Hilpoltstein
Das "Beben der Reformation" im Museum erleben

Ausstellung im Schwarzen Roß erklärt die Umwälzungen in Hilpoltstein, Allersberg und Heideck

17.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr
Luther Ausstellung −Foto: Klier, Manfred, Heideck

Hilpoltstein (HK) Luther und die Wartburg in Hilpoltstein. Das gibt es zurzeit tatsächlich, wenn auch Luther nur als Playmobil-Figur und die Wartburg als Modell. Beide sind Bestandteil der Ausstellung im Museum Schwarzes Roß die am Freitagabend eröffnet wurde und bis 22. November zu sehen ist.

„Evangelisch in Hilpoltstein – von der Reformation zur Gegenwart. Hilpoltstein – Allersberg – Heideck“, lautet der Ausstellungstitel, der natürlich im Zusammenhang mit 500 Jahren Reformation steht.

Zunächst aber war zum Eröffnungsgottesdienst auf dem Burganger eingeladen. Er wurde von den Posaunenchören aus Ebenried und Alfershausen-Heideck musikalisch gestaltet. Dass der Gottesdienst gleich von drei Pfarrerinnen gehalten werden konnte, das ist der Reformation zu verdanken. Manche Vorschriften, so klang es durch, wurden nicht von Gott, sondern von Männern gemacht. Trotzdem wurden immer wieder die vielen Gemeinsamkeiten mit der katholischen „Schwesterkirche“ herausgestellt.

Strahlender Sonnenschein erfreute die zahlreichen Gottesdienstbesucher, die im Burggärtlein kaum Platz fanden. Dort, unter dem Burggewölbe, das sonst in das Burgspiel einbezogen war, hatte sich die Pfalzgräfin Dorothea Maria in Gestalt von Gudrun Reichard mit ihren Töchtern Sofia, Susanna und Sabina niedergelassen. Zu ihnen hatte sich der Kanzler Dr. Philipp Zorer, alias Manfred Seitz, gesellt.

Drei Pfarrerinnen, drei Kirchengemeinden: Es folgten drei Predigten, in denen die Pfarrerinnen Eindrücke aus ihrem Leben verrieten: Pfarrerin Martina Strauß aus Allersberg versprach: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, passend zu Luthers Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“. Reformation bedeute für sie Freiheit der Kirche und Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Jeder habe persönliche Entscheidungsfreiheit, müsse seine Entscheidungen aber vor Gott vertreten.

Pfarrerin Beate Krauß sprach für die evangelische Kirchengemeinde Alfershausen-Heideck. Für sie sei es als Kind bereits selbstverständlich gewesen, evangelisch zu sein. Deshalb wollte sie auch Theologie studieren. Luther habe sich als frommer Mensch gefragt, wie er Gott gerecht werden könne. Schließlich habe sich ihm ein neues Verständnis von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes erschlossen. „Reformation ist grundlegend für das Leben, das ich als Frau führe“, bekannte die Pfarrerin abschließend.

Pfarrerin Verena Fries hatte es als Kind für gemein empfunden, dass sie kein weißes Kommunionkleid bekommen hatte. Später wurde sie durch die Reformation von manchen Ängsten befreit. Gott beurteile nicht nur nach Taten, sondern er schaue uns mit den Augen der Liebe an. „Was würde Jesus jetzt sagen?“, habe sie sich oft gefragt. Jesus tue den ersten Schritt. Er habe uns durch Gnade gerecht gemacht.

Nach dem Segen erklang das Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ – passend zum strahlenden Sonnenschein.

Im Hof des Museums Schwarzes Ross ging es mit der Ausstellungseröffnung weiter. Organisator und Religionspädagoge Gerhard Lachner erinnerte, dass man sich bereits vor fast zwei Jahren überlegt habe, wie man den 500. Jahrestag der Reformation begehen könnte. Dabei wurde der Entschluss für eine Ausstellung gefasst. Diese wurde schließlich mit 42 Tafeln und etlichen Exponaten verwirklicht. Man habe stets darauf geachtet, sich nicht gegen die katholischen Christen abzugrenzen.

Im Erdgeschoss des Museums habe man die Folgen der Reformation im ersten Jahrhundert aufgearbeitet. Im Untergeschoss ist dargestellt, wie sich die drei Kirchengemeinden Allersberg, Heideck und Hilpoltstein weiter entwickelt haben. Weshalb ausgerechnet diese drei Orte aufgeführt sind, erkläre sich aus der Geschichte: Im Jahr 1506 erhielt Kurfürst Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die „Lieben drei Ämter“ Allersberg, Heideck und Hilpoltstein. Er war von Geburt katholisch, schloss sich aber später der Reformation an. Gemäß der damals geltenden Ordnung „Cuius regio, eius religio“ bestimmte der Landesherr die Konfession seiner Untertanen. Also mussten die drei Ämter evangelisch werden. Wer nicht wollte, musste gehen. Mit eindringlichen Worten schilderte Kanzler Zorer in Gestalt von Manfred Seitz die Leiden der Bevölkerung und bat um Verzicht auf den Glaubenswechsel. Erst um 1627 wurde der katholische Glaube wieder eingeführt.

Landrat Herbert Eckstein zeigte sich begeistert vom Gottesdienst auf der Burg. Er würde in unsere Zeit passen, in der viele Menschen nichts mehr mit Glauben zu tun haben wollten.

Bürgermeister Markus Mahl bezeichnete die Reformation als ein Beben, das durch Luther in das Leben gebracht worden sei. Und dieses Beben sei sicher zukunftsweisend für die Kirche.

Der Pfalzgräfin blieb es vorbehalten, die Besucher schließlich in die Ausstellung zu geleiten. Sie ist dienstags bis sonntags von 13.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.