Hilpoltstein
Helfer gesucht

Ehrenamtliche suchen Mitstreiter bei der Betreuung von Asylbewerbern in Hilpoltstein

30.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr

Hilfe bei Papierkram und anderen Sorgen bieten Muhammed Malla Ali, Dorothea Pille, Rainer Kristuf und Andreas Ächtner (hinten, von links) sowie Schahnaz Mohammed, ihr Mann Ramadan Malla Ali und Gisela Schmitz (vorne, von links). - Foto: Meyer

Hilpoltstein (HK) Der Kreis von Ehrenamtlichen in Hilpoltstein, der Asylbewerbern unter die Arme greift, sucht neue Mitstreiter. "Es macht Freude und man bekommt so viel zurück", erläutert die Helferin Gisela Schmitz ihre Motivation.

Helfen und Hilfe annehmen: Das trifft auf das syrische Ehepaar Schahnaz Mohammed und Ramadan Malla Ali gleichermaßen zu. Glücklich seien sie gewesen, als sich die Hilpoltsteinerin Gisela Schmitz nach ihrer Ankunft in Hilpoltstein so rührend um sie gekümmert habe: beim Ausfüllen von Formularen, bei Arztbesuchen und vor allem beim Deutsch lernen.

Nun sind die beiden anerkannt und sie wollen etwas von dieser Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft zurückgeben, jetzt, wo ihr Deutsch gut genug ist, um anderen Flüchtlingen unter die Arme zu greifen. Erst neulich hätten sie einer jungen Mutter, ebenfalls aus Syrien, dabei geholfen, sich einen Impfpass für ihr Baby zu beschaffen. Und ihrem Mann waren sie dabei behilflich, eine Krankenkasse zu finden. "Ich verstehe nicht alles, aber ich frage nach", erklärt der Syrer Ramadan Malla Ali seine Vorgehensweise bei der Unter-stützung.

"Viele Deutsche helfen mir, es wäre schlimm, wenn ich nicht anderen helfen würde", ergänzt seine Frau Schahnaz bei einem Gespräch im Hilpoltsteiner Burggrafen. Die ehemalige Gaststätte am Stadtweiher beherbergt derzeit 22 Iraker und Äthiopier, unter ihnen einige junge Frauen mit Kleinkindern. Und die brauchen nach wie vor Unterstützung, aktuell auch bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Diese kann sich für Flüchtlinge mitunter als äußerst schwierig erweisen, wie das syrische Ehepaar leidvoll erfahren musste. Wenn sie bei Vermietern anrufe und sich mit unverkennbarem Akzent melde, heiße es gleich immer, die Wohnung sei schon längst weg, erzählt Schahnaz Mohammed. "Es wäre doch schön, wenn wir auf diesem Weg vielleicht eine Wohnung für die beiden finden", ergänzte Gisela Schmitz pragmatisch, die nichts unversucht lässt, ihren Schützlingen unter die Arme zu greifen.

"Allerdings bräuchten wir in Hilpoltstein noch mehr Helfer, die beispielsweise eine Patenschaft für einen Flüchtling übernehmen könnten", erklärt Gisela Schmitz. "Den würden wir auch nicht alleine lassen, sondern einen erfahrenen Helfer zur Seite stellen." Weitere Ansprechpartner sind zudem Dorothea Pille sowie Rainer Kristuf: Während Kristuf als Asylsozialberater für die Sorgen von Flüchtlingen wie Helfern vor Ort zuständig ist, laufen bei der Koordinatorin Dorothea Pille die organisatorischen Fäden im Landratsamt Roth zusammen.

"Die Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen geht Hand in Hand", unterstreicht Dorothea Pille. Auch Rainer Kristuf sieht sich als "Verbindungsglied" zwischen Flüchtlingen, Helfern und Mitarbeitern der Stadtverwaltungen. Dabei geht es ihm vor allem darum, aufkommende Probleme "auf dem kleinen Dienstweg schnellstmöglich zu klären". Dabei sei es egal, ob er selbst in Erscheinung trete, oder eben ein ehrenamtlicher Helfer. "Ich rufe dann eben Rainer an, wenn ich selbst zu manchen Sachen nicht komme", bestätigt Gisela Schmitz. "Das klappt bestens, weil Rainer mit Herz arbeitet."

Potenzielle Helfer sollten nicht nur etwas Zeit mitbringen, sondern auch eine Offenheit für fremde Kulturen sowie eine wertschätzende Haltung gegenüber anderen Menschen. "Man sollte sich klarmachen, wie viel Zeit man aufbringen möchte und das gegenüber den Flüchtlingen auch kommunizieren", empfiehlt Dorothea Pille. Wichtig sei es aber, als fester Ansprechpartner da zu sein, aber man müsse ja zum Beispiel nicht alle Behördengänge selbst begleiten.

"Manchmal habe ich einfach einen Begleitbrief geschrieben und erklärt, wo sie das Amt finden", erzählt Gisela Schmitz aus ihrer praktischen Arbeit. Klassische Hilfe zur Selbsthilfe eben. "Es ist schön, wenn man sieht, wie die Menschen dadurch selbstständiger werden", fügt Andreas Ächtner hinzu, der sich ebenfalls ehrenamtlich im Helferkreis engagiert.

Da viele der anerkannten Flüchtlinge derzeit auf Arbeitssuche seien, würden sich Kontakte zu Firmen und potenziellen Arbeitgebern als besonders wertvoll erweisen, glaubt Ächtner. Denn auch hier seien die Flüchtlinge auf Vitamin B angewiesen, das sei doch bei den Deutschen auch nicht anders. Zudem seien die Flüchtlinge dankbar für Bewerbungstipps. "Man muss auch einfach mal erklären, wie das bei uns mit der Krankmeldung funktioniert", ergänzte Pille. "Viele wissen gar nicht, dass man da ein Attest braucht."

Wer Interesse hat, sich im Helferkreis einzubringen, kann sich an die Asylkoordinatorin Dorothea Pille im Landratsamt Roth unter der Telefonnummer (09171) 81-1125 wenden. Zudem gibt es die Möglichkeit, Helfer sowie Asylbewerber beim Café International jeweils ab 16 Uhr im evangelischen Gemeindehaus am Altstadtring in Hilpoltstein zu treffen.