Hilpoltstein
100 Prozent mehr Radler erwünscht

Helmut Neuweg stellt sein Radwegekonzept im Arbeitskreis Verkehr vor

03.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:42 Uhr

Die Gänsbachbrücke ist einer der neuralgischen Punkte am Altstadtring. Für Radfahrer ist da kaum noch Platz. Abhilfe könnten zwei kleine Brücken links und rechts über den Gänsbach schaffen. - Foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) Vom Auto aufs Rad umsteigen. Der Umwelt zuliebe sollten das so viele wie möglich. Damit sie das auch in Hilpoltstein können, braucht es ein gutes Radwegenetz. Am Donnerstagabend stellte dazu Altbürgermeister Helmut Neuweg im Arbeitskreis Verkehr sein Radwegekonzept vor.

Es sei kein fertiges Konzept, vielmehr solle es eine Diskussionsgrundlage sein, schickte Neuweg voraus. Allerdings entpuppte sich die "Grundlage" als eine durchaus veritable Roadmap, in der Neuweg nahezu jeden Winkel der Stadt unter die Lupe genommen hat. Das fachliche Wissen bringt er im Übrigen auch mit, hat er doch ein Ingenieurbüro, das sich mit Radwegeplanung beschäftigt. Zudem ist er beim Landkreis Roth federführend bei dessen Radwegekonzept.

Dieses ist auch die Basis für die Überlegungen, die jetzt für Hilpoltstein angestellt werden. Dabei geht es vornehmlich um den Alltagsradverkehr in die Schule, in die Arbeit oder zum Einkaufen und nicht um touristische Radwege. Dazu sollen bis 2030 alle großen Orte mit gut ausgebauten Wegen verbunden sein.

Ein Projekt, was laut Neuweg bereits auf einem guten Weg ist. Ziel ist - auch für das Hilpoltsteiner Konzept - den Radleranteil am Verkehrsaufkommen im Landkreis von 10 auf 20 Prozent zu erhöhen. "Das wären 1000 Kilometer pro Bürger im Jahr", sagte Neuweg. Auf den Straßen der Stadt würde sich das durchaus bemerkbar machen. Das Verkehrsaufkommen wäre mit dem an schulfreien Tagen vergleichbar, sprich, erheblich geringer. Beeindruckend ist auch die Energieersparnis, die damit verbunden wäre. "Wir liegen aufs Jahr bei einer Größenordnung, die der des Heizwerks Nürnberg-Sand-reuth entspricht", so Neuweg.

Da der Landkreis bereits dabei ist, seinen Teil zu erfüllen, ist es an den Gemeinden nun auch ihren beizutragen. Denn wenn ich die Bürger dazubringen will, aufs Rad zu steigen, dann muss ich ihnen das auch schmackhaft machen. Wobei Neuweg auch im Hinterkopf hat, dass vielen auf lange Sicht gar nichts anderes übrigbleibe, denn knapp werdende Ressourcen werden den motorisierten Individualverkehr über kurz oder lang für viele unbezahlbar machen. "In den Städte ist es teilweise schon so."

Schmackhaft bedeutet, dass Radfahrer ein ausgeklügeltes Netz vorfinden sollen, auf dem sie bevorzugt und geschützt ohne große Unterbrechungen und Umwege von A nach B kommen. Die Mittel dazu sind Fahrradstraßen, Fahrradzonen, neue Radwege, Umwidmung von Straßen, Fahrradstreifen und Fahrradschutzzonen. Das Sahnehäubchen wären Radschnellwege, doch sieht Neuweg hier wenig Möglichkeiten.

Um nun zu wissen, wo diese Zonen und Straßen entlang führen sollen, muss man die wichtigsten Ströme kennen: von den Wohngebieten zu Schule, Arbeit, Arzt, Einkaufen, Innenstadt etc. Ziel ist es dann, einen Weg für Radfahrer auszubauen und kenntlich zu machen, auf dem sie meist vorrangig das Ziel erreichen. "Hilpoltstein hat hier schon sehr gute Voraussetzungen", sagte Neuweg.

Als erstes Beispiel dient ihm eine Verbindung von der Albrecht-Dürer- über die Adalbert-Stifter-Straße runter zum Gänsbach, dann weiter zum Gasthof Bögl und zum Auhof. Mit relativ kleinen Maßnahmen könnte man hier einen durchgängigen Weg schaffen, so Neuweg. Neuralgische Punkte wie die Überquerung von Straßen würden mit sogenannten Furten bewerkstelligt. Das sind deutlich erkennbare Überwege meist in Verbindung mit einem Zebrastreifen. Auch weitere Wege wie der Parkweg oder der Julie-Braun-Weg lassen sich auf ähnliche Weise in das Netz einarbeiten. Zudem sieht es Neuweg als zweckdienlich an, alle Wohngebiete sowie die Innenstadt bis zu Grund- und Hauptschule zu Fahrradzonen zu machen. In diesen hätten dann Fahrräder gegenüber allen anderen Fahrzeugen Vorrang.

Knackpunkt des Hilpoltsteiner Radnetzes ist der Altstadtring. "Dort muss man auch Geld in die Hand nehmen", sagte Neuweg. Und das Platzangebot ist an vielen Stellen auch nicht gerade üppig. Allerdings lassen sich Ströme leiten, beispielsweise mit Fahrradbrücken links und rechts der Gänsbachbrücke. Der eine Strang führt dann zu den Supermärkten und weiter nach Hofstetten, der andere zum Parkweg in die Innenstadt und zu den Schulen. Weitaus schwieriger ist die Stelle zwischen Allersberger Straße und der Abzweigung zur Talstraße. Durch dieses Nadelöhr zwängt sich nahezu der gesamte Verkehr der Stadt. Ein Radweg lässt sich dort nur mit Baumaßnahmen oder Umwegen realisieren, zumal man auf jeder Straßenseite einen benötigt.

Leichter zu realisieren sind da schon die Fahrradschutzstreifen, die Neuweg beispielsweise in der Industriestraße oder in der Neuburger Straße gerne hätte. Das sind auf der Fahrbahn gekennzeichnete Bereiche für Radler. Von Autofahrern dürfen diese nur bedarfsweise und ohne Behinderung des Radverkehrs überfahren werden. Ein Prinzip, das sich in vielen Städten laut Neuweg absolut bewährt hat. Für den Umstieg auf das Rad brauche es auch viel Psychologie, es gehe darum, dass der Einzelne sagen kann: "Ich komme mit dem Rad schnell wo hin, weil mich jemand führt."

Ob das Konzept mehr als eine Diskussionsgrundlage ist, wird sich in naher Zukunft zeigen. Dazu müsste es allerdings den Sprung in den Stadtrat schaffen, denn dieser muss die Entscheidungen treffen.