Schwabach
Immer mehr Familien brauchen Rat

Die Erziehungsberatungsstelle gibt es seit 40 Jahren und sie meldet eine steigende Zahl Hilfesuchender

14.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:47 Uhr
Immer mehr Eltern suchen bei der Erziehungsberatungstelle, wie hier bei Elfriede Schweinzer (links), Rat. −Foto: Foto: Schmitt

Schwabach/Hilpoltstein (HK) Die Erziehungsberatung im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach feiert runden Geburtstag. Seit 40 Jahren finden dort Eltern, Kinder und Jugendliche Beratung und Unterstützung bei Konflikten, Verhaltensauffälligkeiten und Fragen der Entwicklung. Und die Beratung ist wichtig wie eh und je.

Jährlich steigende Fallzahlen prägen die Arbeit der zehn Psychologen und Sozialpädagogen, die in der Rother Hauptabteilung und in der Filiale im Evangelischen Haus in Schwabach 6,5 Vollzeitstellen ausfüllen. Waren es 2009 noch 682 Hilfesuchende, die zu den beiden Beratungsstellen kamen, wurden 2017 bereits 919 Fälle gezählt. Dabei stand die Erziehungsberatung für fast 2000 Personen als Ansprechpartner bereit.

Die Erziehungsberatungsstellen in Roth und Schwabach sind ökumenisch organisiert. Caritas und Diakonie sind die Träger. Finanziert werden deren Angebote überwiegend von der Stadt Schwabach und dem Landkreis Roth. Einen kleinen Anteil steuert der Freistaat bei. "Unsere Arbeit ist ausschließlich mit guter und kompetenter personeller Ausstattung möglich", sagt die Leiterin Elfriede Schweinzer, sieht diese Voraussetzung aber dank des Engagements der Träger und der Finanzierungspartner als gegeben an. "Erst vor wenigen Jahren haben wir eine personelle Aufstockung erhalten", lobt die Diplompsychologin die Stadt und den Landkreis.

Obwohl man mittlerweile erneut eine Belastungsgrenze erreicht habe, könne man Familien immer noch schnell helfen. "Die Wartezeiten betragen zwischen zwei und vier Wochen", so Schweinzer. "Krisenfälle können wir sofort oder innerhalb eines Tages bearbeiten", fügt sie hinzu. Ihrer Meinung nach ist es dem Beraterteam gelungen, seine Fähigkeiten kompetent zum Wohle der beratenen Familien einzusetzen. "Die wachsenden Anmeldezahlen verdeutlichen die hohe Akzeptanz der Erziehungsberatungsstelle."

Neben der Beratung gebe es einen regen Austausch mit Schulen, Kindergärten, Ärzten und dem Jugendhilfenetz sowie Fachvorträge zu aktuellen Themen. Relativ neu sind die Online-Beratungen für Eltern und Jugendliche. Sechs Stunden pro Woche ist eine Mitarbeiterin per Chat und Mail erreichbar. Zuständig sei man für alle Altersstufen: vom ersten Lebenstag an bis zum jungen Erwachsenen im Alter von 27 Jahren. Vom Umgang mit Schreibabys und der Gefahr eines Schütteltraumas bis zu Fällen von Missbrauch, Sucht, Entwicklungsstörungen oder Problemen bei der Integration ins Berufsleben.

Steigende Nachfrage stellt Elfriede Schweinzer bei den Kindergruppen fest. Allerdings sei ein Ausbau mit dem gegenwärtigen Personal nicht zu machen. In diesen Präventionsgruppen werden die Themen "Soziale Kompetenz" sowie "Scheidung und Trennung" intensiv bearbeitet. Der Trend zu Anmeldungen wegen Belastungen aus dem Scheitern von Ehen und Beziehungen sei konstant hoch. "Vielen getrennten Eltern gelingt es nicht mehr, tragfähige Umgangsregelungen für ihre Kinder zu finden", sagt Schweinzer. Entsprechend hoch seien die vom Familiengericht angeordneten Beratungen. Ebenso auffällig sei für den Landkreis Roth 2017 die Zahl der begleiteten Umgänge gestiegen. "Es kostet häufig viel beraterische Arbeit, mit den Eltern Lösungen zu erarbeiten, die helfen, den Kontakt zu beiden Elternteilen im Sinne des Kindes aufrechtzuerhalten", hat Schweinzer in der Beratungsarbeit festgestellt, die auch in Außenstellen geleistet wird. In Wendelstein und Thalmässing existiert sie bereits. Für Greding wird sie bald aufgenommen.

Die Fallzahlen steigen also seit Jahren. Prävention bleibt dringlich. Die Beratung wird an einigen Stellen komplizierter. Dennoch konnte fast der Hälfte aller Familien 2017 innerhalb eines Monats geholfen werden. Knapp 13 Prozent der Fälle werden innerhalb von sieben bis zwölf Monaten abgeschlossen. Lediglich 7 Prozent der Beratungen laufen länger als ein Jahr. Dabei haben 63 Prozent der Hilfesuchenden zwischen zwei und zehn Kontakte mit ihrer Beraterin. Der Anteil an Migrantenfamilien lag 2017 bei 18,3 Prozent aller Beratungsfälle. Bei der Beratungstätigkeit konnten die Mitarbeiter feststellen, dass in annähend alle Migrantenfamilien Deutsch gesprochen wird.

Robert Schmitt