Heideck
Der Schlüssel des Heiligen Petrus

Hilpoltsteiner Pfarrarchivar Manfred Seitz erzählt die Geschichte der Gegenreformation in Heideck

13.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

Auch die Türe zur Heidecker Friedhofskirche wurde bei der Gegenreformation mit dem "St. Peters-Schlüssel" geöffnet. Das heißt, sie wurde gewaltsam aufgebrochen. - Foto: Schultheiß

Heideck (evs) Im Rahmen des heimatkundlichen Jahresthemas "500 Jahre Reformation, gegen Ablasshandel und Fegefeuer" erstellten die evangelischen Kirchengemeinden von Allersberg, Hilpoltstein und Heideck-Alfershausen gemeinsam eine große Ausstellung, die noch bis zum Buß- und Bettag im Museum "Schwarzes Roß" präsentiert wird. Im Rahmenprogramm informierte Manfred Seitz nun im evangelischen Gemeindehaus in Heideck über die Zeit der Gegenreformation in der Stadt und der Umgebung.

Manfred Seitz ist katholischer Pfarrarchivar in Hilpoltstein. Ein großer Vorteil der von den Nürnbergern 1542 hier eingeführten Reformation war, dass die Pfarrer alle Taufen, Trauungen und Sterbefälle exakt in Matrikelbücher eintragen mussten. "Sie sind eine wertvolle Quelle für die Geschichte der Orte", sagte Seitz. Für Heideck und Umgebung sind viele Geschichten überliefert, die Manfred Seitz den bald 50 Interessierten lebendig erzählte und mit zahlreichen Lichtbildern illustrierte.

In einem ganz kurzen Streifzug über die Reformationszeit erläuterte Seitz, dass in den Ämtern Hilpoltstein, Allersberg und Heideck schon nach acht Tagen alle evangelisch waren. "Die Pfarrer wurden dadurch evangelisch, dass sie heiraten sollten." Schule und Kirche waren eng verbunden, schließlich sollten die Leute die nun erstmals ins Deutsche übersetzte Bibel lesen können.

Der Landesherr Philipp Ludwig stand treu zum lutherischen Glauben und machte das verschuldete Fürstentum zu einem evangelischen Musterland. Seine Söhne Wolfgang Wilhelm, Johann Friedrich und August wurden fromm erzogen, sprachen mehrere Sprachen und reisten viel herum, "sie waren Global Players", sagte Seitz. Er, der in Hilpoltstein immer wieder als Pfalzgraf Johann Friedrich auftritt, sagte: "Mein Bruder Wolfgang Wilhelm kam in München in Kontakt mit den Jesuiten, damals der €šPrivatarmee €˜ des Papstes". Er heiratete 1613 die Schwester des katholischen bayerischen Herzogs im Rahmen einer ökumenischen Trauung, bei der sehr darauf geachtet wurde, dass keine der Seiten durch Texte vergrämt wird. Allerdings war der Bräutigam kurz vor der Trauung schon katholisch geworden. "Für seinen evangelischen Vater brach die Welt zusammen, er wollte ihn enterben, starb aber kurz vor der Unterzeichnung", erklärte Seitz. Im Jahr 1627 ging Wolfgang Wilhelm die Gegenreformation an. Die Jesuiten kamen mit Simon von Labrique von Pleinfeld her und ließen sich die Kirchen öffnen - oder öffneten sie bei Widerstand selbst mit dem "Schlüssel des Heiligen Petrus", gewaltsam also, zum Beispiel in Schlossberg oder an der Friedhofskirche in Heideck. Die Leute mussten in kleineren Gruppen den Huldigungseid auf den Landesherrn schwören. In weniger als drei Tagen war das Amt Heideck katholisch.

Auf Nachfrage erläuterte Seitz, was geschah, wenn die Leute nicht katholisch werden wollten. Es war verboten, anderswo in die Kirche zu gehen, beispielsweise im evangelischen Eckersmühlen. Ein Druckmittel war auch, Verstorbene nicht mehr zu beerdigen. Oder die Familien bekamen einige Soldaten ins Haus, die versorgt werden mussten.

Pfalzgraf Johann Friedrich in Hilpoltstein dagegen blieb evangelisch und mit ihm der Hof. Diesem schlossen sich nun diejenigen als Hofbäcker- und Metzger an, die ihren evangelischen Glauben behalten wollten. Kompliziert wurde es, weil bei den Katholiken der gregorianische Kalender galt, der um zehn Tage differiert. "So hatten die einen Fasttag, wenn die anderen schlachteten, oder Feiertag, wenn für die anderen Arbeitstag war und sie Mist fuhren." Das führte natürlich zu Reibereien.