten. Von dort ging es den Kuhtrieb hinauf zum Kuh-espan, wo die Tiere unter den Schatten spendenden Eichen den ganzen Tag blieben. Abends führte der Kuhhirte das Vieh wieder ins Dorf zurück. Die Kühe fanden dann den Weg selbstständig in die eigenen Ställe zurück. Bei den anderen Weidetieren verlief es ähnlich.

Im Laibstädter Salbuch aus dem Mittelalter sind die Weidegrundstücke und deren Lage im Einzelnen genannt: "Und haben zwei gemeinen Viehtriebs von Laibstatt aus, mit der gemeinen Herdt gegen Dannhaußen, bis an das Holz am Mittel, unnd dan an der Struett gegen Bergen hinumb, biß ann dass gemain Holtz, am Contzwinkel genannt, und durch das gemain Holtz hinauf gegen Bergen, biß auff die hochen Straß, unnd auf die Undern Harm, von dannen hinab zum Kairpach, unnd bis an Schlupfflesberg, Kunfeldt unnd die Krazau. Unnd haben gemeine Espan die stettigs offen sindt, darauf man treiben und hüetten mag. "

Zusätzliche Weidefläche wurde im Mittelalter durch die Dreifelderwirtschaft gewonnen, was möglich war, weil die gesamte Flur des Dorfes in drei etwa gleich große Stücke, Zelgen genannt, aufgeteilt wurde. Dabei konnte das brach liegende Drittel das ganze Jahr über als Weide genutzt werden. Die Zelgen mit Wintergetreide und Sommergetreide konnten bis zur neuen Aussaat beweidet werden, sobald sie abgeerntet waren. Das System konnte nur mit dem Flurzwang funktionieren: Jeder Bauer musste sich an die Fruchtfolge und die zeitlich vereinbarte Feldarbeit halten. Die Dreifelderwirtschaft wurde in Laibstadt bis etwa 1920 betrieben. Danach gab es nur noch Anbindehaltung. Nachdem die Kühe ab diesem Zeitpunkt nicht mehr auf die Weide getrieben wurden, übernahmen Schafe die Weideflächen auf dem Kuhespan. Seit letztem Jahr weiden hier übrigens, vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken initiiert, wieder Schafe.

nhe