Hilpoltstein
Optimismus im Bahnstreik

Fahrgäste warten oder suchen nach Ausweichmöglichkeiten – Später zur Schule

06.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:02 Uhr

Gelassenheit trotz Lokführerstreik: Am Rother Bahnhof fallen zwar etliche Züge aus, aber die Fahrgäste bleiben ruhig. - Foto: Tschapka

Hilpoltstein/Roth (HK) Der Bahnstreik hält die Menschen auf Trab. Auch in der Region bekommen die Pendler den Ausstand der Lokführer zu spüren. Wie am Bahnhof in Roth.

Auffällig wenig Autos stehen kurz vor acht Uhr auf dem Parkplatz des Rother Bahnhofs – kein Wunder, haben sich doch viele Pendler an diesem Morgen offensichtlich dazu entschlossen, mit dem Auto zu fahren. Auf dem Bahnsteig herrscht trotzdem rege Betriebsamkeit.

Die beiden Schüler Onur (19) und Marc (17) aus Roth wollen nach Georgensgmünd und sind an diesem Morgen ein bisschen eher aufgestanden als sonst. Umsonst. „Normalerweise fährt unser Zug um 7.15, aber heute soll er erst 40 Minuten später fahren“, so Marc, und Onur stellt gerade fest, dass auch diese Abfahrtzeit nicht eingehalten wird. Auf der Anzeigetafel wird eine Verspätung angezeigt. „Naja, dann kommen wir heute halt ein bisschen später in die Schule“ sagt Onur gelassen.

Nicht nur von den beiden, auch von den meisten anderen Bahnkunden bekommt man zuerst ein müdes Lächeln, wenn man sie auf den Bahnstreik anspricht. Ein älterer Herr will nach Eckersmühlen, „aber zum Glück verkehrt ein Bus, ich muss mich beeilen, dass ich den noch erreiche!“. Spricht’s und eilt schon weiter. Auch eine Oma läuft hastig über den Bahnsteig, an der Hand zieht sie ihren Enkel hinter sich her. „Komm, wir müssen uns beeilen, heute ist alles ein bisschen anders“, sagt sie mit gestresstem Gesichtsausdruck zu dem Buben.

Auf ihren, oder genauer gesagt, auf einen Zug nach Nürnberg wartet am Bahnsteig auch das Rother Ehepaar Erna und Konrad Küchler. „Wir warten jetzt einfach mal, bis einer kommt“, so Erna Küchler voller Optimismus, obwohl sie zur Arbeit muss. Normalerweise steht sie alleine auf dem Bahnsteig, aber heute ist ihr Mann dabei. „Er bleibt so lange bei mir, bis ein Zug kommt. Sollte das nicht klappen, fährt er mich mit dem Auto nach Nürnberg“, sagt sie. „Normalerweise fährt ihr Zug um 8.34, so stand es auch im Internet, aber wer weiß. Für alle Fälle stehe ich heute bereit“, meint Konrad Küchler. Die Hinfahrt ist also gesichert. „Aber wie ich nach Hause komme, weiß ich noch nicht“, sagt seine Frau.

Gut vorbereitet haben sich Gabriele Kaiser und ihr Kollege Markus Loy. Beide sind beim Rother Landratsamt beschäftigt und müssen dienstlich auf eine Veranstaltung nach Erlangen. Sie hält ein paar Ausdrucke mit Fahrplänen aus dem Internet in der Hand. „Unser Zug müsste fahren“, freut sich Kaiser, die mit den Informationen, die sie auf den Internetseiten der Deutschen Bahn gefunden hat, zufrieden ist. Glück gehabt.

Markus Loy hingegen hatte heute Morgen schon jede Menge Stress. „Ich habe heute früh meinen Junior in Hilpoltstein abgeholt, um ihn nach Roth in die Berufsschule zu fahren. Und morgen gibt’s das Gleiche noch mal“, sagt Loy. Zumindest sind Kaiser und Loy froh, dass ihre Fahrt nach Erlangen gesichert sein dürfte, zumal sie erst um 10 Uhr in Erlangen erwartet werden. Aber wie sie am Abend zurück nach Hause kommen, wissen sie noch nicht. „Das lassen wir auf uns zukommen. Wir hoffen einfach das Beste“, so Kaiser voller Zuversicht.