Hilpoltstein
Visionen für Hilpoltstein aus Schülersicht

35 Jugendliche aus dem gesamten Stadtgebiet entwickeln viele Ideen bei der ersten Zukunftswerkstatt im Landkreis

03.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:22 Uhr

"Meine Gemeinde - Ich red// mit": Viele Vorschläge präsentieren die Jugendlichen bei der ersten Zukunftswerkstatt in Hilpoltstein. - Foto: Fischer

Hilpoltstein (HK) Stadtratsitzungen als Livestream im Internet, eine Hilpoltstein-Jugend-App und bessere Fahrradwege: Viele neue Ideen sind bei der ersten Jugendzukunftswerkstatt in Hilpoltstein entstanden. Am Freitag präsentierten die Schüler ihre Visionen und Konzepte.

Einen ganzen Tag lang hatten sich 35 Schüler aus dem Hilpoltsteiner Stadtgebiet, alle im Alter zwischen 13 und 18 Jahren, damit beschäftigt, wie Hilpoltstein für die Jugend interessanter werden könnte. Begleitet wurden sie bei ihrer Ideensammlung unter anderem von Birgit Lang, Jugendpflegerin vom Kreisjugendring Roth, und weiteren ehrenamtlichen Helfern. Es wurde nachgedacht und gearbeitet "bis die Köpfe geraucht haben", sagte Simon Haagen von der Jugendbildungsstätte Burg Hoheneck zum Auftakt der Präsentationen.

In fünf Arbeitsgruppen hatten sich die Jugendlichen zunächst die Frage gestellt, was im Moment falsch läuft in der Stadt und was zu ändern wäre. Anschließend ging es darum, sich utopische Gedanken über mögliche Lösungen zu machen. "Dabei galt der Grundsatz: Geld ist egal, alles ist möglich", so Haagen. In der letzten Phase versuchten die Mädchen und Jungen dann, die Ideen der Realität anzupassen und sich realistische Gedanken über die Umsetzung zu machen. "Es hat sich dabei gezeigt, dass die Jugendlichen ein besonderes Bewusstsein für das Gemeinwesen um sich herum haben", freute sich Lang.

Die erste Gruppe nahm sich das Thema "Freizeit" vor und präsentierte ihre Ideen anhand eines Schaubildes. Ihr Wunsch: Ein Ausbau des jetzigen Skaterplatzes an der Badstraße hin zu einem Sporttreff mit neuem Basketball-, Fußball- und Volleyballplatz. Dazu eine Hütte mit Toiletten und einer begrünten Dachterrasse "zum Chillen". Eine gute Rückzugsmöglichkeit sei das vor allem deshalb, weil der Jugendtreff derzeit nur drei Mal in der Woche geöffnet hat. Auch über die Finanzierung haben sich die Jugendlichen Gedanken gemacht. Ein Teil könne von der Stadt bezahlt werden und den Rest könne man durch Kuchenverkaufsaktionen oder Spendensammlungen an den Haustüren zusammenbekommen. Um die Kosten möglichst gering zu halten, erklärten sich die Mädchen und Jungen auch dazu bereit, beim Bau und der Einrichtung der Hütte selbst mit anzupacken. Eine Idee, die nicht nur bei den anderen Jugendlichen gut ankam, sondern auch Bürgermeister Markus Mahl gut gefiel. "Ich denke, da lässt sich schon etwas machen", sagte er.

Auch eine zweite Gruppe, bestehend aus neun Schülern, hatte sich das Thema Freizeit auf die Fahne geschrieben. Ihre Idee: ein Einkaufszentrum. Weil die nächsten größeren Einkaufszentren für Kleidung zu weit weg lägen, um sie ohne eigenes Auto und elterlichen Fahrdienst erreichen zu können, wäre eine solche Einkaufsmöglichkeit in Hilpoltstein eine gute Sache. Ein zweites Anliegen war der Arbeitsgruppe das Internet. Mit besseren Leitungen könne man für schnelleres Netz sorgen, denn "manchmal spinnt auch hier in Hilpoltstein das Internet", stellte einer der Jugendlichen fest.

Eine technisch moderne Vision hatte die dritte Gruppe: Die Stadt Hilpoltstein könne sich doch neben ihrer normalen Homepage auch in mehreren sozialen Netzwerken präsentieren. Ebenso wäre ein YouTube-Kanal mit Neuigkeiten in Videoform nicht schlecht. Hier könne man dann auch Stadtratsitzungen live via Internet-stream übertragen. Um die Jugend etwas näher an die Politik heranzuführen, dachte diese Gruppe auch über einen runden Tisch mit den Mitgliedern des Stadtrats nach. Dann hätte man die Möglichkeit, sich direkt und persönlich über Kinder- und Jugendthemen zu unterhalten. Wünschen würden sie sich neben einer modernen Stadt-Hilpoltstein-App auch einen jugendgerechten Brief, der alle paar Wochen verschickt werden und darüber informieren soll, was sich politisch in letzter Zeit getan hat. Von diesen vielen Vorschlägen war auch Moderator Simon Haagen ganz begeistert. "Ich bin total platt", sagte er.

Grund zur Begeisterung bot auch das Referat der nächsten Gruppe. Denn diese startete ihre Präsentation mit einer kleinen schauspielerischen Einlage zum Thema fehlende Fahrradwege. Angeregt wurde auch ein besserer Stadtbusverkehr, damit man sich auch außerhalb der Schulzeit mit Freunden treffen könne und dabei nicht immer auf die Eltern angewiesen sei. Außerdem solle ein Unterstützungsprojekt für Schüler bei der Arbeits- und Studiumssuche ins Leben gerufen werden. Gelingen könnte dies mit einer App, in der zum Beispiel Ferienarbeitsplätze, Praktika und Studienplätze vermerkt sind.

Sehr angetan von den vielseitigen Ideen der Jugendzukunftswerkstatt war Bürgermeister Markus Mahl. Einige der Dinge wolle man in der nächsten Zeit auf jeden Fall im Stadtrat und den zuständigen Ausschüssen aufgreifen und versuchen, die Ideen auch zum Teil in die Tat umzusetzen. Stolz sei er besonders deshalb, weil das Projekt Jugendzukunftswerkstatt zeigt, dass sich - entgegen mancher Vorurteile - viele junge Menschen einbringen wollen.

Ähnlich positiv fiel auch das Feedback des Hilpoltsteiner Jugendbeauftragten Felix Erbe aus. "Ich denke, viele Dinge sind gut umsetzbar", sagte er. Damit die Ideen nicht nur Ideen bleiben, findet am 25. April um 18 Uhr ein weiterer Termin im Hilpoltsteiner Jugendtreff statt, bei dem sich die Schüler und Erwachsenen weitere Gedanken über die Realisierung der einzelnen Projekte machen. Die Jugendzukunftswerkstatt, ein Projekt des Vereins ErLebenswelt Roth in Kooperation mit dem Kreisjugendring Roth, wird es in den nächsten Wochen auch in anderen Städten und Gemeinden des Landkreises geben.