Heideck
Nach Missbrauchsvorwurf: Pfarrer kehrt zurück

Geistlicher nimmt nach Einstellung des Ermittlungsverfahrens seinen Dienst in der Heidecker Pfarrei wieder auf

14.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:52 Uhr

Kaplan Dominik Pillmayer eröffnet den Gläubigen nach der Messe in Liebenstadt am Sonntagvormittag, dass Heidecks Pfarrer noch in dieser Woche zurückkehrt - Foto: Bader

Heideck (HK) Heidecks Pfarrer kehrt am kommenden Samstag in seine Gemeinde zurück. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat das Ermittlungsverfahren gegen den Geistlichen wegen sexuellen Missbrauchs eingestellt.

In den Wochenendgottesdiensten haben die Gläubigen der Pfarrei jetzt von dieser Entwicklung erfahren, die sie im vergangenen Jahr in den Grundfesten erschüttert hatte. Heidecks Pfarrer war am 20. August des vergangenen Jahres verhaftet worden. Ihm wurde vorgeworfen, sich zwischen 1988 und 2001 an seiner früheren Wirkungsstätte in der Oberpfalz an einem minderjährigen Jungen vergangenen zu haben. Der Pfarrer kam in Untersuchungshaft, wurde aus dieser jedoch noch im November 2013 wieder entlassen. Jetzt tritt er seinen Dienst in Heideck wieder an.

Dass er an seinen alten Wirkungskreis zurückkehrt, ist laut Martin Swientek, dem Pressesprecher des Bistums Eichstätt, „nur die logische Konsequenz“. Der Pfarrer sei nach seiner Verhaftung nur freigestellt worden. Da sowohl die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft als auch die kirchenrechtliche Voruntersuchung „keinen Anhaltspunkt“ ergeben hätten, dass die Vorwürfe berechtigt seien, trete er jetzt den Dienst wieder an.

Ob ein Pfarrer in seiner Kirchengemeinde nach solch schweren Vorwürfen überhaupt wieder Fuß fassen könne, kann Swientek nicht einschätzen. „Es ist mir bisher kein vergleichbarer Fall bekannt“, sagte er. Räumte aber gleichzeitig ein, dass ein „Gespräch mit Pfarrer und Gemeinde sinnvoll ist“.

Heidecks Kaplan Dominik Pillmayer hat den Heidecker Gläubigen bei der Messe am Sonntagmorgen in Liebenstadt mitgeteilt, dass ihr Pfarrer wieder zurückkommt. Er verlas dazu allerdings auch nur die Pressemitteilung des Bistums. Zuvor hatte Pillmayer noch über die Freude gepredigt, die Jesu allen Gläubigen bringe. Ob diese sich allerdings auch über die Rückkehr ihres Pfarrers freuen, bleibt offen. Als die rund 50 Gläubigen nach der Messe die Kirche verließen, wollte sich keiner dazu äußern. Auf Nachfrage gingen sie entweder kopfschüttelnd weiter oder es kam dazu nur ein kurzes „Ich sage dazu nichts“.

„Wir müssen den Menschen einfach Zeit geben, dass sich diese Mitteilung setzen kann“, betonte Pillmayer. „Die Gläubigen haben nach der Verhaftung des Pfarrers Zeit gebraucht und so werden sie auch jetzt Zeit brauchen.“ Pillmayer hat seit der Mitteilung des Bistums allerdings noch nicht mit dem Pfarrer gesprochen. „Wir hatten aber nach seiner Verhaftung immer wieder einmal telefonischen Kontakt“, so Pillmayer. „Er hat einfach angerufen, wenn es ihm zeitlich möglich war.“

Im Gegensatz zu Pillmayer hat Ludwig Roith, der Heidecker Kirchenpfleger und Mitglied der Kirchenverwaltung, den Heidecker Pfarrer nach seiner Verhaftung auch persönlich getroffen. „Er war anfangs unheimlich niedergeschlagen, doch mit der Zeit wurde er aufgeweckter“, sagt Roith. Er habe kein Problem damit, wenn der Geistliche jetzt wieder in Heideck arbeitet. „Ich bin vorher mit ihm ausgekommen, ich werde auch jetzt mit ihm auskommen.“ Roith hegt allerdings Zweifel, ob der Pfarrer wirklich aus freien Stücken nach Heideck zurückkehrt. „Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er selbst willens ist“, sagte Roith. Wie die Heidecker Gläubigen zu ihrem Pfarrer stehen werden, kann allerdings auch er nicht einschätzen.

Siegfried Allmannsberger, der Vorsitzende des Heidecker Pfarrgemeinderats, wollte sich zur neuen Entwicklung nicht äußern. Er ließ am Telefon von seiner Frau ausrichten, dass er dazu nicht Stellung nehmen will. Sein Vorgänger im Amt, Jürgen Streit, ist jedoch zuversichtlich. „Ich freue mich, dass er wieder da ist“, sagte er. „Es zeigt doch, dass an den Vorwürfen nichts dran war und nichts dran ist.“ Noch pragmatischer sieht das Bruno Herzog, der früher Mesner in Heideck war und jetzt Mesner in Liebenstadt ist: „Wir nehmen, was kommt.“

Heidecks Pfarrer wird Pillmayer zufolge am Samstag, 20. Dezember, um 18.30 Uhr gemeinsam mit Bischof Gregor Maria Hanke den Vorabendgottesdienst in der Heidecker Stadtpfarrkirche zelebrieren.