Hilpoltstein
Perfekte Premiere

Hilpoltsteiner Burgspieler verbuchen vollen Erfolg Publikum aus dem Häuschen

17.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:46 Uhr

Turbulentes Burgspiel in Hilpoltstein: Nach einem witzigen Gruppenfoto, bei dem sich alle Mitwirkenden im Bild festhalten, endete die aufregende "Heldenreise". - Foto: Unterburger

Hilpoltstein (HK) Es ist eine perfekte Premiere gewesen. Das Wetter spielte mit, die Burgfestschauspieler waren gut drauf, das Stück war gespickt mit Situationskomik: Das Premierenpublikum erlebte eine turbulente Aufführung und geizte nicht mit herzlichem Applaus.

Erstmals hatten sich die Burgspieler ein Märchen für Erwachsene des schwäbischen Stückeschreibers Manfred Eichhorn, geboren 1951 in Ulm, vorgenommen. Weil aber in unseren Breiten so mancher seine liebe Not mit dem schwäbischen Dialekt hat, präsentierte die Truppe um Bernadette Haas-Sörgel (Regie) und Josef Lang (Leitung) das Märchen in einer fränkischen Version.

"Ich verzichte auf eine namentliche Begrüßung der heutigen Ehrengäste", sagte Bürgermeister Markus Mahl vor der Aufführung. "Die Einzigen, die ich namentlich begrüße, sind Schwester Gerda, die uns heute beehrt, und die diesjährige Burggräfin, die sich unter die Burgspieler gemischt hat."

Zugegeben, ein Märchen war sie eigentlich nicht, "Die Heldenreise", eher ein Schwank, der die Lachmuskeln kräftig drangsalierte. Die Handlung hat es in sich: Der Spätzlefabrikantensohn Grischdi Knöpfl (Maximilian Peisl) soll auf Wunsch seines Vaters Bert Knöpfle (Josef Lang) und dessen Ehefrau Burgi Knöpfle (Evelyn Brandl) um die Gunst der wohlhabenden Tochter seines Konkurrenten Eberhard Schätzle (Julian Sörgel) und dessen Ehefrau Auguste Schätzle (Gudrun Reichard) werben.

Doch das ist gar nicht so einfach, denn die Tochter Rosemarie Schätzle, genannt "das Rösle" (Tanja Jäschke), hat Haare auf den Zähnen. Sie flucht und tobt, dass es einem angst und bange werden kann. Und so ist sie beim ersten Zusammentreffen, das die Eltern Knöpfle und Schätzle arrangiert haben, gar nicht mit von der Partie. Ausrede ihrer Eltern: Sie sei "unpässlich".

In Wirklichkeit muss sich "das Rösle" von einem inneren, wütenden Drachen befreien, der sie in ihrer Gewalt hat und dazu verleitet, zu jedermann so hässlich zu sein, dass man entsetzt die Flucht ergreift.

Der Grischdi, der vorher immer nur am Rockzipfel seiner Mama hängt, unternimmt eine abenteuerliche Reise zur Spätzlefabrikantentochter Rösle und erlebt dabei Dinge, die nicht nur ihm die Haare zu Berge stehenlassen. Zwei maskierte Hexengestalten, die "Langnees" (Annette Ehrenfried) und der "Nachtkrapp" (Josef Lang), führen ihn durch Kindheitsängste und durch das Erwachen der Sexualität: Die "Wetterhex" (Sonja Mählert-Berner), die "Habergois" (Annette Ehrenfried in Doppelrolle) und der "Saumensch" (Viola Bernlocher) wollen den unschuldigen Grischdi Knöpfle vernaschen und verführen, doch der Grischdi wehrt sich erfolgreich dagegen.

Ehe der hart gebeutelte, etwas naive Grischdi tatsächlich das Ziel seiner beschwerlichen Reise erreicht, lernt er auch die Macht des Geldes und die Tugend des Sparens kennen. "Der richtige Weg geht immer zum Geldbeutel", lehrt ihn der Prokurist Häberle (Peter Haas), "der Weg ist mit lauter Geldstücken gepflastert und der Pflasterer bist du!"

Ganz anders spricht der Klopferle (Julian Sörgel) zum verwirrten Grischdi. "Wer nicht sparen kann im Leben, dem muss ich eins auf die Finger geben", droht er dem Grischdi und der Käuferle (Peter Haas) rät ihm: "Schenk ihr, der Rösle, die Sternlein am Himmel oder schenk ihr Kuhglockengebimmel oder schenk ihr ein Sparbuch mit nix drauf. Denn sparen musst du bis zum letzten Schnaufer." Äußerst problematisch wird es, als der Grischdi dann tatsächlich der versprochenen Rösle gegenübersteht. Das Geschrei der tobenden Rösle ist furchtbar, denn solange der Drachen in ihr steckt, ist sie ungenießbar und unfähig für eine Beziehung. Doch Rösle ist fest entschlossen: "Ich nehme den Drachen mit in den Keller und dann schlag ich ihn tot!"

Und was man fast nicht für möglich gehalten hätte: Es klappt zwischen den beiden. Die tobende Rösle wird vernünftig, ganz normal, ganz sanftmütig und liebenswert. Als ihr der Grischdi eine Praline schenkt, nimmt sie diese dankend an und ist jetzt wie umgewandelt.

Das Happy End naht, als sich die beiden Spätzlefamilien erneut treffen und der Grischdi und seine Rösle sich endlich gefunden haben. "Jetzt fängt die Heldenreise erst an!", prophezeit Spätzlefabrikant Bert Knöpfle, "jetzt, wenn unsere Kinder im Hafen der Ehe gelandet sind." Nach einem witzigen Gruppenfoto, bei dem sich alle Mitwirkenden im Bild festhalten, endete die turbulente "Heldenreise".

Bleibt nur noch zu ergänzen, dass sich noch ein Liebespaar findet: die Dienstmagd Anna (Heike Kerner) und Otto, der Hausdiener (Peter Prochaska). Am Ende verschwinden die beiden Turteltauben "auf einen Sprung" im Schlafzimmer.

In dem Märchen für Erwachsene treffen äußere Realität auf inneres Erleben, Realgestalten wie der Grischdi und das Rösle auf Traumgestalten wie die Wetterhex, die Habergois und den Saumensch. Auch Musik und Gesang erfreuten das Publikum. So traten vor jeder Szene bunt gemischte Grüppchen auf, die den Handlungsverlauf in gereimter Form und als Lied kommentierten.

Am Ende war das Publikum regelrecht aus dem Häuschen. Mit herzlichem Beifall verabschiedete man die muntere Truppe und die Zuschauer freuten sich, dass sie zwei Stunden lang prächtig mit einem witzigen Märchen für Erwachsene unterhalten wurden. Die Burgspieler verstanden es, die Gags und Kalauer, die in diesem Stücken stecken, mit umwerfender Komik zu präsentieren. Natürlich auf Fränkisch und nicht auf Schwäbisch, wie es im Original steht.

Weitere Aufführungen: 21., 22., 28. und 29. Juli sowie am Burgfestsamstag, 5. August, und Burgfestsonntag, 6. August. Spielbeginn jeweils 20.30 Uhr.