Hilpoltstein
Immer den aufrechten Gang gezeigt

Schwabacher SPD ernennt die langjährige Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger zur Ehrenvorsitzenden

12.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:56 Uhr
Helga Schmitt-Bussinger (3.v.l.) strahlte mit der Ernennungsurkunde inmitten der Schwabacher SPD-Führung mit Caroline Linner, Peter Reiß, Saskia Bergmann, Susanna Regelsberger-Sacco und Alt-OB Hartwig Reimann. −Foto: Hertlein

Schwabach (HK) Großer Bahnhof für eine sehr engagierte, mutige und dennoch bescheiden gebliebene Kommunalpolitikerin: Am Sonntag ist Helga Schmitt-Bussinger bei einer Feierstunde im Bürgerhaus in Schwabach zur SPD-Ehrenvorsitzenden ernannt worden.

Viele Freunde, Parteigenossen, Weggefährten und Künstler füllten den Bürgerhaussaal. Zahlreiche Festredner aus der Stadt, dem Landkreis Roth, dem Stimmkreis Mittelfranken Süd und der Stadt Nürnberg würdigten die jahrzehntelange Arbeit der 61-Jährigen. Alt-Oberbürgermeister Hartwig Reimann skizzierte ihre Karriere vom heimatlichen Oberdachstetten bis hin zum Wirken im bayerischen Landtag. Ulrike Dehner-Reimann habe dazu eine Liste über Stationen und Aktivitäten in Verbänden, Vereinen und dergleichen von Helga kopiert und verteilt, damit man sich diese daheim nochmals zu Gemüte führen könne, so Reimann. "Die Liste ist sehr lang, ich kann diese in der mir vorgebenen Redezeit nicht bewerkstelligen, um diese abzuarbeiten." Reimann und 20 Minuten Redezeit, das ist ein Widerspruch in sich.

Landrat Herbert Eckstein hätte "zwei Ordner mit Zeitungsartikeln von Helga mitbringen können", um das Wirken zu schildern und um ihre Arbeit zu würdigen. Eckstein in seiner Laudatio hemdsärmelig in Richtung Schmitt-Bussinger: "Uns beiden schmeckt schon mal ein Presssack. Der Landkreis Roth und du, wir hatten ein sehr gutes Verhältnis: Du bist schon etwas Besonderes, warst immer grundehrlich, aufrecht, geerdet, verlässlich. Du hattest dich immer um alle gekümmert. Du warst stets unaufgeregt, in schwierigen Situationen hast du immer den aufrechten Gang gezeigt, vielleicht hast du manchmal zu viel in dich hineingefressen, aber wir haben uns wirklich schätzen gelernt. Wir brauchen Leute wie dich, die sich nicht entmutigen lassen. Begleite uns weiter, bleib uns treu."

Juso-Vorsitzender Luca Linner sorgte mit seiner Combo für den musikalischen Rahmen, die Feierstunde wurde mit der Instrumentalfassung der "Internationalen" eröffnet. Zum Abschluss gab es eine gelungene Version von "Bella Ciao". Helga Schmitt-Bussinger sagte gerührt: "Ihr habt mir da eine sehr große Freude bereitet und mit eurem Besuch Zuneigung und Anerkennung geschenkt." Sie habe es immer als großes Geschenk verstanden, ihre große Politik-Leidenschaft zum Beruf machen zu können.

In Oberdachstetten im westlichen Mittelfranken geboren und aufgewachsen, hatte sich Helga frühzeitig politisch engagiert. 1979 war sie in die SPD eingetreten, vom Vater Hermann geprägt: "Er war für mich als politische Aktiver und Gewerkschaftler ein Vorbild." Die Gründung eines Ortsvereins Anfang der 70er sei sein Ziel gewesen, um die SPD im Heimatdorf etablierten. "Ende der 60er waren die Ideen von Willy Brandt, mehr Demokratie wahr zu nehmen, zu uns nach Oberdachstetten vorgedrungen."

Christa, die Kindergärtnerin ihres Sohnes, hatte Schmitt-Bussinger später in Schwabach zum politischen Engagement im Stadtparlament überredet. Das war von 35 Jahren. Hans-Werner Flock und Margot Feser waren die ersten Wegbegleiter. Der einstige Stadtkämmerer Richard Schwager, Hartmut Hetzelein, Hanno Dietrich, Werner Schmidbauer, Hartwig Reimann und andere hatten dann die heute 61-Jährige überredet und unterstützt, für den Landtag zu kandidieren.

Schmitt-Bussinger: "Das Miteinander war immer unsere Stärke." Der Weg in den Landtag sei ihr somit geebnet gewesen. "Auch wenn die Arbeit in der Opposition nicht ganz so einfach gewesen war." Kreishandwerksmeister Hanno Dietrich "hat mich oft moralisch aufgebaut". 1984 wurde Helga Schmitt-Bussinger Mitglied im Schwabacher Stadtrat. Alt-OB Reimann erinnerte sich: "Helga war im Vergleich zu anderen der Typ, der wusste, worum es geht, für sie war die Tätigkeit keine kurzfristige Angelegenheit. Und an ihr kann man sehen, das man auch 20 Jahre Oppositionsarbeit in Landtag aushalten kann. Man steckt viel Fleiß, Überzeugung rein, das weist auf eine innere Stärke hin." Es blieben in ihrer Polit-Karriere aber auch Tiefschläge nicht aus. So 2008, als die gegangene OB-Kandidatur verloren ging. Reimann: "Das ist uns allen sehr zu Herzen gegangen."

Politik als Beruf, da blieb auch das Privatleben zum Teil auf der Strecke, Ehemann Günther wurde daher bei der Feierstunde nicht vergessen: "Vielen Dank für dein Verständnis, deine Unterstützung. Du hast viel Frust und Ärger, den ich woanders nicht herausgelassen hatte, abbekommen und alles ganz gut ertragen.", sagte Helga Schmitt-Bussinger. Der Angesprochene bekam ein paar feuchte Augenränder, SPD-Chef Peter Reiß half mit einem Taschentuch aus.

Zum Abschluss versprach Politik-Rentnerin Helga: "Ich bleibe ein politisch aktiver Mensch, bleibe Sozialdemokrat und freue mich lieber Peter Reiß, dich und die SPD weiter unterstützen zu können."

Matthias Hertlein