Hilpoltstein
Mit Rennwagenpiloten auf Überholkurs

24.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:01 Uhr
Heinz-Jürgen Frömter zeigt ein Modell seiner ehemaligen Spielzeugfabrik Fröha. Auf dem Grundstück an der Freystädter Straße stehen heute eine Wohngruppe und ein Kindergarten des Hilpoltsteiner Auhofs. −Foto: Bader

Mit der Produktion von Figuren für Carrera-Bahnen ist die Hilpoltsteiner Firma Fröha groß geworden. In ihren besten Zeiten hat sie bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigt. Doch die Pleite von Carrera war schließlich auch das Ende des Hilpoltsteiner Traditionsunternehmens.

Rennwagenpiloten mit roten Helmen, Monteure in blauer Arbeitskluft, Fernsehteams mit riesiger Kamera und natürlich der Rennleiter mit der schwarz-weiß-karierten Zielflagge: Die unzähligen Figuren, ohne die eine Carrera-Bahn niemals vorstellbar gewesen wäre, kamen von der Hilpoltsteiner Firma Fröha. Im Werk von Hans Frömter in der Freystädter Straße, die auf dem Luftbild von 1968 zu sehen ist, wurde Figur um Figur gegossen, entgratet und in Handarbeit bemalt. Und das im Akkord: "In der besten Zeit haben wir pro Woche 25000 Rennfahrerköpfe geliefert", erzählt Heinz-Jürgen Frömter, der Sohn des Firmengründers. "Wir hatten in unseren besten Zeiten 100 Angestellte, die sich in der Firma oder in Heimarbeit darum gekümmert haben."

Die Idee, Figuren zu pressen, entstand bei Fröha allerdings schon vor der Produktion für Carrera, nämlich 1938. "Damals waren es hauptsächlich Soldaten, auch wenn das heute keiner mehr hören will", sagt Frömter. Allerdings nicht aus Kunststoff, wie man vielleicht vermuten würde, denn diese Technik war damals noch nicht ausgereift. Vielmehr war es eine Masse aus Leim, Kreide, Sägemehl und Faserstoff, die mit Spindelpressen in Metallformen gepresst wurde. Auf diese Weise entstanden nach dem Krieg auch zahlreiche Cowboys und Indianer, aber auch Clownfiguren, Feuerwehrmänner und alles für einen Spielzeugbauernhof wie Bäuerinnen, Knechte, Milchkannen und unzählige Tieren.

"Die großen Aufträge von Carrera waren mit dieser Methode allerdings nicht zu schaffen", sagt Heinz-Jürgen Frömter. Fröha hat damals die ersten Kunststoffspritzmaschinen angeschafft und ein Jahr vor der Aufnahme des Luftbilds, also 1967, den vorderen rechtwinkligen Gebäudeteil für die zusätzlichen Maschinen angebaut. "Ich und mein Bruder Hans-Joachim haben damals schon fest in der Firma mitgearbeitet", erzählt Frömter. "Ich war für das Kaufmännische zuständig, mein Bruder hat sich um die Maschinen und den Bau der Formen gekümmert."
 

Kai Bader