Hilpoltstein
Luther-Ausstellung im Schwarzen Ross

Schau zeigt die evangelische Geschichte in Hilpoltstein, Heideck und Allersberg von der Reformation bis heute

14.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Die berühmte Wartburg aus Playmobil steuert der Kammersteiner Pfarrer Stefan Merz zur Hilpoltsteiner Ausstellung bei. - Foto: Merz

Hilpoltstein (HK) Reformation, Gegenreformation, Dreißigjähriger Krieg, Pest und protestantische Glaubensflüchtlinge aus Österreich: Die Geschichte der evangelischen Gemeinden in Alfershausen, Ebenried, Heideck und Hilpoltstein ist lang und wechselhaft. Eine Ausstellung im Mueseum Schwarzes Ross in Hilpoltstein zeigt sie von heute an bis zum 22. November.

Zu sehen sind wertvolle Andachtsbücher, eine reich verzierte Schmuckbibel aus Heideck, ein Luther-Bild aus der Kirche in Alfershausen, Abendmahlkelche aus dem 17. Jahrhundert und eine großartige Playmobilausstellung mit den wichtigsten Stationen des Reformators. Eröffnet wird die Schau heute um 18 Uhr mit einem Gottesdienst auf der Hilpoltsteiner Burg, den Pfarrerin Verena Fries gemeinsam mit ihren Kolleginnen aus den anderen Gemeinden halten wird - bei schönem Wetter im Hof. Die Pfarrerinnen der drei Gemeinden teilen sich die Predigt. Die Posaunenchöre Ebenried und Alfershausen umrahmen zusammen den Gottesdienst.

"Auch die Pfalzgräfin wird dabei sein", verrät Gerhard Lachner, Diakon und Organisator der Ausstellung. Sie spielt ja keine unwesentliche Rolle in der Geschichte der Reformation in unserer Region. Denn Dorothea Maria war Verfechterin des lutherischen Glaubens. Ebenso wie Sophie Agnes, die Ehefrau des Pfalzgrafen. Ihr trägt bei der heutigen Vernissage ab 19.30 Uhr im Schwarzen Ross Manfred Seitz im Bürgerkostüm die Beschwerden vor, die ab 1627 mit der Zwangskatholisierung in Hilpoltstein einhergehen.

Die Ausstellung selbst geht auf sechs Tafeln zunächst allgemein auf die Zeit der Reformation und Martin Luther ein, widmet sich dann aber vor allem den regionalen Aspekten in den früheren Ämtern Hilpoltstein, Heideck und Allersberg. "Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Information", sagt Gerhard Lachner. Denn Ausstellungsstücke sind rar. Das Archiv der Evangelischen Landeskirche steuert die beiden ältesten Exponate bei, ein "Agendenbüchlein für Pfarrherren auf dem Land" aus dem Jahr 1556 und eine Brandenburgisch-Nürnbergerische Kirchenordnung von 1564. Vor allem das Agendenbüchlein, das die Abfolge der gottesdienstlichen Feiern festlegt, gibt Aufschluss über die Zeit der Reformation. "Der Bildungsstand der Pfarrer war miserabel - und auch die Lebensführung", sagt Lachner. Das ist den Visitationsberichten aus der Zeit zu entnehmen, als Hilpoltstein an Nürnberg verpfändet war.

"Schriften haben in der evangelischen Kirche eine ganz große Rolle gespielt", sagt Lachner. Deswegen sei mit der Reformation ein wahrer Bildungsboom einhergegangen. Luther selbst hat ja gefordert, dass jeder lesen lernen soll, um die Bibel selbst zu studieren.

Ein Zuschauermagnet ist sicher die berühmte Wartburg aus Playmobil, die der Kammersteiner Pfarrer Stefan Merz zur Ausstellung beisteuert. Auch die Schlosskirche zu Wittenberg, Schauplatz von Luthers Thesenanschlag, ist zu sehen, sowie das Blitzerlebnis in Stottenheim, das 1505 aus dem lebensfrohen Jurastudenten Luther einen gläubigen Mönch machte, hat Merz mit Playmobilfiguren nachgestellt.

"Ich bin mit Playmobil aufgewachsen", sagt Stefan Merz. Vor rund zehn Jahren ist er dann eher zufällig in eine Sammlergemeinde dieser Spielzeugmännchen geraten, die ganze mittelalterliche Städte nachbauen. Der 46-Jährige entdeckte seine Leidenschaft für Playmobil wieder. "Und was machst du als evangelischer Pfarrer? Du baust die Schlosskirche von Wittenberg nach", erzählt er. "Und dann brauchst du natürlich die Wartburg, den Reichstag von Worms, und, und, und."

So begann Merz' Sammlung mit den wichtigsten Lebensstationen des Reformators. Ein zeitraubendes Hobby. Alleine um die Teile für seine Wartburg zusammen zu bringen, suchte er ein Dreivierteljahr auf Flohmärkten und im Internet nach Einzelteilen. Mehrere Ritterburgen sind dank umfangreicher Säge- und Klebearbeiten in der Wartburg verarbeitet. "Ein Original gibt es ja nicht", sagt Merz und lacht. Rund 2000 Euro sind alleine die Einzelteile wert, Arbeitszeit ist nicht eingerechnet.

Die Mühe hat sich ausgezahlt. Seit Frühjahr 2016 ist Luthers Playmobil-Welt in Ausstellungen deutschlandweit zu sehen. Erst am Mittwoch hat Merz sie im hessischen Kloster Dahlheim abgebaut und ins Schwarze Ross nach Hilpoltstein geschafft. Und es gibt bereits weitere Anfragen. "Wir hatten Glück, dass die Ausstellung in dieser Zeit für uns frei war", sagt Lachner.

Die Luther-Welt in Playmobil dürfte auch die Kinder anlocken. Für sie ist ein spezielles Programm mit einer Schreibecke und einem Quiz geplant. Schulklassen bekommen auf Wunsch Sondertermine zum Besuch der Ausstellung.