Hilpoltstein
Heimatgeschichte in Wort und Schrift

Führungen und Vorträge des Landkreises finden großen Zuspruch - Bücher zeigen Entwicklung der Orte

13.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:23 Uhr
Karl-Heinz Keller und Christa Kauschka (Mitte) werden mit dem Landersdorfer Stier samt Urkunde ausgezeichnet. Es gratulieren Landrat Herbert Eckstein (rechts) und sein Stellvertreter Walter Schnell. −Foto: Ruckriegel

Hilpoltstein (HK) Einen Überblick über den aktuellen Stand in der Heimatpflege hat Landrat Herbert Eckstein bei der Vorstellung der neuen "Heimatkundlichen Streifzüge" am Mittwoch in Heideck gegeben. Bei dieser Gelgenheit zeichnete er Karl-Heinz Keller und Christa Kauschka für ihre Verdienste um die Heimatforschung aus.

In seinem Rückblick erinnerte Landrat Herbert Eckstein an das heimatkundliche Jahresthema habe "Vom ewig' Leben - Friedhöfe und Grabdenkmäler". Durch vielfältige Führungen und Vorträge habe der Landkreis hier eine große ehrenamtliche Unterstützung erfahren, um den Bürgern ihre Heimat näher zu bringen.

Gleich mehrere heimatkundliche Projekte hätten das zu Ende gehende Jahr ausgezeichnet: Zum einen sei man der Geschichte der Exulanten in Franken nachgegangen. In Kooperation zwischen der Gemeinde Kammerstein und der Eisenstraße Niederösterreich werde die Geschichte der Exulanten in einem Kooperationsprojekt anschaulich aufgearbeitet. Entstanden sei ein Film über die Glaubensflüchtlinge sowie ein Schulfilmprojekt mit Kindern aus Österreich und Kammerstein. Für 2019 sei eine Ausstellung zur Geschichte der Exulanten in Planung.

Daneben habe es einen Projekttag des Lehramtsseminars der angehenden Mittelschullehrer gegeben. Es stand unter dem Motto "Geschichte lebendig erleben: Zeitzeugengespräche nutzen für den Unterricht am Beispiel Flucht und Vertreibung".

Der Landrat würdigte anschließend die Zusammenarbeit der Kreisheimatpflege mit dem Haus des Deutschen Ostens. An der Anton-Seitz-Mittelschule in Roth sei mit der Fachlehrerin Susanne Schöll das Schulprojekt "Essen und Trinken, Identität und Integration" umgesetzt worden.

Herbert Eckstein nannte eine Reihe von heimatkundlichen Büchern und Schriften, die heuer erschienen sind. So zum Beispiel ein Buch über das 600. Ortsjubiläum von Petersgmünd, über Wassermungenau und über die Flüchtlinge, die nach 1945 nach Röttenbach kamen. Weiter gab es ein eigenes Werk über "Das Brot des Schriftsetzers". Die kreisgeschichtliche Bücherei im Hilpoltsteiner Haus des Gastes sei "ein wertvolles heimatkundliches Gedächtnis des Landkreises".

Das Motto des diesjährigen "Tag des offenen Denkmals" sei "Entdecken was uns verbindet" gewesen. Hierzu seien Führungen in Allersberg, Kühedorf, Georgensgmünd, Roth, Kleinschwarzenlohe und Röthenbach / Sankt Wolfgang angeboten worden. An der Informationsfahrt für Heimatkundler hätten 74 Personen teilgenommen. Die Fahrt habe nach Ingolstadt, Donaumoos und Nassenfels geführt.

Es gebe eine große Vielfalt der Museumslandschaft im Landkreis, hob der Landrat hervor. Vom Archäologiemuseum bis zum virtuellen Museum in Schwanstetten, vom Eisenhammer bis zum Klöppelmuseum reiche das Spektrum. Auch attraktive Sonderausstellungen wie die Ausstellung über Josef Schülein "Vom Tuchhandel zum Brau-Imperium" im Hilpoltsteiner Museum Schwarzes Roß und "Altes Spielzeug neu entdeckt" im Fabrikmuseum Roth seien mit Interesse aufgenommen worden. Ein Highlight sei auch die Eröffnung der musealen Ausstellung im Allersberger Gilardihaus über den Christbaumschmuck in Allersberg gewesen. Für die beiden Museen auf Burg Abenberg plane man eine Neukonzeption.

