Spalt
Hopfenbauern droht 30-prozentige Einbuße

Nach der Rekordernte im vergangenen Jahr herrscht aber Gelassenheit im Spalter Anbaugebiet

16.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:25 Uhr
  −Foto: Fotos: Leykamm

Spalt (HK) Wenn aus dem kleinen Temperaturknick kürzlich ein echter Wetterumschwung geworden wäre, hätte es die Erntemenge der Spalter Hopfenbauern tatsächlich noch deutlich steigern können. Doch der Umschwung blieb aus und so mussten die Pflanzer so früh wie nie die Reben einbringen. Beim Erntegewicht drohen jetzt Verluste von bis zu 30 Prozent. Die Hoffnung ruht nun auf den "inneren Werten" der Dolden.

Zum jährlichen Pressegespräch zur Hopfenernte waren die Experten gestern in Spalt auf dem Hof von Otto Scheuerlein zu Gast, dessen Familie erst wenige Stunden vor dem Termin mit dem Einholen begann. Viele andere Hopfenbauern im Spalter Anbaugebiet, das von Hersbruck bis Kinding reicht, starteten dagegen schon Ende Juli mit dem Abernten. Doch egal, wer ab wann die Dolden von den Feldern holte - die Stimmungslage bei den Hopfenbauern ist generell nicht schlecht.

Was auch daran ersichtlich ist, dass die Anbaufläche im Spalter Anbaugebiet im Vergleich zum Vorjahr um 13 auf jetzt 404 Hektar wuchs. Konstant ist derweil die Zahl der 55 Hopfenbauern. Aussteiger gab es keine, auch weil eine hohe Vertragsquote langfristig für gute Preise sorgt. Der Blick in die Erntewagen verheißt ebenso Gutes: Grasgrüne Dolden mit frischem Aussehen. Und beim Aufbrechen zeigen sich die so wichtigen Lupulinkügelchen, die den eigentlichen Geschmacksstoff bergen.

Sorgen bereiten den Hopfenbauern nur die Niederschläge, "die uns im Stich gelassen haben", wie es Werner Wolf formuliert, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Roth. Seit Februar ergossen sich in jedem Monat nur unterdurchschnittliche Mengen auf die Hopfengärten. Im Juni betrug die Niederschlagsmenge gar nur ein Drittel des Vorjahresmonat. "Seit Mitte April haben wir Sommer", sagt Wolf, denn an satten 60 Tagen stieg das Thermometer auf mindestens 25 Grad. Damit fehlte es heuer "an den beiden wichtigsten Motoren des Wachstums": Wasser und kühle Temperaturen. In Abenberg und Wassermungenau hatte man zudem mit Hagel zu kämpfen.

Um zu retten, was zu retten ist, gilt es nun vorzeitig zur Ernte zu schreiten, die heuer zwei Wochen früher als gewohnt beginnt. Das Pressegespräch fand sogar noch vor der der offiziellen Hopfenernteschätzung statt. "Das war noch nie da" sagt der Landwirtschaftsdirektor. Fest steht schon jetzt: Die Ergebnisse der Ernte sind frappierend und äußerst verschieden - selbst innerhalb eines Betriebs. So finden sich bei den Scheuerleins prächtig ausgebildete Dolden direkt neben verkümmerten. Bei letzteren handelt es sich in der Regel um die sogenannte Nachblüte, der beim Wachstum die Puste ausging.

Dass das Ergebnis bei den Scheuerleins besser als erhofft ist, führt die Familie auf die heuer erstmalig eingesetzte Tropfenbewässerung seiner dreieinhalb Hektar großen Hopfenanbaufläche zurück. "Das hat sich auf jeden Fall gelohnt", sagt Stefan Scheuerlein, der den Betrieb kürzlich von seinem Vater übernommen hat. Insgesamt wird auf 20 Prozent der Fläche im Anbaugebiet bewässert.

Am meisten unter der heißen Witterung gelitten hätten die angestammten Landsorten "Hallertauer Mittelfrüh" und "Spalt-Spalter". Aber generell gelte: "Jede Temperatur über 30 Grad tut unserem Hopfen weh, egal in welcher Phase er sich befindet." So formuliert es Friedrich Kolb, stellvertretender Vorsitzender des Spalter Hopfenpflanzerverbandes. Heuer habe die Hitze den gesamten Kalender verschoben - von der zu frühen Blüte im Mai bis hin zur notgedrungen frühen Ernte.

Andreas Auernhammer von der Spalter Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) befürchtet bereits: "Ohne Bewässerung sterben bei uns die Sonderkulturen Hopfen und Obst in zehn Jahren aus." Um diesem Szenario vorzubeugen, wollen die Gemeinden Abenberg, Absberg, Georgensgmünd, Röttenbach und Spalt einen überregionalen Bewässerungsverband für diese beiden gebietsprägenden Sonderkulturen gründen. Eine Machbarkeitsstudie wird gerade erstellt. Handeln sei dringend nötig, denn die alle paar Jahre ausgerufenen Jahrhundertsommer "werden bei uns zur Normalität", so Kolbs Prognose. Die jetzige schwache Ernte bedeute für die Bauern zwar hohe Einbußen, "aber das Bier ist noch nicht in Gefahr", betonte der Vorstandsvize. In den Lagern zehrt man noch von der letztjährigen Rekordernte, so Auernhammer. Einige Hopfensorten seien aber auch "komplett ausverkauft.

Was die aktuelle Ernte angeht, gilt es auf die Qualität der "inneren Werte" zu setzen, die aber erst noch bestimmt werden muss. Und es bleibt die Hoffnung, dass sich der Witterungsverlauf für die späten Sorten noch ändert, die erst in bis zu drei Wochen zur Ernte fällig sind. "Ich wünsche uns allen einen schönen Landregen", sagte Landwirtschaftsamts-Chef Wolf zum Abschluss.

Jürgen Leykamm