Impfappell
Hilpoltsteiner Mediziner Manfred Wagner: "Die Impfung ist keine Privatsache mehr"

10.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:45 Uhr
Der Fürther Klinikdirektor Manfred Wagner aus Hilpoltstein richtet einen Appell an die ungeimpfte Bevölkerung −Foto: Klinikum Fürth

Hilpoltstein - Es ist fast ein Déjà-vu. Vor genau neun Monaten hat der Hilpoltsteiner Mediziner und Direktor des Klinikums Fürth Manfred Wagner einen flammenden Impfappell ausgesprochen. Jetzt redet der Pandemiebeauftragte wieder Klartext: "Impfverweigerung ist nicht länger hinnehmbar." Denn überlastete Intensivstationen, ausgelaugte Pflegekräfte und benachteiligte Non-Covid-Patienten seien mit einer hohen Impfquote vermeidbar.

Um möglichst viele Menschen mit seinem Appell zu erreichen, hat Manfred Wagner ein Video in den sozialen Medien geteilt. 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland seien immer noch ungeimpft. Und die Entscheidung dieser 20 Prozent gegen eine Impfung habe immense Auswirkungen auf den Rest der Bevölkerung.

Wie groß die Auswirkungen sind, schildert der Mediziner in drastischen Worten: Die Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, treffe den Patienten mit Herzinfarkt, der wertvolle oder sogar überlebensentscheidende Minuten im Rettungswagen verliere, "weil der Weg zum nächsten freien Intensivbett einfach länger geworden ist". Es treffe auch die Patientin mit Eierstockkrebs, die dringend operiert werden müsse, deren OP aber aufgeschoben werde, weil kein Intensivbett frei sei. Und die Patientin mit Schlaganfall, für die gelte: "Time is Brain", also Zeit ist Hirn. Denn jede verzögerte Minute erhöhe das Risiko für eine bleibende Lähmung.

Schwer treffe es auch jene, die schon im Sterben lägen und ihre Angehörigen nur noch kurz oder gar nicht mehr sehen dürften. "Und ich könnte mit meinen Beispielen endlos weitermachen", schiebt der Hilpoltsteiner seiner Aufzählung hinterher.

Aus diesem Grund sei die Impfentscheidung keine reine Privatsache mehr. Vielmehr gebe eine Minderheit an Egoisten den Ton an. Die Freiheit des Einzelnen höre dort auf, wo sie die Freiheit des anderen einschränke. "Und dieser Punkt ist bei dieser Pandemie und der Frage der Impfung lange erreicht."

Die Impfunwilligen sollten sich nicht von Querdenkern und Wissenschaftsleugnern mit schrägen Argumentationen sowie falschen Behauptungen vor sich hertreiben lassen, sagt Wagner eindringlich. Es brauche keine neuen Studien, Untersuchungen oder Forschungsergebnisse: "Es ist glockenklar. Die Impfung ist der Weg aus der Pandemie. Und die Impfung hat ein extrem hohes Maß an Sicherheit." Die Gefahren und Nebenwirkungen durch eine Infektion mit dem Coronavirus seien um ein Vielfaches höher.

Wagner ist davon überzeugt, dass "wir in der kritischsten Phase der Pandemie sind". Denn die vierte Welle treffe auf ein Gesundheitssystem, das ausgelaugt sei. "Unsere Mitarbeiter können nicht mehr", betont er. "Sie können nicht noch einmal alle Kräfte zusammenraffen und weiter durchhalten." Die Pandemie habe ihre Narben hinterlassen.

All das lasse sich umkehren, wenn sich genügend Menschen impfen ließen. "Deshalb mein dringender Appell an Sie: Lassen Sie sich nicht von irgendwelchen Pseudoexperten verunsichern, denn die Meinung der Wissenschaft ist klar: Die Impfung ist der einzige Weg und einzig verantwortbare Weg aus der Pandemie. Lassen Sie sich impfen."

HK

Monika Meyer