Hilpoltstein
Erträge für die Schöpfung

Die Stiftung "Bayerisches Naturerbe" lässt seit zwölf Jahren Geld in die Nachhaltigkeit fließen

05.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:02 Uhr

Rüdiger Dietel heißt der Vorsitzende der Stiftung »Bayerisches Naturerbe«, die mit ihrem Geld unter anderem Flaggschiffarten des Naturschutzes wie den Uhu unterstützt. - Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Der „zweite Arm des LBV“, so wird die Stiftung „Bayerisches Naturerbe“ auch gerne genannt. Vor zwölf Jahren vom Landesbund für Vogelschutz gegründet, hat sie nach nicht einfachen Anfangsjahren ihr Vermögen im Lauf der Zeit auf derzeit rund 2,6 Millionen aufgestockt. Jährlich können rund 120 000 Euro an Erträgen in die verschiedenen Projekte fließen.

Alles begann mit einer Unterschrift: Nämlich der des kürzlich zurückgetretenen Vorsitzenden des Verbandes, Ludwig Sothmann. Mit seinem Namen unter der Urkunde war die Gründung am 30. April 2002 vollzogen.

Für das Startvermögen legten die Mitglieder und Kreisgruppen tüchtig zusammen und erzielten so ein Grundkapital von 50 000 Euro. Der Stock war damals also nicht einmal halb so groß wie die Geldmenge, die jetzt jährlich für den Stiftungszweck frei wird. Der besteht darin, zur Erhaltung der wild lebenden Tier- und Pflanzenarten und der vielgestaltigen Landschaften in Bayern beizutragen.

Viele Maßnahmen wurden in den vergangenen zwölf Jahren gestemmt. Zum Beispiel flossen Investitionen in die Flaggschiffarten des Naturschutzes: in den Uhu, den Steinadler, die Rohrdommel und die Bekassine. Doch das Zielspektrum der Fördermittel ist breit gefächert. Es reicht von der Finanzierung von Biotopkäufen über die Unterstützung der wissenschaftlichen Ausarbeitung von Schutzkonzepten bis zur Mithilfe bei der Umweltbildung.

Gerne greift man auch den Kreis- und Ortsgruppen bei notwendigen Anschaffungen monetär unter die Arme. Theoretisch kann, so will es die Satzung, jeder Geld beantragen, der die gleichen Ziele wie sie verfolgt. Es liegt aber andererseits auch in der Natur der Sache, dass es in der Regel der LBV selbst ist, der anklopft. Die Entscheidungen über die Vergabe macht man sich nicht leicht. Es gibt dabei zwar in der Regel einstimmige Ergebnisse, denen aber auch mal durchaus kontroverse Diskussionen vorausgehen können, in welchen aber freilich auch die Stellungnahmen der Experten aus den eigenen Reihen Berücksichtigung finden.

An der Spitze der Stiftung findet sich seit einigen Jahren Rüdiger Dietel als Vorsitzender wieder. Der frühere Hilpoltsteiner Notar kann heuer sein eigenes Jubiläum feiern: Seit 40 Jahren ist er Mitglied beim LBV. Sein Beruf kommt ihm ihn seiner Cheffunktion beim „Bayerischen Naturerbe“ sehr zugute. Wie etwa vergangenes Jahr, als eine Satzungsänderung anstand. Natürlich ist Dietel aber alles andere als lediglich intern mit den Belangen der Stiftung betraut. Im Gegenteil: Er ist ihr Gesicht nach außen und rührt unermüdlich die Werbetrommel.

Allerdings nicht auf die aufdringliche Art. Es sind vielmehr die Interessenten selbst, die ihm die Tür einrennen. Oft mit der Frage, wem sie denn nun die eigenen Gelder angedeihen lassen sollen: der Stiftung oder dem LBV? Dietel begrüßt natürlich beides und klärt gerne über die Unterschiede auf. So sei ein „warmer Platzregen für den Haushalt“ des Verbandes gerne willkommen, ebenso aber auch eine nachhaltige Zuwendung für das „Bayerische Naturerbe“.

Das langfristige Nachwirken ist dabei oft ein Argument, das bei Vermächtnissen den Ausschlag gibt. Zwei von ihnen ist es letztlich auch zu verdanken, dass sich das Stiftungskapital nach beschaulichen Anfängen nun im siebenstelligen Eurobereich bewegt. Nach dem eigenen Tod soll das eigene Geld für die Schöpfung noch weiterarbeiten, lautet nicht selten der gedankliche Ansatz der Erblasser. Natürlich gibt es auch bei dieser Stiftung ebenso die Möglichkeit, die eigene Unterstützung an bestimmte Zwecke zu binden.

Dass die Finanzen in gutem Sinne verwendet werden, dafür steht neben Dietel auch Gerhard Koller als Hauptbevollmächtigter gerade. Er kann sehr zufrieden auf die Geschäfte der letzten zwölf Jahre zurückblicken. „Wir haben noch nie einen Cent verloren“, betont er. „Auch in schlechten Zeiten nicht“, spielt er auf die weltweite Finanzkrise an.

Der hohen Verantwortung für das anvertraute Geld ist man sich sehr bewusst. Man steht in der Pflicht: Gegenüber den Spendern, gegenüber den Empfängern und gegenüber der eigenen Satzung. Seit gut eineinhalb Jahren obliegt einem gelernten Finanzfachwirt das Portfolio-Management der Stiftung: Horst Seibold von der Kreisgruppe Nürnberger Land. Im letzten Jahr konnte unter seiner Ägide wieder ein Ertrag von vier Prozent erwirtschaftet werden. Mit Vorsicht gilt es abzuwägen, wo das Geld wachsen soll. Es wird auf viele verschiedene Anlagearten verteilt, der Aktienanteil beträgt dabei allerdings nie mehr als 30 Prozent, die Risikobereitschaft ist damit auf ein Mindestmaß zurückgeschraubt.

Dem Anlagegeschick ist es so auch zu verdanken, dass jährlich Geld in die verschiedenen Projekte gepumpt werden kann. Bislang sind es 80 an der Zahl. Sie erfreuten sich insgesamt bereits eines monetären Segens von einer halben Million Euro.

Ganz aktuell steht zum Beispiel die Wiederansiedlung von Fisch- und Seeadler im Freistaat im Fokus. So ist es im Stifterbrief zu lesen, der über das „Bayerische Naturerbe“ informiert. Darin sind auch die letzten Investitionen verzeichnet: Unter anderem kam der LBV-eigene Kindergarten „Arche Noah“ in Hilpoltstein in den Genuss von 5000 Euro für den Umbau des Wasser-Matsch-Bereichs. Auch Sinnsprüche von Geistesgrößen, deren Gedanken die Intention von Verband und Stiftung bestärken, lassen sich in den Briefen als Motto lesen. In der jetzigen Auflage kommt auf der Titelseite Ernest Hemingway zu Wort: „Die Welt ist so schön und wert, dass man um sie kämpft!“

Das können Dietel, Koller und Seibold natürlich nur unterstreichen. Und so kämpfen sie weiterhin für den Erhalt der Schöpfung und applaudieren ihren Unterstützern. „Dank Ihrer Hilfe können wir unser Bayerisches Naturerbe auch für kommende Generationen dauerhaft bewahren – danke!“ Das Konto der Stiftung „Bayerisches Naturerbe“ wird bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd geführt und es werden gerne Spenden angenommen. (IBAN: DE79 7645 0000 0000 1800 18, BIC: BYLADEM1SRS.).