Hilpoltstein
Regionalzüge am Abstellgleis

Bayerische Eisenbahngesellschaft plant, fast ein Drittel der Züge am Rothseebahnhof zu streichen

25.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:23 Uhr

Der Regionalbahnhof ist ein Prunkstück des ÖPNV im Landkreis. Nun soll das Angebot drastisch eingeschränkt werden. - Foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) 2,7 Millionen Euro hat der Landkreis Roth 2014 für den Öffentlichen Personennahverkehr eingeplant, rund 300 000 Euro mehr als im Vorjahr. Neue Linien gibt es dafür nicht, vielmehr verschlingt der Erhalt des Vorhandenen immer mehr.

„Es ist eine große Herausforderung, eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten“, sagte Landrat Herbert Eckstein (SPD) im gestrigen Umweltausschuss. Dabei zeigt sich auch eine gewisse Schwierigkeit, flexible Angebote so zu gestalten, dass sie die derzeitige Seniorengeneration annimmt. Später, so Eckstein, werde dies einfacher, denn die nun kommenden Generationen seien alle vernetzt. Trotzdem müsse man auf der Suche nach innovativen Ideen bleiben.

Ein Angebot, das sich in den vergangenen Jahren wachsender Beliebtheit erfreute, waren die Züge vom Allersberger Bahnhof Rothsee nach Nürnberg und zurück. Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember plant die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) allerdings einen Kahlschlag bei den Allersberg-Shuttles. Diese fahren zurzeit meist stündlich als Ergänzung zu den Regionalexpresszügen, die zwischen Nürnberg und München verkehren. Sollte das Streichkonzert der BEG erfolgreich sein, fahren wochentags von Allersberg nach Nürnberg statt bisher 25 nur noch 18 Züge und von Nürnberg nach Allersberg statt 26 nur noch 18.

Dabei erwischt es die Pendler des Einzelhandels besonders hart, deren gewohnte Züge um 9.04, 18.40 und 20.40 Uhr allesamt wegfallen. Sie haben künftig beispielsweise am Morgen die Alternative zu spät zu kommen oder eine Stunde zu früh in Nürnberg zu sein. Aber auch Nachtschwärmer müssen länger aushalten, denn der erste Zug am Samstag und am Sonntag ist von 5.10 auf 6.32 Uhr verlegt worden.

„So wie es zurzeit geplant ist, ist es nicht tragbar“, sagt Nahverkehrsexperte Jörg Emmerling vom Landratsamt. „Aber wir hoffen, dass wir noch mehr rausholen können.“ Laut BEG würden sich die Änderungen im Übrigen nicht auf den Berufsverkehr auswirken. Fraglich ist auch, wie sich die jetzt avisierten Kürzungen auf die für 2016 angekündigte S-Bahn-Linie zwischen Nürnberg und Allersberg auswirken werden, sollten sie Realität werden. „Das verläuft sich schnell“, befürchtet Eckstein.

Die zweite Baustelle im Nahverkehr sind zahlreiche Buslinien, die ausgeschrieben werden müssen, da sie von den Unternehmen nicht mehr eigenwirtschaftlich betrieben werden können. Kämmer Jürgen Lafère geht davon aus, dass deren Zahl steigt, vor allem im Hinblick auf sinkende Schülerzahlen. Eine Maßnahme, die Linie zu erhalten und trotzdem das Defizit nicht entgleiten zu lassen, ist Linien zu bündeln. Das heißt, rentable und weniger rentable Linien werden zusammengefasst und gemeinsam als Bündel vergeben. Beispielsweise sollen aus den Linien 595 (Kleinhöbing -Thalmässing), 596 (Hilpoltstein - Reichersdorf), 611 (Greding - Hilpoltstein) und 633 (Allersberg - Schloßberg) ein solches Bündel gebildet werden.

Der ÖPNV bestreitet rund ein Fünftel des Haushaltsvolumens im Bereich Energie, Umwelt und Regionalentwicklung, das 13,5 Millionen Euro beträgt. Der größte Posten ist die Abfallentsorgung mit 8,55 Millionen Euro. Rund 900 000 Euro werden im kommenden Jahr in die Deponien investiert.