Hilpoltstein
"Eigentlich wollte ich Sport machen"

Dietmar Schuster organisierte 20 Jahre lang den Rothsee-Triathlon – Seine Nachfolger machten daraus ein Festival

27.06.2013 | Stand 02.12.2020, 23:58 Uhr

Symbolisches Geschenk zum Start: Zur Gründung der Triathlonabteilung des SC Roth 1987 bekam Dietmar Schuster ein Bild aus Korken, das einen Schwimmer, einen Radfahrer und einen Läufer zeigt. - Foto: Kofer

Hilpoltstein (HK) Mit Mitte Dreißig hatte sich Dietmar Schuster vorgenommen, mehr Sport zu machen. Der Triathlon hatte es ihm angetan. Er gründete sogar eine eigene Abteilung beim SC Roth und organisierte einen Wettkampf – den Rothsee-Triathlon. Nur mit dem Sport ist es dann nichts geworden.

Es hätte alles so schön werden können. Dietmar Schuster, Polizist aus Kiliansdorf, hatte gerade das Rauchen aufgehört und sich vom gesparten Geld ein Rennrad gekauft. Er hatte sich vorgenommen, mehr Sport zu treiben. In der Zeitung las er dann etwas über Triathlon. Damals noch eine weitgehend unbekannte Mischung aus Schwimmen, Radfahren und Laufen, die im Landkreis Roth gerade anfing, populär zu werden.

„Der TSV Roth war damals national führend“, erinnert sich Dietmar Schuster. Der spätere Europameister Rainer Müller trat für den TSV an, später auch Dirk Aschmoneit. TSV-Chef Detlef Kühnel, der damals seinen ersten Ironman auf Hawaii absolvierte, hatte bereits den ersten Frankentriathlon organisiert, es gab schon eine deutsche Meisterschaft und sogar eine Europameisterschaft in Roth.

„Ich habe den Kühnel bewundert, aber mir ging das zu sehr in Richtung Leistungssport“, sagt Schuster. Deswegen gründete er am 11. Dezember 1987 zusammen mit fünf Mitstreitern eine Triathlonabteilung beim Sportclub, kurz SC, Roth. „Unsere Zielrichtung war ganz klar der Breitensport.“ Dabei war Schuster selbst ein durchaus erfolgreicher Sportler. Bei der Triathlon-Europameisterschaft der Polizei belegte er einmal den dritten Platz in seiner Altersklasse. „Ich war immer unter den ersten Fünf“, erinnert sich Schuster.

Die sportliche Karriere währte nicht lange. Weil die junge Abteilung so erfolgreich war. „Wir hatten wahnsinnigen Zulauf.“ Schuster trainierte die Jugend und die Kinder. Und schnell übernahm er eine weitere Aufgabe: „Die Veranstaltung“, wie er den Rothsee-Triathlon nennt. Gedacht, um die Nachwuchsarbeit beim SC zu finanzieren, entwickelte sich „die Veranstaltung“ schnell zu einem Dauerbrenner. Bereits der erste Rothsee-Triathlon im Jahr 1989 zog über 330 Starter an. „Wir wollten uns mit den Topveranstaltungen messen“, sagt Schuster. Es gab eine kostenlose Nudelparty am Vorabend, Bands spielten, Getränke waren umsonst und es gab eine Massage im Ziel – für jeden Hobbysportler. „Wir wollten den Leuten etwas ganz Besonderes bieten, das hat den Erfolg ausgemacht“, sagt Schuster heute.

Dabei war die Premiere nicht völlig gelungen. Man habe sich auf maximal 150 Starter eingestellt, erinnert sich Schuster. Gekommen sind mehr als doppelt so viele. „Wir waren vollkommen überfahren.“ Die Zeit-nahme war „ein kleines Chaos“. Mit einem selbst gestrickten Computerprogramm versuchte man, der Flut von Einzelzeiten Herr zu werden.

Gestoppt wurde mit der Hand, dazu wurden die Startnummern auf Tonband gesprochen. Hinterher musste man Zeiten und Startnummern wieder zusammenbringen. Das klappte nicht immer. Kein Wunder, Triathlon steckte noch in den Kinderschuhen. „Die wenigsten wussten, was das ist“, erinnert sich Schuster. Man musste den vielen freiwilligen Helfern erst einmal genau erklären, wann und wo sie die Getränkebecher reichen sollten.

Trotzdem: „Die Begeisterung hat überwogen“, sagt Schuster. Schnell stand er wegen „der Veranstaltung“ vor der Frage, ob er jetzt Sportler sein sollte oder Funktionär. Er entschied sich für letzteres. Der Rothsee-Triathlon entwickelte sich zum Vollzeitjob. 2002 kamen erstmals mehr als 1000 Starter und machten das Rennen zum größten Triathlon, der nicht von einem professionellen Veranstalter organisiert wird. „Unsere Wohnung war ein Lagerraum“, sagt Dietmar Schuster. „Wir haben die Möbel auf die Seite geschoben und palettenweise Nudeln und Getränke gelagert.“ Auch zwei Garagen waren vor dem Wettkampf voll. „Aber die Planung war der schwierigste Teil“, sagt Schuster. Er hat ihn immer gemeistert.

Und auch der Sportclub wurde immer erfolgreicher. Kamen Anfangs die Sieger immer vom TSV Roth, so gewannen später die SC-Athleten. Markus Schattner und Thomas Herrmann trugen sich in die Listen ein. Mit dem Erfolg kamen auch die großen Namen, obwohl der Rothsee-Triathlon damals keine Ligaveranstaltung war und auch keine herausragenden Preisgelder zahlte. Aber Ironman-Weltmeister wie Thomas Hellriegel oder Chris McCormack nutzten die olympische Kurzdistanz als Vorbereitung für das Rother Langdistanzrennen, den Challenge. Doch Schuster war nie scharf auf große Namen. „Mir wäre es lieber gewe-sen, der Bernd Eichhorn hätte mal gewonnen.“ Und wenn ein Profi wie Ute Mückel nach dem Sieg erklärte, das sei kein richtiger Wettkampf gewesen, sondern nur ein besseres Training, dann ärgert das Schuster.

Aber deswegen hat er seine „Veranstaltung“ nicht 2009 an seine Vereinskameraden Matthias Fritsch und Werner Schedl-bauer abgegeben. Der Grund war ein anderer: „Der Abschied sollte noch ein bisschen weh tun“, verrät Schuster. Tat es. „Im Prinzip hat es meine ganze Freizeit in Anspruch genommen. Es war Hobby und Lebensinhalt zugleich.“ Schuster zog sich zurück, „um nicht reinzureden“.

Seine Nachfolger machten ein Triathlonfestival aus der Veranstaltung, verlegten das Ziel an den Rothsee und trafen wieder den Nerv der Zeit. Heuer geht der Rothsee-Triathlon ins 25. Jahr. Und Dietmar Schuster? Er reist jetzt, liest viel, verbessert sein Englisch und treibt etwas Sport: „Radfahren, Laufen und ein bisschen Schwimmen.“ Fast ein Triathlon.