Helene Sarres tritt Ausbildung trotz Handicap an

Gehörlose Frau kommt in ihrer Lehre zur Industriekauffrau im Betrieb und der Berufsschule sehr gut zurecht

06.12.2019 | Stand 02.12.2020, 12:27 Uhr
Helene Sarres zeigt ihren neuen Ausbildungsplatz. −Foto: Arbeitsamt

Weißenburg - Die Woche der Menschen mit Behinderung vom 2. bis 6. Dezember sollte Arbeitgebern Mut machen, auch Menschen mit Handicap zu beschäftigen.

Wie gut das gelingen kann, zeigt das Beispiel von Helene Sarres: Die gehörlose junge Frau hat bei bei der Firma Nifco Germany in Weißenburg einen Ausbildungsplatz als Industriekauffrau gefunden.

Die 17-jährige Weißenburgerin ist von Geburt an taub. Cochlea-Implantate übernehmen jedoch teilweise die Funktion der beschädigten Teile des Innenohrs. Zusätzlich kann sie von den Lippen ablesen. Im Alltag merkt man deshalb von ihrer Behinderung fast nichts. Sarres ging in die Realschule in Weißenburg, erwarb die Mittlere Reife und wollte unbedingt Industriekauffrau werden. Diese klare Entscheidung hat sie durch Praktika in unterschiedlichen Bereichen gefestigt. Sie war zum Beispiel im Kindergarten, in der Apotheke und in verschiedenen Industriebetrieben. Danach hatte sie mehrere Angebote zur Auswahl und hätte auch im öffentlichen Dienst Chancen gehabt.

Sarres entschied sich für Nifco. Jedoch nicht vorrangig wegen deren Produkte, sondern weil sie sich im Praktikum sehr wohl gefühlt hat. "Die Kollegen waren sehr nett und haben mir sofort etwas zugetraut", sagt sie. Ein Kriterium war auch, dass der Betrieb in Weißenburg ansässig ist.

Das Praktikum war auch für Michaela Gabler, Ausbilderin bei Nifco Germany, ausschlaggebend. "Wir wollten sie einstellen, weil sie die Helene ist", sagt sie. Ihre Behinderung spielte dabei keine Rolle. Weder wollte man explizit jemanden mit Behinderung einstellen, um die Schwerbehindertenquote besser zu erfüllen, noch war die Firma an Zuschüssen interessiert. Das ist jedoch ein Nebeneffekt, denn die Agentur für Arbeit zahlt für Helene einen Ausbildungszuschuss von monatlich rund 215 Euro.

Theoretisch könnten auch ein besonderes Telefon oder andere technische Hilfsmittel finanziert werden. Doch das ist nicht notwendig, denn Helene telefoniert ohne spezielle Ausrüstung. Überhaupt läuft alles "ganz normal", wie Michaela Gabler betont. Sarres absolviert die praktische Ausbildung im Betrieb und besucht die Berufsschule in Gunzenhausen - wie alle anderen Azubis auch.