Das Museum "Fundreich Thalmässing" feierte dieses Jahr sein 30. Jubiläum. Seit Juni 2018 gebe es eine Sonderausstellung zu Funden bei Landersdorf zu sehen. Die Diplom-Prähistorikerin Petra Härtl habe einen neuen Museumsführer erstellt und Schüler der sechsten Klasse der Mittelschule Thalmässing hätten einen Museumsführer für Kinder aufgelegt.

Landrat Herbert Eckstein würdigte schließlich die große ehrenamtliche Unterstützung des Museums "Fundreich" durch den Arbeitskreis Vorgeschichte. Mit Stolz erfülle ihn, dass der Stieranhänger von Landersdorf als einer von 100 "Heimatschätzen" in Bayern ausgezeichnet worden sei. Der Historische Eisenhammer Eckersmühlen sei dieses Jahr mit dem Bayerischen Heimatpreis ausgezeichnet worden.

Große Ehre für umtriebige Forscher

Karl-Heinz Keller und Christa Kauschka sind mit dem Landersdorfer Stier ausgezeichnet worden. Jedes Jahr, wenn das neue Heft der „Heimatkundlichen Streifzüge“ des Landkreises  vorgestellt wird, zeichnet Landrat Herbert Eckstein  Persönlichkeiten aus, die sich um die Heimatkunde im Landkreis Roth verdient gemacht haben. Neben einer Urkunde erhalten die Geehrten den sogenannten Landersdorfer Stieranhänger überreicht. Dies ist die bronzene Nachbildung eines Fruchtbarkeitssymbols. Das Original wurde 1983 bei der Freilegung von Gräbern aus der frühen Keltenzeit – etwa 450 bis 350 vor Christus – bei Landersdorf, Gemeinde Thalmässing, gefunden.

In diesem Jahr zeichnete Landrat Herbert Eckstein in der Stadthalle Heideck Pfarrer i.R. Karl-Heinz Keller aus Thalmässing und Christa Kauschka aus Röttenbach aus. Karl-Heinz Keller, ein gebürtiger Thalmässinger und  widmet sich seit 1985 voll und ganz seiner Passion, der Erforschung der Geschichte der Exulanten. Durch sein Jahrzehnte langes akribisches Erforschen von Namen, Daten und den dazugehörigen Geschichten der österreichischen Glaubensflüchtlinge habe er einen wesentlichen Beitrag zur Heimatkunde geleistet, würdigte Landrat Herbert Eckstein in seiner Laudatio.

So habe Keller insbesondere durch sein Wirken als Pfarrer in der Kirchengemeinde Kammerstein die Exulantenforschung nach vorne gebracht. „Seine Schriften zu den Exulanten im evangelisch-lutherischen Dekanat Schwabach sind für Heimat- und Familienforscher eine wertvolle Quelle“, so der Landrat.  „Mit seinen Exulanten-Reisen ist es ihm gelungen, Brücken zwischen der alten Heimat in Österreich und der neuen Heimat in Franken zu bauen.“ 
Als „Vater der Exulanten-Forschung“ habe Keller dauerhafte Freundschaften und Verbindungen geschaffen, die bis heute anhielten. Als gebürtiger Thalmässinger sei Karl-Heinz Keller den Heimatfreunden „Land um Stauf“ besonders verbunden.

Die zweite Persönlichkeit, die mit dem Landersdorfer Stieranhänger ausgezeichnet wurde, ist Christa Kauschka aus Röttenbach. „Christa Kauschka ist eine vielfältig engagierte Frau mit vielen Talenten“, lobte Herbert Eckstein. „Sie ist eine Macherin, ein Motor mit Ecken und Kanten.“ Christa Kauschka könne Menschen motivieren und sei immer „authentisch“. Mit ihrem Mann Herbert bilde sie ein starkes Team.
„20 Jahre hat sie als Vorsitzende des Heimat- und Gartenbauvereins und als Gemeinderätin in ihrem Heimatort Röttenbach Impulse gegeben, Ausstellungen organisiert und Ideen oft selbst umgesetzt“, berichtete der Landrat weiter. Mit dem von ihr herausgegebenen Heimatbuch  sei es ihr 2014 gelungen, die Geschichte Röttenbachs gemeinsam mit vielen Autoren aufzuarbeiten. Das zweite Werk, 2018 herausgegeben, habe mit Zeitzeugen die Flucht- und Vertreibungsgeschichte der „neuen“ Mitbürger dokumentiert. „Es trägt dazu bei, die Verbindungen der alten mit der neuen Heimat bewusst zu stärken“, schloss Landrat Herbert Eckstein.
 

Robert Unterburger