Heideck
Mit Pyramiden auf Strahlenfang

Die Heidecker Firma Frankonia baut Absorberhallen zur Prüfung elektronischer Bauteile

18.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

In einer Absorberhalle der Heidecker Firma Frankonia testet der Ingolstädter Autobauer Audi seine neuen Fahrzeugmodelle. - Foto: Frankonia

Heideck (HK) Wer Fernseher, Autos oder Herzschrittmacher baut, muss sicherstellen, dass die Elektronik nicht verrückt spielt, wenn beispielsweise ein Handy daneben liegt. Oder dass jenes danebenliegende Mobiltelefon weiterhin funktioniert. Um so etwas messen zu können, baut die Heidecker Firma Frankonia ganz spezielle Prüflabore.

Riesige, beigefarbene Pyramiden ragen von den Wänden in den Raum, wachsen von der Decke wie Stalaktiten in Richtung Boden. Was im ersten Moment an die Schaumstoffpyramiden eines schalldichten Raums für Musikaufzeichnungen erinnert, ist kein Schaumstoff, und auch nicht geeignet, um Schall zu schlucken.

Was in den Prüflaboren der Heidecker Firma Frankonia gemessen und an den Pyramiden absorbiert wird, sind elektromagnetische Wellen, die jedes Gerät mit elektronischen Komponenten aussendet. "Oder wir testen, wie störanfällig ein Produkt ist, wenn genau solche Wellen auf den Prüfling einprasseln", sagt Daniel Feyerlein von der Firma Frankonia. Der Überbegriff dafür nennt sich EMV, also die elektromagnetische Verträglichkeit von elektrotechnischen Bauteilen.

Der Aufbau einer solchen Absorberhalle ähnelt fast einer überdimensionalen Mikrowelle: eine Metallhülle, die vor Strahlung von innen wie außen schützt, dazu eine Antenne, die Strahlung sendet oder empfängt, und ein Drehteller. Denn auf genau einen solchen kommt der Prüfling - sei es ein mickriger Prozessor einer Kaffeemaschine oder ein komplettes Flugzeug - wofür Frankonia auch gern mal eine mehrere hundert Quadratmeter große Halle baut. "In einer Ecke des Raums steht dann die Antenne und misst, während sich der Teller dreht. Dann können wir sehen, welche Strahlung das Objekt in jede Richtung aussendet", sagt Feyerlein. Was sonst an Strahlung von dem Objekt ausgeht, was also nach oben oder zur Seite abgestrahlt wird, wird von Absorberpyramiden geschluckt oder so weit abgeschwächt, dass die Ergebnisse nicht beeinflusst werden.

Die Hülle der Absorberhalle ist ein sogenannter faradayscher Käfig, also eine überdimensionale Stahlkiste, die Strahlung abschirmt. An ihr sind die speziellen Pyramiden angebracht. Und diese sind auch die herausragende Innovation der Heidecker Firma.

Der Unterbau dieser Gebilde besteht aus Platten aus Kalziumsilikat - ein Material, das auch auf dem Bau zur Wärmedämmung für den Brandschutz verwendet wird. Darauf klebt eine dünne Metallfolie, die die elektromagnetischen Wellen auffängt. Zuletzt wird die Pyramide mit einem Glasfasergewebe ummantelt, um die Konstruktion zu schützen. Was an Strahlung auf diese spitzen Körper trifft, wird zu einem Teil geschluckt und von Pyramide zu Pyramide abgeschwächt.

"Wer sonst noch solche Labore baut, verwendet statt unseres starren Aufbaus Schaumstoff oder styroporähnliches Gewebe, das mit Karbon versetzt wird", sagt Feyerlein. Auch das funktioniert, aber: "Unsere Konstruktion ist nicht brennbar, unsere Konstruktion altert nicht und bei unserer Konstruktion haben alle Pyramiden hunterprozentig die gleichen Eigenschaften."

Ein Grund, warum nicht nur viele Firmen von Anfang an auf die Technik von Frankonia setzen, sondern warum auch viele Firmen ihre Prüflabore umrüsten lassen. "Wenn in unseren Absorberhallen zum Beispiel ein Auto verbrennt, dann brennt das Auto und sonst nichts", sagt Feyerlein. "Bei anderen brennt der Schaumstoff und entwickelt noch dazu giftige Gase."

Die Firmen, die bei Frankonia kaufen, könnten sich also teuere Löschanlagen sparen, erklärt Feyerlein. Doch der aufwendige Bau der Pyramiden - zum größten Teil in Handarbeit - kostet viel Geld. "Wenn also einer ein möglichst billiges Labor will, können wir gleich wieder einpacken", sagt Feyerlein. Doch das müssen sie selten. Nicht umsonst haben alle deutschen Autohersteller, so auch Audi in Ingolstadt, ein Prüflabor der Heidecker Firma. Und auch der TÜV Rheinland setzt auf das Können von Frankonia und hat eine große Absorberhalle im kalifornischen Silicon Valley bauen lassen, die Anfang März eröffnet worden ist.