Hilpoltstein
Geldstrafe für Volksverhetzung

Junge Frau aus dem Landkreis Roth muss für Facebook-Post vor Gericht antreten

13.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Hilpoltstein (mmr) Sie hat ihren Arbeitsplatz verloren und musste auch noch vor Gericht antreten. Für einen schnell hingeschriebenen Facebook-Post hat eine junge Frau aus dem Landkreis Roth bitter bezahlt.

Als "asozialen Blödsinn" und "verbrecherisch" bezeichnete der Schwabacher Jugendrichter Reinhard Hader den Facebook-Post. Ihre Worte "Dachau wäre ein schöner Platz - Tore zu und Öfen anschmeißen" in Bezug auf Flüchtlinge erfüllen juristisch den Tatbestand der Volksverhetzung. "Das kann nicht akzeptiert werden, deshalb wird es bestraft", verkündete Hader bei der Gerichtsverhandlung.

Er verhängte eine Geldstrafe von 800 Euro. Bezahlt hat die 20-Jährige aber schon zuvor: nämlich mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes im Verkauf. Kurz nach der Veröffentlichung ihres Posts war der Inhalt ihrem Arbeitgeber zu Ohren gekommen. Die junge Frau wurde zu ihrem Chef zitiert, der ihr die fristlose Kündigung präsentierte.

Vor Gericht zeigte sich die junge Frau zerknirscht. "Ich habe das geschrieben", gab sie zu. "Aber ich bereue es sehr und habe es einen Tag später gelöscht." Sie habe diese Sätze in einem Ausnahmezustand geschrieben, erzählte sie. "Mir ging es psychisch total schlecht und ich hatte Verfolgungswahn." Erlebnisse vom letzten Sommer seien in ihr hochgekommen, als sie "von mehreren Ausländern bedrängt und begrapscht" worden sei. "Da ist es in mir übergesprudelt. Ich weiß aber, dass das falsch war und es tut mir extrem leid."

Die junge Angeklagte zeigte sich sehr zerknirscht. "Ich weiß selber nicht, was an dem Tag mit mir los war und wie ich auf diese total blöde Äußerung gekommen bin. Ich war einfach nicht ich."

Dass ihre auf Facebook geposteten Sätze alles andere als harmlos seien, machte der Jugendrichter deutlich: "In Dachau sind viele Menschen verhungert, gequält und umgebracht worden. Das irgendjemandem zu wünschen, ist eine Sauerei."

Bei der Verhandlung vor Gericht stand ihr Petra Zwingel von der Jugendgerichtshilfe zur Seite. "Als sie zu mir kam, war sie ein Häuflein Elend", erzählte Zwingel über die junge Frau. Hinter ihrem Verhalten stecke jedenfalls "keine verfestigte rechte Haltung". Nun wolle sich die 20-Jährige sogar im Asylhelferkreis ihrer Heimatgemeinde engagieren: "Es interessiert mich einfach, was sie alles durchgemacht haben", sagte sie.