Hilpoltstein
In Rekordzeit quer durch die USA

Extremsportlerin Christine Waitz aus Roth ist für die Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth nominiert

08.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr
Durch die endlosen Weiten der USA: Christine Waitz aus Roth hat mit drei Mitstreiterinnen die Konkurrenz der Vierer-Frauenmannschaften beim Race Across America gewonnen. −Foto: Futterknecht

Roth (HK) Die Extremsportlerin Christine Waitz ist für die Wahl zur Sportlerin des Jahres 2017 im Landkreis Roth nominiert. Zusammen mit drei Mitstreiterinnen stellte die Rotherin im vergangenen Jahr unter anderem einen Weltrekord beim Race Across America auf: Beim berühmten Radrennen quer durch die USA spulte das Team "Quattra Bavariae" 4800 Kilometer in 6 Tagen und 15 Stunden ab.

Sie hat keine Sekunde lange gezögert. Als die oberbayerische Triathletin Nicole Bretting eines Tages im Jahr 2015 bei Christine Waitz angefragt hat, ob sie sich eine Teilnahme am Race Across America (RAAM) vorstellen kann, war die Rotherin sofort Feuer und Flamme. Gemeinsam suchten sie sich noch zwei Mitstreiterinnen für eine Vierermannschaft und wurde auch bald fündig. Mona Dietl aus Freising und Heike Priess aus Dieramszell sollten das Team ergänzen. Unter dem Namen "Quattra Bavariae" bereiteten sich die vier Ausdauersportlerinnen fortan intensiv auf den bekannten Wettkampf vor. "Für uns war von Anfang an klar, dass wir einen neuen Weltrekord aufstellen wollen", sagt Waitz.

Eine plötzliche Erkrankung von Heike Priess nur eine Woche vor dem Rennen durchkreuzte die gesamte Planung. Die Suche nach einer Ersatzfrau gestaltete sich sehr schwierig. Viele Telefonate später sagte die Langdistanztriathletin Steffi Steinberg aus Bad Honnef zu und kam spontan nach Amerika. In neuer Konstellation ging das Trio Bavaria mit nordrhein-westfälischer Verstärkung am 17. Juni 2017 an den Start. Mit dabei: Ein eigenes, elfköpfiges Team in vier Begleitfahrzeugen. Das Rennen quer durch die USA verlangte allen Beteiligten viel ab. Rund 4800 Kilometer mit über 50 000 Höhenmetern legte Christine Waitz mit ihren Teamkolleginnen insgesamt zurück. Die Strecke führt sie durch zwölf Bundesstaaten, bei Temperaturen zwischen 8 und 50 Grad.

"Es gibt bei diesem Rennen ein Sprichwort: In dem Moment, in dem man an der Startlinie steht, hat man schon einen guten Teil des Weges zurückgelegt", sagt Waitz. Das Rennen selbst sei für sie deshalb das Sahnehäubchen nach der monatelangen Vorbereitung gewesen. Sozusagen die Kirsche auf das Sahnehäubchen war letztlich die Zeit bei der Zielankunft: Nach 6 Tagen und 15 Stunden war es geschafft. Damit sicherte sich Christine Waitz mit ihren Teamkameradinnen den angestrebten Weltrekord.

Doch das war nicht die einzige Energieleistung der Rother Ausdauersportlerin in letzter Zeit. Nicht im Viererteam, sondern auf sich alleine gestellt bestritt sie bereits im Jahr zuvor das "Race Around Ireland". Als erste Deutsche absolvierte sie die 2200 Kilometer rund um die grüne Insel. Waitz hatte dabei mit schlechten Straßenverhältnissen, heftigem Wind und extremen Anstiegen zu kämpfen. Als sie mit ihrem Rennrad über ein Schlagloch fuhr, holte sie sich eine Verletzung. Den Kopf konnte sie fortan nicht mehr aufrecht halten. Aber Aufgeben war keine Option für Christine Waitz. Mit Kabelbindern zwischen Helm und Sport-BH lässt sie ihren Kopf fixieren, damit sich die Halsmuskulatur so gut es geht entspannt. Nach 136 Stunden erreichte sie das Ziel dieses Abenteuers - mit nur wenigen Stunden Pause dazwischen. Wie sich so eine gewaltige Leistung erreichen lässt? "Man muss sich immer kleine Etappenziele setzen, nur dann geht es", erklärt Christine Waitz.

Auch im Urlaub liebt es die 33-Jährige extrem. So zog es die Rotherin heuer im Urlaub nach Kanada - aber natürlich nicht ins Wellnesshotel. Ein Abenteuerurlaub mit Zelt und Kanu musste es sein. 700 Kilometer legte sie zusammen mit ihrem Freund zurück. "Man weiß nach so einer Reise zu schätzen, was man an einer warmen Dusche und einem normalen Herd hat", sagt Waitz im Rückblick.

Für ihre Leistungen im vergangenen Jahr - vor allem beim RAAM - ist Christine Waitz nun für die Wahl zur Sportlerin des Jahres 2017 nominiert. Eine Nominierung über, die sich die Rotherin sehr freut - auch wenn sie den Titel in den Jahren 2006 und 2007 schon zwei Mal gewonnen hat. Damals hatte sie jeweils in ihrer Altersklasse bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii gewonnen. Den Sieg bei der Sportlergala am kommenden Freitag gönnt die Triathlontrainerin und freie Sportjournalistin deshalb einer ihrer vier Mitbewerberinnen.