Hilpoltstein
Hilfe aus dem Landkreis für die Himalaya-Region

Spendenaktion "Jeder Bürger ein Euro" unterstützt junge Mädchen - Bernhard Abt berichtet aus Nepal

05.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:05 Uhr
Jede Schule bekommt entsprechend der Anzahl der Schülerinnen im Alter von acht bis zwölf Jahren eine Grundausstattung an Hygieneartikeln. Bislang ist es eine weit verbreitete Sitte, dass Mädchen während ihrer ersten Periode drei Wochen lang aus der Öffentlichkeit verbannt werden. −Foto: Abt

Hilpoltstein/Roth (tis) Mit seinem Aufruf "Jeder Bürger ein Euro" bittet Landrat Herbert Eckstein jedes Jahr die Landkreisbürger um Spenden, die auf mehrere Projekte im In- und Ausland aufgeteilt werden.

Im vergangenen Jahr wurde unter anderem ein Projekt in Nepal unterstützt, einem der ärmsten Länder der Welt. Das Projekt dient der Gesundheitsförderung von jungen Mädchen kurz vor der Pubertät, die in entlegenen Bergregionen in öffentliche, meist schlecht ausgestattete Schulen gehen.

Durch Nichtwissen, Tabuisierung und unhygienische Verhältnisse laufen diese Mädchen Gefahr, Infektionen zu bekommen, deren Konsequenzen letztlich bis zum Schulabbruch führen können. Die "Butterfly Foundation" in Pokhara versucht mit einem breit angelegten Projekt, solche Schulabbrüche durch die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und mit grundlegender Aufklärungsarbeit zu verhindern.

Theoretisch kommen für dieses Projekt 80 öffentliche Schulen in der Annapurna-Gegend in Frage. Aus den Mitteln einer belgischen Förderin wurden bislang 25 Schulen in das Projekt einbezogen, aus den Mitteln aus der Rother Spendenaktion kamen jetzt 25 weitere Schulen dazu. Bernhard Abt, der Geschäftsführer des Rother Kreisjugendrings, und seine Partnerin Brigitte Kayser begleiten dieses Projekt als Leumund für die Spendengelder. Von Mitte Oktober bis Anfang November waren sie zu Besuch in Nepal, ließen sich die Kosten erläutern, Belege vorlegen und die Arbeit genau schildern.

Dazu gab es ein ausführliches Gespräch mit dem Gründer und Vorsitzenden der "Butterfly Foundation", Govinda Raj Pahari, sowie den beiden zuständigen Sozialarbeiterinnen Rada Peral und Mina Peral. Laut dem Vorsitzenden werden zunächst alle Einrichtungen aufgesucht und nach mangelnden hygienischen Verhältnissen und weiteren Defiziten bewertet. Anschließend werden die Schulen und Lehrer über die Projektplanung informiert und Absprachen für das weitere Vorgehen getroffen, so Pahari. Erst danach beginnt die eigentliche Arbeit der Sozialarbeiterinnen.

"Unsere Mitarbeiterinnen veranstalten Fortbildungen für Lehrerinnen, führen Elternabende durch und klären die Mädchen im vorpubertären Alter auf. " Jede Schule bekomme entsprechend der Anzahl der Schülerinnen im Alter von acht bis zwölf Jahren eine Grundausstattung an Hygieneartikeln. Wenn nötig, werden außerdem getrennte Mädchentoiletten eingerichtet und mit speziellen Abfalleimern ausgestattet.

Bernhard Abt wollte im Gespräch mit der Sozialarbeiterin Rada Peral wissen, worin die größten Herausforderungen bei ihrer Arbeit liegen. Das seien vor allem die mangelnden Kenntnisse bei den Mädchen, ihren Eltern und sogar bei den Lehrerinnen. "Das macht unsere Arbeit alles andere als einfach", berichtet die Foundation-Mitarbeiterin. "Immerhin nimmt die weit verbreitete Sitte ab, die Mädchen während ihrer ersten Periode drei Wochen lang einfach wegzuzerren. " Problematisch sei außerdem, dass viele Eltern nicht immer an den Elternabenden teilnehmen, was eine intensive Nacharbeit seitens der Schule erfordere. Das Hauptziel sei es, die Lehrerinnen so weit zu qualifizieren, dass sie sich trauen, die Thematik ganz ohne Scheu mit ihren Schülerinnen zu besprechen.

"Und wie reagieren die Mädchen auf solch intime Fragen? ", wollte Abt weiter wissen, der aus seiner eigenen Arbeit als Sozialpädagoge die Problematik der Vermittlung solch schwieriger Themen kennt. Zunächst falle die Reaktion äußerst scheu aus, weil die Mädchen traditionell nicht gewohnt seien, so offen zu sprechen. "Das haben sie weder in der Schule noch zu Hause jemals erlebt", erläuterten die Sozialarbeiterinnen. "Dass ihnen das auch noch anhand von Demonstrationsobjekten im Rahmen allgemeiner sexueller Aufklärung gezeigt wird, ist für sie erst einmal unvorstellbar. "

Die Rückmeldungen der Schulen, die sich zur Teilnahme an dem Projekt verpflichtet haben, fällt laut Govinda Raj Pahari positiv aus. Das Projekt führe zu weniger Fehlzeiten, weniger Schulabbrüchen und sogar zu einer erfreulichen Zusammenarbeit mit den Eltern, trotz des kleinen Obolus', den diese für Hygieneartikel für ihre Mädchen entrichten müssten.

Auch heuer lädt Landrat Herbert Eckstein wieder alle Bürger des Landkreises dazu ein, einen Betrag für soziale Zwecke zu spenden - sei es für Projekte in der Region oder in der weiten Welt.